Wie die Füße eines Geckos haften die Teile der Kugelbahn Gecko Run an Oberflächen – egal ob an der Fensterscheibe oder der Schrankwand. Foto: Kosmos

Wie der Stuttgarter Kosmos-Verlag bei der Nürnberger Spielwarenmesse punkten will und warum der Mittelständler verstärkt im Inland produziert.

Auf dem Boden war gestern, es geht in die Senkrechte, heißt es beim Stuttgarter Spieleverlag Kosmos – jedenfalls was die neuartige Kugelbahn Gecko Run angeht, mit der man neben weiteren Neuheiten bei der Nürnberger Spielwarenmesse punkten will. Die Messe beginnt am 1. Februar.

Im Gegensatz zu anderen Kugelbahnen haften die Teile der Bahn wie die Füße eines Geckos mit Nano-Haftpads an glatten Oberflächen. Je nach Tüftlergeist kann sie über Regale, Schränke oder Fensterscheiben quer durchs Kinderzimmer gebaut werden. Im Frühjahr kommt sie in die Geschäfte und soll bei Kosmos für weitere Zuwächse sorgen.

Erfolgreiche Kinderkrimis wie „Die drei ???“

Der Mittelständler, der rund 70 Prozent seines Umsatzes mit Spielwaren und den Rest mit Büchern macht, ist auch 2022 deutlich gewachsen. Der Umsatz kletterte von zuletzt mehr als 150 Millionen auf mehr als 180 Millionen Euro. Besonders erfreulich sind laut Kosmos die zweistelligen Zuwächse beim Experimentieren und bei Puzzles.

Doch nicht nur bei Spielwaren punktete Kosmos, sondern auch bei Ratgebern und Kinderbüchern – darunter erfolgreiche Kinderkrimis wie „Die drei ???“. Zu den drei Detektiven gibt es auch Puzzles und jede Menge Spielsets. Hier verspricht man sich einen weiteren Schub durch den Start des neuen Kinofilms „Die drei ??? – Erbe des Drachen“ am 26. Januar.

Produktion im Inland federt Lieferkettenprobleme ab

Das Jahr 2023 werde aber eine große Herausforderung, sagt Kosmos-Chef Michael Fleissner vor allem mit Blick auf massive Preissteigerungen bei Papier und Energiekosten sowie nach wie vor gestörte Lieferketten. Weil Kosmos auch in Asien produzieren lässt, führte das teilweise zu Lieferproblemen. Um die besser abzufedern, setzt der Verlag verstärkt auf die Produktion im Inland. „Als mittelständisches Familienunternehmen stehen wir zum Standort Deutschland. Daher haben wir auch unsere Produktion in Deutschland ausgeweitet“, sagt Fleissner.

Bei dem zu Kosmos gehörenden Globushersteller Columbus in Krauchenwies (Landkreis Sigmaringen) mit rund 50 Beschäftigen wurden die Produktionskapazitäten ausgeweitet. Nach und nach soll dort der Großteil der Experimentierkästen konfektioniert werden. Im vergangenen Jahr wurde dadurch schon ein Teil der Lieferprobleme bei Experimentierkästen abgefedert.

Auch im Ausland begehrt

In Krauchenwies werden auch die Teile für die neue Kugelbahn – Tracks aus biobasiertem Kunststoff – und Spritzgussteile für die „Catan“-Spiele hergestellt. Man wolle aber auch die Wachstumschancen in internationalen Märkten nutzen – vor allem in den USA und in Asien – sowie die Vertriebsaktivitäten ausbauen, so Kosmos. Mehr als 60 Prozent des Spielumsatzes werden im Ausland erzielt.

Der Spieleverlag hat 2022 besser abgeschnitten als die Spielwarenbranche, die im vergangenen Jahr Schätzungen zufolge im Inland rund 4,7 Milliarden Euro Umsatz machte, was einem leichten Rückgang entspricht. Wie etliche Spielwarenhersteller hat auch Kosmos teils die Preise erhöht. Man habe damit aber die Kostensteigerungen nicht ganz auffangen können.

Der Mittelständler mit 300 Mitarbeitern – davon 200 in Stuttgart – ist für Spiele wie „Catan“ oder „Exit“ bekannt. Seit 2016 hat Kosmos weltweit mehr als 18 Millionen „Exit“-Spiele verkauft, 2022 war das „Exit“-Spiel zu „Herr der Ringe“ laut Branchenranking das meistverkaufte Brettspiel.