Es ist das erste große Fest in Deutschland nach dem Anschlag in Solingen. Die Aufmerksamkeit ist deshalb groß, nicht nur in Württemberg. Am Mittwoch ist das Weindorf eröffnet worden.
Sie hatten gleich zwei Auftritte auf dem Weindorf an diesem Mittwoch. Am Morgen waren Stuttgarts OB Frank Nopper und Jens Zimmermann vom Bürgerverein Pro Stuttgart auf dem noch leeren Marktplatz und erklärten im Morgenmagazin der ARD, warum auf dem ersten großen Fest in Deutschland nach dem Terrorattentat in Solingen keiner Angst vor einem Besuch haben müsse. Abends standen sie dann auf der Bühne im Alten Schloss und eröffneten das 48. Stuttgarter Weindorf.
Und natürlich war auch dieses Spannungsfeld zwischen Sicherheit und Offenheit noch einmal Thema, dieser Spagat zwischen Lebensfreude, Vorsicht und Trauer. Zimmermann betonte: „Wir als privater Veranstalter eines Festes wie dem Weindorf können und wollen unsere Fläche unmöglich hermetisch abriegeln , zudem noch mitten in der Innenstadt, wenn alle Geschäfte geöffnet sind.“
Man habe seit Samstag viele Gespräche geführt und gemeinsam mit der Stadt und der Polizei wichtige Maßnahmen ergriffen, die der objektiven und subjektiven Sicherheit dienen werden. Das ist die Ausweitung der Waffenverbotszone auf die Öffnungszeiten des Weindorfs. Eine notwendige Reaktion, da sind sie sich alle einig. Und dennoch: „Es ist schade, dass aktuell über unser wunderschönes Fest in der Berichterstattung nur noch über die Sicherheit gesprochen wird.“
Aber nur deshalb interessierte sich auch das Morgenmagazin für das Weindorf, ebenso hatte RTL ein Kamerateam zur Eröffnung geschickt. Doch es wird eben auch ein Fest gefeiert. So erzählte Verkehrsminister Winfried Hermann als Vertreter des Landes und Hausherr im Alten Schloss als Reminisenz an die Tradition der unbefangenen Eröffnungen von der Weinsteige, deren Ausblicke und dem leider verlotterten Weinberg nebenan; und Nopper zitierte die üblichen Reime von Alt-OB Manfred Rommel und Martin Luther.
Doch natürlich erwähnten auch sie die Sorgen, die der Anschlag ausgelöst hat, die Nöte, in die diese Tat Veranstalter und Städte gestürzt hat. „Es darf nicht so sein, dass wir uns diese Feste sparen, weil wir Angst haben“, sagte Hermann. Für Nopper ist klar: „Ja, in der Tat, das Viertele hat gemeinschaftsfördernde Wirkung, erst recht beim Stuttgarter Weindorf. Und das Weindorf gibt uns auch in schwieriger Zeit Lebensmut und Zuversicht. Deswegen ist es richtig, dass wir nach den Schrecknissen von Solingen nichts unversucht lassen, um die objektive und subjektive Sicherheit zu erhöhen, aber dennoch unser Stuttgarter Weindorf gemeinsam begehen.“
Der Versuch diese Balance zu wahren, wurde immer wieder sichtbar auf der Bühne. Man gedachte der Toten von Solingen und der in diesem Jahr verstorbenen ehemaligen Weindorf-Wirte Josef Stritzelberger und Fritz Currle. Und beklatschte gleichzeitig die 31 Wirte, die das Feiern beim Weindorf möglich machen und bis Sonntag, 8. September, zu Essen und Trinken einladen. Zu fröhlichem Beisammensein, wie man das so gerne nennt. Bei diesem Weindorf ist das mehr als eine Floskel.