An heißen Sommertagen ist der Akademiegarten durchaus ein beliebtes Plätzchen. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Der Bund Deutscher Architekten (BDA) bemängelt die Vorgaben beim geplanten Ideenwettbewerb für die Neugestaltung der B 14. Seine Forderung: Auch der Akademiegarten, das Königin-Katharina-Stift und die untere Königstraße sollen in den Wettbewerb einbezogen werden.

Stuttgart - Schon OB Wolfgang Schuster (CDU) hatte eine Bebauung des Akademiegartens am Charlottenplatz zum Tabu erklärt, als es um eine Erweiterung des Landtags ging. Sein Nachfolger Fritz Kuhn (Grüne) will das Areal im Zeichen des Klimawandels erst recht nicht versiegeln lassen. Doch der Verein Aufbruch Stuttgart und der Bund Deutscher Architekten (BDA) lassen nicht locker: In einem Offenen Brief an die Rathausspitze plädieren die Vorsitzenden des BDA Baden-Württemberg und Mittlerer Neckar, Alexander Vohl und Michael Ragaller, gemeinsam mit dem Architekten Arno Lederer (Aufbruch Stuttgart) und dem Bauingenieur Werner Sobek dafür, nicht nur den Akademiegarten, sondern auch das Gelände des Königin-Katharina-Stifts sowie das LBBW-Areal an der Unteren Königstraße mit in den städtebaulichen Wettbewerb für die B 14 einzubeziehen.

Die Unterzeichner bemängeln, dass in den städtischen Vorgaben zur Ausschreibung des Ideenwettbewerbs für die B 14, der im Herbst starten soll, unter anderem die „Eingriffe in die Grünflächen, wie den Akademiegarten“, dezidiert ausgeschlossen werden. Sie wollen sich auch nicht damit abfinden, dass sowohl OB Kuhn als auch Schulbürgermeisterin Isabel Fezer (FDP) und Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) dem Gymnasium ein Standortgarantie gegeben haben. Zudem kritisieren sie, dass das Areal Königstraße 1 bis 3 nicht Gegenstand des B-14-Wettbewerbs sein soll.

Architekten plädieren beim Wettbewerb für größtmögliche Freiheit

„Wir halten eine lediglich lineare Entwicklungsbetrachtung insbesondere entlang der Kulturmeile für zu kurz gedacht“, heißt es in dem Schreiben. Ein Ideenwettbewerb sei nur sinnvoll, wenn den teilnehmenden Büros größtmögliche Freiheit gelassen werde. Vorgaben zu einer möglichen Bebauung von Flächen oder deren Freiräumung seien daher kontraproduktiv. Die Architekten verweisen auf eine Richtlinie für Planungswettbewerbe, wonach es möglich sei, zur Klärung der Planungsgrundlagen „einen Wettbewerb ohne Realisierungsabsicht“ durchzuführen. Pathetisch zitieren die Unterzeichner des Briefs am Ende aus Schillers Don Carlos: „Geben Sie Gedankenfreiheit, Sire.“

Der 16 000 Quadratmeter große Akademiegarten vor dem Neuen Schloss mit seinen großen Bäumen ist wie der Schlossgarten Teil der Hauptbelüftungsachse der Innenstadt. Stadtklimatologen halten die Fläche für ein bedeutendes Klimatop: Dort werden unter anderem durch den Verkehr entstehenden Luftschadstoffe verwirbelt und verteilt – der Akademiegarten hat eine Art Ventilatorfunktion für die Stadtluft. Zum anderen sorgt die Grünfläche tagsüber, aber vor allem auch in der Nacht für einen thermischen Ausgleich: Die dort produzierte Kaltluft gleicht die von Gebäuden und Asphalt gespeicherte und wieder abgegebene Hitze aus. Eine Bebauung des Areals wäre demnach Gift für das aufgeheizte Stadtklima.