Das 48. Stuttgarter Weindorf wird an diesem Mittwoch eröffnet. Bis zum 8. September laden 31 Wirte in ihre Lauben zwischen Markt- und Schillerplatz. Zwei Neue sind dabei, und die Stadt versucht, das Sicherheitsgefühl zu erhöhen. Was muss man wissen?
Der erste Schluck Wein gebührte Tino Pietrobelli. Der 60 Jahre alte Zimmermann stand am Dienstag auf dem Dach der Kulturlaube der BW-Bank, sagte seinen Richtspruch auf, den er nach 30 Jahren Aufbau beim Weindorf vermutlich auch im Schlaf daher sagen könnte: „Das schönste Weindorf in Schwaben möge für alle viel Freude haben.“ Am Mittwoch um 11.30 Uhr öffnen die 124 Lauben, die bis 8. September zum gemütlichen Beisammensein einladen.
Wann ist die Eröffnung?
Damit die Amtsträger den Tag auch bei der Arbeit verbringen und nicht mit Viertele und Maultaschen verplempern, wird das Weindorf nach Feierabend eröffnet. Geschäft gibt es schließlich genug. Um 19 Uhr sind Stuttgarts OB Frank Nopper und Verkehrsminister Winfried Hermann dann auf der Bühne im Alten Schloss gefordert, gute Laune zu verbreiten.
Wann ist geöffnet?
Alle anderen müssen allerdings nicht warten, bis der offizielle Teil beendet ist. Bereits um 11.30 Uhr öffnen die 31 Wirte ihre 124 Lauben auf dem Marktplatz, dem Schillerplatz und der Kirchstraße. Geöffnet ist von sonntags bis mittwochs jeweils von 11.30 Uhr bis 23 Uhr. Und von Donnerstag bis Samstag von 11.30 Uhr bis Mitternacht.
Wie sicher ist das Fest?
Der Terroranschlag von Solingen hat Deutschland erschüttert und die Veranstalter vieler Feste vor Herausforderungen gestellt. So auch in Stuttgart. Wie will man die Offenheit des Weindorfs bewahren und zugleich die Sicherheit erhöhen? Eine Antwort darauf will man geben, indem die bereits bestehende Waffenverbotszone in der Innenstadt ausgeweitet wird. Bislang darf man am Wochenende und vor Feiertagen zwischen 20 und 6 Uhr innerhalb des Cityrings, im Stadtgarten bei der Universität und am Hauptbahnhof sowie in der Altstadt und auch beim Bereich vom Charlottenplatz bis zur Staatsgalerie unterhalb der Urbanstraße keine Messer mit einer Klingenlänge von mehr als vier Zentimeter mitführen. „Das werden wir auf die gesamte Öffnungszeit des Weindorfs ausweiten“, sagt Albrecht Stadler, der Leiter des Bereichs Sicherheit und Ordnung des Ordnungsamtes.
Was darf die Polizei?
Nun schützt eine Verbotszone nicht automatisch. „Das ist ein Signal, kein Garant“, sagt auch Stadler. Die Polizei muss dies überwachen und durchsetzen. Aber sie darf nicht einfach jemanden anhalten und durchsuchen. Ohne einen Verdacht ist das nicht erlaubt, das wäre eine sogenannte anlasslose Kontrolle. Die ist nicht erlaubt. Ordnungsbürgermeister Clemens Maier würde das gerne ändern, doch das Polizeigesetz verbietet dies. In jedem Fall wird die Polizei sichtbar sein. Und nein, sie wird den Gästen nicht die Rostbratenmesser wegnehmen, wie manche Witzbolde vermutet haben. Wie bisher schon in der Verbotszone gilt Besteck natürlich nicht als Waffe.
Was ist neu?
Unter den 31 Gastronomen und Wengertern feiert ein Duo Premiere. Die Weinbar Sitt macht einen Abstecher von der Tübinger Straße an den Schillerplatz und bringt das Konzept der Selbstbedienung mit aufs Weindorf. In der „Kulturbar by Sitt Wein“ kann man wie gehabt Wein an der Theke bestellen, aber sich auch selbst per Knopfdruck einschenken. Dieses Konzept wollen die Wirte „einem breiterem Publikum bekannt machen“, sagt Pablo Dahl. Einen weiteren Weg hat die Spelunkerei in ihre Laube Nummer sieben am Schillerplatz. Sie ist in Wangen beheimatet, glänzt dort mit regionalen Klassikern und einer handverlesenen Weinkarte. So kommt sie auch aufs Weindorf. „Eine ehrliche Küche, guten Wein und uriges Ambiente“, gibt es laut Michael Schokatz, „bodenständig mit saisonalen Speisen in Verbindung mit handwerklich erzeugten Weinen.“
Was kosten Speis und Trank?
Da fällt die Antwort schwer bei 31 Wirten, die Dutzende Speisen und Hunderte Weine anbieten, als Viertele, Zehntele und in der Flasche. Wer ein großes Gewächs für 100 Euro die Flasche trinken will, wird ebenso fündig wie der, dem der Qualitätswein für 30 Euro die Flasche reicht. Das Viertele gibt es zumeist für um die 6 Euro, ansonsten liegt es an Geschmack, Vorlieben und der Größe des Geldbeutels, was man ausgeben möchte. Bei Michael Schmücker und Andreas Zaiß gibt es das günstigste Viertele für 5,90 Euro. Für die Getränke haben sie die Preise nicht erhöht, sagen die Weindorf-Wirte unisono, bei den Gerichten allerdings sind sie beide nach der Erhöhung der Mehrwertsteuer von 7 zurück auf 19 Prozent um „40, 50 Cent nach oben“. Viele ihrer Kollegen machen das so, und so zahlt man für Linsen und Spätzle oder Maultaschen im Schnitt um die 18 Euro, für den Rostbraten zumeist über 30 Euro. Eine Suppe ist noch für unter 10 Euro zu haben.