Diana Hörger und der Kabarettist Fatih Cevikkollu im Gespräch Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Beim zweiten Weindorf-Treff von Stuttgarter Nachrichten und SWR gaben am Donnerstag Comedian Fatih Cevikkollu und Wilhelma-Direktor Thomas Kölpin Einblicke in ihre Welt.

Stuttgart - Thomas Kölpin ist seit 2014 Direktor der Wilhelma, aber im Alltag kommt der Kontakt mit den Tieren oft zu kurz. Zum Chefsein gehört nämlich viel Verwaltungsarbeit. Die Zuschauer des Wein-Treffs von Stuttgarter Nachrichten und SWR4 erfuhren am Donnerstagabend in der Laube vor der Alten Kanzlei, wo der Biologe Kölpin das Tiermanko ausgleicht: nämlich daheim. Dort hält er sage und schreibe 30 Schlangen. Zwar keine Giftschlangen, aber immerhin.

Die Moderatoren Tom Hörner (StN) und Diana Hörger (SWR) staunten nicht schlecht, schließlich hausen die Reptilien nicht in Kölpins Junggesellenbude, sondern im Heim der Familie mitsamt seiner Frau und den drei Töchtern. Die jedoch seien schon richtige Schlangenbeschwörerinnen, beruhigte der Direktor. Den Kölner Comedian Fatih Cevikkollu konnte das nicht recht überzeugen.

Er hält es lieber mit Kuscheltieren. An den Koalas, die im kommenden Jahr ins Australienhaus der Wilhelma ziehen sollen, fand er deshalb großen Gefallen. Deren Lebenswandel konnte der Deutsche mit türkischen Wurzeln einiges abgewinnen: ihr Tag besteht aus 20 Stunden Schlaf und einer Eukalyptus-Mahlzeit. Ob Cevikkollu selbst auch so viel schläft, verriet er nicht. Am Abend musste er jedenfalls noch einen Auftritt im Renitenz-Theater bestreiten.

Durch „Alles Atze“ bekannt geworden

Strategisch geschickt machte er seinem Stuttgarter Publikum gleich Komplimente. „Besonders wenn im Frühjahr in der Wilhelma die Magnolien blühen gibt es doch nichts Schöneres in Deutschland“, so Cevikkollu, der gelobte, auch an seinem Schwäbisch feilen zu wollen. Kölsch, Englisch, Deutsch und Türkisch spreche er schon, sagte der Comedian, den die TV-Show „Alles Atze“ vor 20 Jahren bundesweit bekannt machte.

Auf Türkisch bestreitet er ebenfalls ein Bühnenprogramm. „Da geht es aber weniger um Gags, sondern um meine Gedanken.“ Als Deutsch-Türke macht man nämlich spezielle Erfahrungen: als Kind ging es jeden Sommer in drei Tagen 3000 Kilometer weit in die Heimat der Eltern, „im Ford Taunus mit Dachgepäckträger“, so Cevikkollu, aus Platzmangel das alles auch noch im Schneidersitz. „Manche nennen es Yoga, wir nannten es die Hölle“, klagte Cevikkollu über sein Trauma.

Kölpin erzählt von unangenehmer Schlangen-Begegnung

Apropos Trauma: ganz so reibungslos lief es für Thomas Kölpin doch nicht immer mit den Schlangen. Beim Dreh einer TV-Show habe sich einst eine Anaconda in ihm verkeilt. Die sei eigentlich eine Würgeschlange, habe aber auch viele Zähne. „Das war wirklich unangenehm“, erinnerte sich Kölpin, dessen Beziehung mit den Schlangen schon im Studium begann, als er über das Sozialverhalten der Natterschlangen promovierte.

Das Sexualverhalten der Tiere stieß bei den Beteiligten ebenfalls auf erhöhtes Interesse. So erfuhren die Zuschauer, dass man den Geparden-Männlein lieber eigene Gehege lässt. Teilen sie sich eins mit den Weibchen, lässt die Lust schnell nach. „Geparden sind der Prototyp für Fernbeziehungen“, so Experte Kölpin. Die faulen Koalas sind sexuell auch nicht zu unterschätzen, trotz – oder gerade wegen – des langen Schlafs. Zur Paarungszeit hetzten sie ordentlich die Bäume rauf und runter, so der 51-jährige Zoodirektor.

Cevikkollu lange ohne Bühnenauftritt

Neben den Schlangen ist Kölpin besonders von Elefanten fasziniert, weil sie komplexen Sozialstrukturen lebten und in der Gruppe stark zusammenhielten. Etwas sozialer dürfte es auch gern wieder auf den Kabarett-Bühnen zugehen, findet der 47-jährige Fatih Cevikkollu. Von Mitte März an hatte er vier Monate lang keine Bühne betreten. Eine harte Zeit. Und vor Autos aufzutreten wie auf dem Kulturwasen ist seine Sache nicht. Nicht mal ein „zärtliches Winken mit den Scheibenwischern“, wie Tom Hörner vorschlug, würde den Comedian in Wallung bringen.

„Wenn ich vor Autos auftreten wollte, wäre ich Verkehrspolizist geworden“, so der Kölner. Immerhin hatte er es im Renitenztheater am Abend nicht mit Autos, sondern mit Menschen aus Fleisch und Blut zu tun. Es geht also aufwärts in der Comedy. Und auch im Zoo: das Projekt, Zwergflusspferde direkt am Neckar anzusiedeln, komme gut voran, verriet Thomas Kölpin.