Die Stuttgarter Weißenhofsiedlung, die allerdings gar kein vollgültiges Werk des Bauhauses ist, wurde in nur 21 Wochen gebaut. Das Bild zeigt das Haus von Hans Scharoun. Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

100 Jahre Bauhaus: Experten haben in Stuttgart versucht, mit den Rezepten der historischen Avantgarde die Wohnungsmisere von heute zu lösen. Und nicht nur OB Fritz Kuhn hat bei Begriffen und Konzepten so manches durcheinander gebracht.

Stuttgart - Bei Geburtstagen trinkt man gerne mal etwas mehr, als dem klaren Verstand zuträglich ist. Von Kopfschmerzen am nächsten Morgen abgesehen, hat das meist keine Konsequenzen. Anders bei den Feiern zum 100. Geburtstag des Bauhauses. Die scheinen eine Kollektivbesoffenheit ausgelöst zu haben, in deren Folge die Kunst- und Architekturkritik alle historisch-kritischen Hemmungen vergisst. Kaum ein Tag vergeht, an dem die Dessauer Kreativenschule nicht zur Ahnherrin für irgendeine Design-Errungenschaft der Gegenwart erklärt wird. Ob Tiny Houses, Ikea-Regale oder iPhones – alles, was gut aussieht, halbwegs seinen Zweck erfüllt und ohne Rokoko-Ornamente auskommt, ist plötzlich irgendwie Bauhaus.