Oliver Blume ist seit einigen Monaten Chef der Porsche AG. Foto: dpa

Während die weltweite Autoproduktion im vergangenen Jahr um 2,6 Prozent gestiegen ist, legte der Porsche-Absatz um 19 Prozent zu. Die Stuttgarter schaffen sich ihre Konjunktur selbst.

Stuttgart - 138 Seiten hat der Geschäftsbericht der Porsche AG, und auf Seite 132 in der vorletzten Zeile findet sich die interessante Zahl: „Ergebnisabführung und Dividendenzahlung –1,903 Milliarden Euro“ heißt es dort. So viel hat die Porsche AG nach Wolfsburg abgeführt, weil der Volkswagen-Konzern nach der kompletten Übernahme des Sportwagenherstellers einen Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag geschlossen hat. Das sind deutlich mehr als die 1,2 Milliarden, die im vergangenen Jahr Richtung Wolfsburg flossen.

Mit der dramatischen Lage im VW-Konzern, der sich auf gewaltige Strafzahlungen, Schadenersatzforderungen und Kosten für Rückrufe gefasst machen muss, hat das allerdings nichts zu tun, versichert Porsche-Finanzchef Lutz Meschke. Es liegt schlicht an der guten Ertragslage. Und in der Regel fließt die Hälfte der Mittel wieder zurück nach Stuttgart, um das durch die Gewinnabführung reduzierte Eigenkapital wieder zu stärken. Dadurch kommen die guten Gewinne tatsächlich auch Porsche selbst zugute. Noch hat der VW-Aufsichtsrat dies aber nicht beschlossen.

Gutes Ergebnis trotz hoher Investitionen in Standorte und Technologien

Porsche ist es 2015 gelungen, das vierte Rekordjahr in Folge erneut zu übertreffen – und das sogar deutlich: Die Autoverkäufe stiegen um 19 Prozent, Umsatz und operatives Ergebnis sogar um jeweils ein Viertel. Mit einer Umsatzrendite von 16 Prozent bleibt der Sportwagenhersteller der rentabelste Autobauer der Welt.

Dabei stellen diese Zahlen die tatsächliche Ertragskraft eher noch untertrieben dar, denn Porsche investiert derzeit Milliarden in den Ausbau der Standorte, insbesondere von Zuffenhausen, und in neue Technologien, wie sie im Elektrosportwagen Mission E zum Einsatz kommen sollen, dessen Marktstart für Ende des Jahrzehnts geplant ist.

Für den ersten rein elektrischen Porsche, der 600 PS und eine Reichweite von 500 Kilometern haben soll, investiert Porsche allein in Zuffenhausen 700 Millionen Euro, die zu den 800 Millionen hinzukommen, die bereits im Rahmen der Standortsicherung vereinbart worden waren.

Die Mehrkosten für Plug-in-Hybride lassen sich im Preis nicht unterbringen

Insgesamt stiegen die Investitionen in Vermögenswerte wie Sachanlagen und immaterielle Güter – etwa neue Technologien – um 15 Prozent auf 2,4 Milliarden Euro. Für Forschung und Entwicklung gab Porsche 2,1 Milliarden Euro und damit zehn Prozent mehr aus als im Vorjahr. Jeder fünfte Euro, den Porsche einnahm, floss damit in Investitionen zurück.

Belastend auf das Ergebnis wirken sich auch die Plug-in-Hybridfahrzeuge aus. Denn ein solches Fahrzeug, das sowohl einen Elektro- als auch einen Verbrennungsmotor hat, kostet in der Herstellung 10 000 Euro mehr als ein Fahrzeug mit Verbrennungsmotor – dieser hohe Unterschied lässt sich aber nach Meschkes Aussagen nicht in den Preisen weitergeben.

Den Investitionen stehen auf Jahre hinaus keine entsprechenden Einnahmen gegenüber, sie belasten über die Abschreibungen aber die Gewinne. Andererseits profitiert Porsche heute von den Investitionen aus vergangenen Jahren – etwa in den Geländewagen Macan, der 2015 das erste volle Jahr am Markt war und sich mit 80 000 verkauften Fahrzeugen gleich auf Platz eins in der Porsche-Verkaufsrangliste setzte.

Im laufenden Jahr muss Porsche hohe Kosten verkraften

In das laufende Jahr blickt Porsche vorsichtig, obwohl die Erfahrungen im wichtigen US-Markt zeigen, dass der VW-Skandal nicht auf Porsche übergreift. Doch die hohen Investitionen stellten für Porsche einen „enormen Kraftakt“ dar, der auf die Renditeentwicklung einen erheblichen Einfluss ausüben werde, so Konzernchef Blume. Auch die Entwicklung in China, 2015 erstmals größter Einzelmarkt für Porsche, beurteilt der Autobauer verhalten – auch wegen des Preisbewusstseins chinesischer Kunden, die bei Porsche verstärkt zu kleineren, weniger renditestarken Modellen greifen.

Nach unten soll die Entwicklung nicht gehen – Finanzchef Meschke erwartet für dieses Jahr einen leicht steigenden Umsatz und ein Ergebnis auf den Niveau des Vorjahres. Unter dem Strich sei die Zielrendite von 15 Prozent erreichbar. Angesichts der 16 Prozent des laufenden Jahres sieht dies nicht nach einem Einbruch aus.