Auch in den Ferienwochen bleiben alle Stuttgarter Stadtteilbücherien geöffnet. Das digitale Angebot wird zügig ausgebaut und gut angenommen.
Stuttgart - Wer in der Stuttgarter Stadtbibliothek und ihren Zweigstellen noch schnell einen Reiseführer über das schöne Sachsen ausleihen will, macht sich vergeblich auf den Weg: Die sind schon alle ausgeliehen. Das erstaunt auch die Fachbibliothekarinnen, die für die Reiseregale zuständig sind. „Natürlich ist das meiste weg in den Reiseregalen in der Hauptferienzeit“, zitiert die Bibliothekssprecherin Meike Jung ihre Kolleginnen, „aber über Sachsen konnte man doch noch immer was finden.“
Die Gründe sind in Zeiten von Corona ja hinreichend bekannt, weshalb Urlaub in Deutschland und speziell hier in Baden-Württemberg in diesem Jahr viel höher im Kurs steht als früher, und das zeigt sich eben auch in den Büchereien. Was deshalb mehr zu haben ist an Länderreiseführern, so Meike Jung, sind Reiseinfos über Spanien, Italien oder Griechenland, sonst bisher immer hoffnungslos ausgebucht.
Downloads nehmen um mehr als 20 Prozent zu
Freilich: Der Gedanke an die Stadtbibliothek war nicht vergeblich. Denn heute gibt es ja dort auch noch den digitalen Zugang. Und somit auch die Möglichkeit, Bücher und andere Medien, also auch Reiseführer, herunterzuladen für das eigene digitale Lesegerät. Und in diesem Download-Bereich wachsen die Zahlen rasant: 2018 ist die Nutzung um 22 Prozent gestiegen, 2019 um 24 Prozent, das sind schon knapp eine Million Downloads. Für 2020 liegen die Zahlen noch nicht vor, aber in Sachen digitaler Nutzung dürfte die Steigerung so weitergehen, auch oder gerade in Corona-Zeiten. Schließlich konnte in diesem Jahr diese e-Bibliothek schon zwei Monate lang kostenfrei genutzt werden. Da gab es neben Bücher, Hörbücher, Zeitungen und Zeitschriften auch umfangreiche Pressedatenbanken, ein Musik-Streaming-Dienst, Lexika und einen Schülerduden. „Viele Nutzer haben die Nutzung dieses Angebots inzwischen verlängert“, so Jung.
Alle Stadtteilbüchereien haben geöffnet
Denn aufgrund der nach wie vor geltenden Hygienebestimmungen ist der Zugang und der Aufenthalt in den Büchereien der Stadt noch längst nicht so zwanglos wie früher, Einrichtungen wie digitale Arbeitsplätze dürfen immer noch nicht benutzt werden. Dennoch ist das Interesse an einem realen Besuch der Stadtteilbüchereien und der Zentrale am Mailänder Platz nach wie vor ungebrochen, deshalb haben diese auch jetzt in den Ferienwochen bis zum 12. September geöffnet. Die konkreten Öffnungszeiten sind aber sehr verschieden, da empfiehlt es sich, sich vor Ort zu informieren. Immerhin: So an ziemlich jedem Tag in der Woche ist über mehrere Stunden geöffnet, auch am Samstag. Und in diesem Jahr ist sogar erstmals der mobile Bücherbus unterwegs. Wie viele jeweils rein dürfen, hängt vor allem von den räumlichen Gegebenheiten ab. Bei den meisten Büchereien ist es so geregelt, dass am Eingangsbereich ein Warenkorb genommen werden muss. Solange noch welche vorhanden sind, ist der Zutritt unproblematisch. Zusätzlich verdeutlicht wird das durch eine rote und grüne Ampel.
„Overdrive“ und „filmfriend“ als digitales Angebot
Unabhängig davon wird das digitale Angebot weiter ausgebaut. Dazu gehört etwa die Plattform „filmfriend“. Da gibt es deutsche Klassiker, anspruchsvolle Dokumentationen, internationales Arthouse-Kino oder Kinderserien. Da kommen stets neuere Filme und Serien dazu sowie bewährte Schätze und Lieblinge des nationalen und internationalen Fernsehens und Kinos. Ein Doku-Höhepunkt war zuletzt beispielsweise „Remo Largo – Faszination Entwicklung“ oder „Falten – die hohe Kunst des Alterns“, ein Film über fünf alternde Menschen und ihre Falten.
„Overdrive“ heißt das fremdsprachige Angebot an eBooks und eAudios für Erwachsene, Jugendliche und Kinder. Mehr als 900 Titel stehen aktuell in den Sprachen Englisch, Französisch, Spanisch, Italienisch, Russisch und Arabisch zu Verfügung. Das Angebot soll weiter ausgebaut werden. Neben den klassischen E-Book- und Audioformaten verfügt Overdrive zusätzlich über englischsprachige Kinderbücher, bei denen ein Sprecher mit dem Vorlesen beginnt, während die gelesenen Stellen farbig markiert werden. Musik und Soundeffekte sorgen für zusätzliche Unterhaltung. Diese „Read-Along“-Methode ermöglicht den Vorlesemodus und das Üben der korrekten Aussprache beim Fremdsprachenerwerb.
Brockhaus interaktiv
Im Bereich Schülerhilfe gibt es in der eBibliothek das Brockhaus Kinderlexikon. Dort werden die Artikel mit Videos, Hördateien, Grafiken und Bildern ergänzt. Hier kann der Schulstoff der Klassen 5 bis 10 in Lernmodulen in einer sicheren, werbefreien Lernumgebung erarbeitet werden. Und es gibt die Encyclopaedia Britannica, ein Nachschlagewerk in drei Schwierigkeitsgraden, die auch mit geringen Englischkenntnissen gut verständlich und nutzbar sind. „ImageQuest“ ist eine riesige Fundgruppe an freien Bildern, die von Schülern genutzt werden dürfen. Brockhaus und Encyclopedia Britannica bieten verlässliche, allgemein verständliche und gut strukturierte Informationen, die von einer Redaktion geprüft wurden.