Traditionsladen Kurtz: Viel Kindermode, wenig Spielzeug. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Das Ende des Traditionsladens Spielwaren Kurtz ist die Geschichte eines langen Rückzuggefechtes gegen Onlinehandel, Discounter und Drogerien.

Stuttgart - Für Kunden und Mitbewerber ist es ein Ende mit Anlauf: Das Stuttgarter Traditionsgeschäft Spielwaren Kurtz schließt zum Jahresende. Die offizielle Begründung: „Die rückläufigen Frequenzen in der Innenstadt, einhergehend mit den gleichbleibend hohen Mietkosten und dem sich wandelnden Kaufverhalten der Konsumenten zugunsten des Online-Handels, bringen immer mehr stationäre Händler in Bedrängnis.“ Die Coronapandemie tat ihr Übriges: Nun müsse man schon das zweite Jahr infolge ohne das Weihnachtsgeschäft bestreiten. Für Kurtz sei dies ein K.-o.-Kriterium. Denn in der Spielzeugbranche mache man in den sechs Wochen vor Weihnachten rund 50 Prozent des gesamten Jahresumsatzes. Auch die Bitte nach Mietminderung sei erfolglos geblieben.

Veränderung des Sortiments

Dies scheint jedoch nur ein Teil der Wahrheit zu sein. Zuletzt war das Sortiment weder in der Tiefe noch in der Breite vergleichbar mit früheren Zeiten. Seit der Textilhändler Bellybutton International GmbH alle Spielwarenhäuser der Kurtz GmbH von der insolventen Kanz Financial Holding 2020 übernommen hatte, musste sich das Spielwaren-Sortiment die Handelsfläche mit Textilien teilen. Verantwortlich dafür zeichnete Harald Hepperle, der vor seinem Engagement als Geschäftsführer bei Bellybutton noch bei der insolventen Kanz-Gruppe agierte.

Genau genommen begann das Rückzugsgefecht jedoch im Jahr 2013. Damals gab Kurtz seinen repräsentativen Zugang am Marktplatz auf, verkleinerte die Fläche und verlegte den Eingang in die Sporerstraße 8. Was damals zur Überlebensstrategie des Geschäftsführenden Gesellschafters Bernd Stocker gehörte, kritisierte der nachfolgende Category-Manager & Store Manager Stefan Marder nach dem Verkauf an Kanz: „Aus wirtschaftlicher Sicht würde ich heute noch Ja zu der Verkleinerung der Fläche sagen, aber unter dem Aspekt der Warenpräsentation würde ich jetzt Nein sagen.“

Konsumenten entscheiden

Das Grundproblem der Spielzeugbranche ist jedoch bis heute: Nur noch knapp 40 Prozent aller Konsumenten kaufen ihr Spielzeug beim örtlichen Fachgeschäft. 25 Prozent kaufen übers Internet oder bei den Discountern und Drogeriemärkten.

Anmerkung: In einer früheren Version des Artikels wird Stefan Marder fälschlicherweise als Geschäftsführer des Unternehmens Spielwaren Kurtz bezeichnet. Richtig ist die Bezeichnung „Category Manager & Store Manager“. In dem Beitrag wird er mit folgenden Worten zitiert: „Aus wirtschaftlicher Sicht würde ich heute noch Ja zu der Verkleinerung der Fläche sagen, aber unter dem Aspekt der Warenpräsentation würde ich jetzt Nein sagen.“ Herr Marder legt in diesem Zusammenhang wert auf die Feststellung: „Das Zitat ist so aus dem Zusammenhang gerissen und wird falsch verstanden.“