Kommunikations-Treff Nummer eins: das Weindorf Foto: 7aktuell.de/Adomat

Wer im Gespräch bleiben will, sollte aufs Weindorf gehen. Medien-Profis lernen von Wirten, wie Kommunikation wirklich geht. Dabei erfahren sie mehr als luftige Thesen vom Tresen.

Stuttgart - Wir bleiben im Gespräch. Verbindlicher und besser lässt sich nichts Unverbindliches festzurren. Wer also im Gespräch bleiben will, geht aufs Weindorf. Am besten auf Einladung. Am allerbesten beim sogenannten Get-Together der Kommunikationsbranche, das Breuninger in der Laube von Schmücker’s Ox veranstaltet hat.

Tatsächlich lernen hier gestandene Medienleute von Gastronomie-Profis, wie Kommunikation wirklich geht. Die Chefredakteurinnen der „Petra“ oder des „Cosmopolitan“ etwa. Und natürlich der Gastgeber des Abends, Christian Witt, Kommunikation-Chef von Breuninger. Dozenten des Abends waren Sonja Merz, die Wirtin des Biergartens im Schlossgarten, oder Conny Weitmann, die unter anderem seit 25 Jahren auf dem Sommerfest die Stellung hält. Sie verzapft einem im Gespräch mehr als nur luftige Thesen vom Tresen.

Gäste sind wie ein offenes Buch

Dabei hätte sie viel zu erzählen. Zum Beispiel, wie sich die Gastronomin in jungen Jahren schon wacker gegen eine Hetzkampagne der Zeitung mit den großen Buchstaben zur Wehr gesetzt hat. Oder wie sie auf dem Volksfest im Festzelt ihres Vaters Walter geackert und nonchalant Bombendrohungen („Sie tickt unter der Kapelle“) gemeistert hat. Conny Weitmann glaubt zu wissen, worauf es im Leben wirklich ankommt. Sie hat aufmerksam gelernt. Denn Gäste sind zu vorgerückter Stunde wie ein offenes Buch. Fast nirgendwo kommt man sich näher als an der Theke – oder auf der Bank in der Weindorflaube. Dort werden Geheimnisse gelüftet, Skandale angedeutet, Liebschaften enttarnt oder drohende Pleiten verkündet. Kurzum: Wirte haben großes Wissen – und noch größere Macht. Wehe dem, sie sollten dies eines Tages nutzen. Aber Conny Weitmann will schweigen. Nicht nur weil es ihr Berufsethos verlangt. Es ist vielmehr ihre eigentliche Botschaft an all die Medienprofis des Abends: „Man muss zuhören können.“ Wer unentwegt auf allen Kanälen sendet, wird taub und stumpf für das Wesentliche. So gesehen ist es ein Jammer, dass Frau Weitmann auf dem Weindorf nicht als Wirtin und Zuhörerin präsent ist. „Ich würde ja gern“, sagt sie, „aber es ist so gut wie unmöglich, einen Platz zu bekommen.“

Gemischte Zwischenbilanz

Andererseits hat sie in Gesprächen mit anderen Zuhörern der Branche aufmerksam gelauscht und ist nachdenklich geworden. Alle berichten: Früher hat es sich mehr gelohnt. Das Weindorf sei in diesem Jahr kein Selbstläufer. Die Terrorangst. Die Sommerferienzeit. Der Beginn des Weindorfs gegen Ende des Monats, wenn das Haushaltsgeld knapp wird. Die Hitze. Aber auch der Angriff auf die sparsame Schwabenseele, wenn ein Viertele Trollinger sechs achtzig kostet, kann einem den Laubenbesuch verleiden. Und doch ist und bleibt ein Weindorfbesuch unbezahlbar. Man hört viel, man lernt viel – und: Man bleibt im Gespräch.

Außerdem gesehen wurden: Stuttgarts Marketing-Chef Armin Dellnitz, Christoph Dahl von der Württembergstiftung, Maxi von Bleyle (Dekra), CDU-Stadtrat Fred-Jürgen Stradinger, Verlegerin Dr. Christine Bechtle-Kobarg, Publizistin Karin Endress und viele mehr.