Gutes Klima herrscht für Weinanbau im Douro-Tal. Foto: Weingut Quinta do Monte Xisto/Nicolau de Alameida

Was die Winzer an Weihnachten trinken: auf keinen Fall günstig, sondern edle Gewächse aus aller Welt oder direkt vom Nachbarn und durchaus auch den eigenen Wein. Tipps von Rainer Schnaitmann, Matthias Aldinger und Moritz Haidle.

Fellbach - Kaum zu glauben, aber an manchen Tagen vergisst selbst der Schwabe seine Sparsamkeit. Weihnachten ist so ein Anlass, an dem (im kleinen) Kreis der Familie auch mal eine teurere Flasche geöffnet werden darf. Damit wir hier keinen Fehler machen, bedient sich der Lesestoff der Expertise von ausgewiesenen Fachleuten, wir haben uns auf Weingütern umgehört, was dort an den Feiertagen in die Gläser kommt!

Rainer Schnaitmann aus Fellbach etwa geht die Sache „ganz bodenständig“ an, mit einfachem Essen. Da im kommenden Jahr das 25-jährige Bestehen des Weinguts gefeiert wird, müsse er dazu ein paar ältere Jahrgänge seines eigenen Weins öffnen. Aber er freue sich auch auf einen Riesling Landgeflecht seines Kollegen Peter-Jakob Kühn aus dem Rheingau (90 Euro), und da er am ersten Weihnachtsfeiertag Geburtstag habe, öffne er eine Flasche Sekt vom Weingut Raumland.

Spitzenweine für Spitzenwinzer

Während Moritz Haidle in nachbarschaftlicher Verbundenheit einen Lemberger GG vom Weingut Ellwanger in Winterbach genießt, nutzt Matthias Aldinger die Feiertage zur Fortbildung. Bei allen Weinführern, die zuletzt erschienen sind, steht sein Weingut ganz vorne im Anbaugebiet. Genau diese Beurteilung nimmt ihn quasi in die Pflicht! Am ersten Feiertag gibt’s zum Beispiel eine Vertikale von der Domaine Trapet im Burgund, die Preise hier lassen selbst einen verschwendungssüchtigen Schwaben schlucken. Aber Matthias Aldinger erklärt das ganz einfach: Wer Weltklasse produzieren will, der muss sie auch trinken. Am zweiten Feiertag zum Beispiel die Grande Cuvée von Krug Champagne, „immer noch für mich das Beste aus der Champagne“. So wie sein Sekt erst jetzt wieder als der beste Deutschlands ausgezeichnet worden ist.

Ach, und an Heiligabend gibt’s keinen Trollinger, sondern den Monte Xisto Douro, einen Portugiesen, der noch unbekannt und deshalb preiswert sei. In der Weltklasse ist das relativ, aber tatsächlich ist der Wein ein Monument. Ein authentischer Tropfen, der mehr als viele Bordeaux bietet. Vor allem aber Individualität!

Das Urteil der Weinrunde 

Holger Gayer Der Wein ist wunderschön, vielschichtig mit Preiselbeere, Wacholder und vor allem wilden Kräutern. Ein wenig erinnert er sogar an Lemberger.

Kathrin Haasis Ich oute mich mal wieder als Mainstream-Trinker: Der Wein ist ohne Zweifel besonders, frisch, elegant, würzig, aber mir fehlt die weiche Note.

Harald Beck Abgesehen davon, dass am Heiligen Abend eigentlich stalltaugliche Bescheidenheit angesagt ist – dieser Wein ziert jedes fulminante Festtagsmenü.

Monte Xisto Douro 2018, Quinta do Monte Xisto, 58,40 Euro, bei Weinhandlung Bernd Kreis, Böheimstraße 43.