Erinnert an die frühere Pracht: das Teehaus im Weißenburgpark Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Der Bopser ist sowohl ein Stadtbezirk als auch ein Berg. Er ist ein Naturparadies in Stadtnähe und beherbergt nicht nur den Fernsehturm und das Teehaus, sondern auch kleinere Sehenswürdigkeiten, die erst auf den zweiten Blick auffallen.

Stuttgart - Wer mit der Stuttgarter U-Bahn die Weinsteige Richtung Stadtmitte herunter fährt, wird bei einer bestimmten Haltestelle feststellen können, ob sich Ortsfremde im Abteil befinden. Denn wenn die Durchsage „Nächster Halt: Bopser“ ertönt, entlockt der ungewöhnliche Name dem ein oder anderen Tourist ein Schmunzeln. Und auch hin und wieder die Frage: „Bopser, was ist das denn?“

Die meisten Stuttgarter Einwohner wissen natürlich, dass mit dem komisch klingenden Namen einen Stadtteil und auch ein Berg bezeichnet wird. An der höchsten Stelle dieses Berges thront der Fernsehturm. Zum Bopser gehört außerdem ein großes Waldgebiet und darunter das Wohngebiet mit architektonisch bemerkenswerten Villen.

„Bopser - klingt wie etwas Lebendiges"

Aber was bedeutet eigentlich der Name, von dem OB Fritz Kuhn im Vorwort des im Silberburg-Verlag erschienen Buches „Der Stuttgarter Bopser“ schreibt: „Klingt wie etwas Lebendiges, das man sehr gern haben könnte.“ ?

„Es gibt verschiedene Vermutungen, woher der Name stammt“, sagt Jörg Menno Harms, Herausgeber des Buches und selbst Bopserbewohner. Die für ihn am einleuchtendsten klingende Erklärung sei jedoch die, dass der Name Bopser von einem kleinen Ort namens „Bubsingen“ stammt, der auf oder am Hang des Berges lag.

Ortsnamen, die auf -ingen enden, lassen sich auf die Allemannische Zeit vom sechsten bis zum neunten Jahrhundert datieren. Diese Ortsnamen setzten sich laut Harms aus dem Namen des Anführers einer Siedlung und der Endung -ingen zusammen. Den Namen gaben sich die Bubsinger aber nicht selbst, sondern sie bekamen ihn von ihren Nachbarn verpasst: Diese sprachen von „den Leuten des Bub“, daraus wurde „Bubsingen“.

Neben dem lustigen Name hat der Bopser aber noch weit mehr zu bieten: zum Beispiel viel frische Luft, Natur und einen wunderschönen Blick über die Stadt. „Der Bopser war nicht immer so eine beliebte Wohngegend wie heute“, sagt Harms. In den 1970er und 1980er Jahren habe der Killesberg oder die Gänsheide als schicke Wohngegend gegolten, der Bopser sei dagegen eher ein Geheimtipp gewesen. Während früher eher ältere Menschen den Bopser bewohnten, haben sich dort in den letzten zwanzig Jahren wieder viele junge Familien angesiedelt, erzählt Harms.

Architektonisch interessante Bauwerke und versteckte Orte

Der Bopser bietet zwar keine Einkaufsmöglichkeiten, aber dafür architektonisch interessante Bauwerke und versteckte Orte, die kleine Geheimnisse und Anekdoten mit sich tragen. Zum Beispiel ahnen die wenigsten Spaziergänger im Bopserwald, dass sie sich, wenn sie den sogenannten Schillerstein passieren, inmitten eines ehemaligen Freilichttheaters befinden. Die Inschrift des Findlings „Schillers Räuber 1782 – 1932“ gibt auch keinen Hinweis darauf.

Lediglich eine Erinnerungstafel des Verschönerungsvereins löst schließlich das Rätsel um das Waldstück und verweist auf das Freilichttheater, das mit 2300 nummerierten Sitzplätzen von 1913 bis 1934 eine halbe Million Besucher mit Stücken wie „Die Räuber“ und „Wilhelm Tell“ unterhielt. Warum es im Jahr 1935 schließlich keine Aufführung mehr gab und das Theater ein Jahr später abgebaut wurde, ist unbekannt. „Eigentlich sollte man einen Investor finden, der das Theater wieder aufbaut“, findet Harms. „Die Idee war großartig.“

Eher bekannt dürfte den Stuttgartern die Schillereiche sein. An einer Aussichtsplatte wurde sie zum Gedenken an Friedrich Schiller gepflanzt, der als Medizinstudent im angrenzenden Bopserwald zum ersten Mal vor fünf Freunden aus seinem Werk „Die Räuber“ vorlas. Der Bopserweg, der durch den Wald führt, ist ein über 2500 Jahre alter keltischer Weg, der vom Hohenasperg bis zum Hohenneuffen verlief. Zum Schutz dieses Wegs, der für die Versorgung der Bevölkerung wichtig war, wurden die Burgen Frauenberg über Feuerbach und Weißenburg am Bopser gebaut.

Fußweg war für Bäuerinnen und Milchmädchen wichtig

Beide gibt es heute nicht mehr. „Der Fußweg war für die Bäuerinnen und Milchmädchen aus Sillenbuch wichtig, die ihre Ware bis nach Stuttgart schleppen mussten“, erzählt Harms. Während der uralte Weg auch heute noch begehbar ist, ist von der Burg seit dem Jahr 1312 nichts mehr zu sehen. Auch von der prunkvollen Weißenburg-Villa, die 1843 erbaut wurde und 1898 von dem Stuttgarter Unternehmer Ernst von Sieglin erworben wurde, gibt es heute keine Überreste mehr. Ein Besuch des Weißenburgparks lohnt sich trotzdem. Denn von der damaligen Pracht ist noch das Teehaus der früheren Villa als beliebtes Ausflugslokal und der Marmorsaal als Konzert- und Veranstaltungsraum übrig geblieben.

Zu den Sehenswürdigkeiten des Bopsers gehört auch die Bopser-Anlage mit dem Brunnen, einem Spielplatz und dem Friedrich-List-Denkmal. Den wenigsten wird aber der kleine Gedenkstein auffallen, der in Blickrichtung des List-Denkmals liegt. Wie in dem Buch „Der Stuttgarter Bopser“ geschrieben steht, erinnert der Stein an den Gefreiten Emil Waidlich, der „nur zwei Stunden vor Übergabe der Stadt“ und damit zwei Stunden vor Kriegsende wohl durch eine Panzergranate ums Leben kam.