Luther und die Sprache: Ein Relief mit der Darstellung Martin Luthers als Bibelübersetzer auf der Wartburg Es gehört zum Sockel der Luther Plastik in Eisleben. Foto: dpa

Anglizismen und Bürokraten-Deutsch, Mode-Floskeln und aussterbende Begriffe – in unserer Sprach-Glosse hören wir genau hin. Wie die Menschen so reden, was sie sagen, wie sie’s meinen. Viele unserer Schimpfwörter etwa stammen aus Martin Luthers Feder.

Wortwörtlich - Was die Geschichte der deutschen Sprache angeht, kommt an Martin Luther niemand vorbei. „Luther hat uns unsere Sprache gegeben, sie ist auch die Sprache Goethes, Schillers, Wielands“, sagt der frühere Präsident der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung Klaus Reichert.

Memme, Hanswurst, Grobian

Schimpfwörter wie „Memme“, „Hanswurst“ oder „Grobian“ stammen aus Luthers spitzer Feder. „Wider Hans Worst“ ist eine Schrift voller Häme, Gift und Galle von 1541 betitelt. „Hans Grobianus“ nennt Luther einen Mann, dem es an guten Manieren fundamental mangelt. „Grober Keil für grobe Klötze“ heißt der Teil einer Ausstellung auf der Wartburg bei Eisenach, die sich im Vorfeld des 500. Reformationsjubiläums mit Luther und der deutschen Sprache beschäftigt. Schon quantitativ war Luther ein linguistischer Großmeister. 80 000 Seiten hat der eifrige Kirchenmann in seinem 68 Jahre währenden Leben geschrieben.

Grob, grober, Luther

Geflügelte Juwelen hat Luther der Nachwelt hinterlassen: „wie Butter in der Sonne schmelzen“, „Hummeln im Arsch“, „Hochmut kommt vor dem Fall“, „Wer andern eine Grube gräbt, fällt selbst hinein“, „Ihr sollt eure Perlen nicht vor die Säue werfen“, „ein Herz und eine Seele sein“.

Und Sentenzen wie diese: „ Und wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, so würde ich doch heute mein Apfelbäumchen pflanzen“, „Woran du dein Herz hängst, das ist dein Gott“, „Die Lüge ist wie ein Schneeball: Je länger man sie fortwälzt, je größer wird sie“, „Ein Rausch ist zu ertragen, die Trunkenheit aber nicht“, „Aus einem verzagten Arsch fährt kein fröhlicher Furz“.

Ein anderer legendärer Satz „Warum rülpset und furzet Ihr nicht, hat es euch nicht geschmecket?“, wird Luther wohl fälschlicherweise zugeschrieben. Aber er passt zur derben Wortgewalt des Reformators.