Marcel Nguyen ist ins Mehrkampf-Finale eingezogen, dort war allerdings nicht mehr viel zu holen. Foto: Getty Images South America

Für den Stuttgarter Turner Marcel Nguyen war im Olympia-Mehrkampf-Finale nicht mehr viel zu holen. Zufrieden ist er trotzdem.

Rio de Janeiro - Eigentlich wollte Marcel Nguyen (28) bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro keinen Mehrkampf turnen, doch es kam anders. Nach der schweren Verletzung von Andreas Toba in der Qualifikation stand der Stuttgarter in der Pflicht – und machte seine ganz persönliche Kür draus. Er zog wie sein Teamkollege Andreas Bretschneider ins Mehrkampf-Finale ein. Dass dort nicht mehr viel zu holen sein würde, war klar. Zufrieden ist Nguyen trotzdem gewesen. „Es war nicht perfekt, zum Beispiel habe ich bei der Felge am Barren einen Griff nicht hinbekommen. Aber ich bin ohne Absteiger geblieben“, sagte der Stuttgarter, der den Wettkampf als 19. (86,031 Punkte) einen Platz vor Bretschneider (84,965) beendet hatte, „aber es war ein versöhnlicher Abschluss.“ Von den Olympischen Spielen. Aber auch vom Mehrkampf.

Hier geht es zum Olympia-Special.

Nguyen hat der Vielseitigkeit schon länger abgeschworen, er fühlt sich nicht mehr als Mehrkämpfer – und ändert ab sofort seine Strategie. Künftig wird er nur noch an seinen Paradegeräten Barren, Reck und Ringe starten, nicht mehr am Boden, Sprung und Pauschenpferd. Weil ihm die Kraft fehlt, um auch weiterhin an allen sechs Geräten zu arbeiten. Und die Zeit sowieso. Nguyen wird zwar sein Studium der Betriebswirtschaftslehre abbrechen, dafür aber umsatteln auf Sportmarketing. Und versuchen, mit etwas weniger Training für drei Geräte auszukommen – um das Studium nicht wieder schleifen lassen zu müssen. „Auch wenn es sportlich gut gelaufen ist: International war Rio mit ziemlicher Sicherheit mein letzter Mehrkampf“, erklärte der Stuttgarter, „wenn Not am Mann ist, muss ich höchstens in der Bundesliga noch mal ran.“

Hier geht es zum Olympia-Liveticker.

Zuvor allerdings will Nguyen noch ein paar Tage in Rio de Janeiro genießen. Als Sport-Tourist. Leichtathletik steht auf seinem persönlichen Besuchsplan, Basketball – und natürlich Ringen, mit seinem Kumpel Frank Stäbler aus Musberg. Allerdings auch noch mal Turnen. Das Finale am Reck mit Fabian Hambüchen, dem er enorm viel zutraut – sogar Gold. „Er hat sich als Punktbester qualifiziert, und dabei nicht mal eine perfekte Übung gezeigt“, sagte Nguyen, „er muss nun im Endkampf zwar als Erster ans Gerät, aber wenn er richtig einen raushaut, dann ist der Druck für den Rest enorm hoch.“ Und die Chance auf eine Medaille groß, womit Hambüchen die starke Vorstellung der deutschen Turner bei den Olympischen Spielen krönen würde.