Lang, lang ist’s her: Zuletzt spielte Eric Clapton 2006 in der Schleyerhalle, nun kommt er wieder. Foto: Rudel/Murat

Das Jahr geht zu Ende. Es ist die Zeit, zurück und nach vorne zu schauen. Das macht auch die Veranstaltungsgesellschaft in.Stuttgart. 2020 stehen mehr als 200 Konzerte an. Und man will die ersten Schritte Richtung neuer Halle machen.

Stuttgart - Ein neues Jahrzehnt beginnt. Und das gleich mit einer Premiere und einer besonderen Herausforderung für die Veranstaltungsgesellschaft in.Stuttgart. Sie soll das wilde Geballere auf dem Schlossplatz zähmen und dafür sorgen, dass das Jahr 2020 gesittet und ohne Feinstaub begrüßt wird. Weg mit dem Weihnachtsmarkt, her mit der Silvesterfeier. Ruckzuck muss das gehen, in einer Zeit, in der viele Urlaub haben. Absperrungen, eine Bühne für Comedian Dodokay, den Generalmusikdirektor der Staatsoper Stuttgart, Cornelius Meister, die Sopranistin Alexandra Urquiola, den Freiburger Jazzchor, die Akrobaten von Acrodanse, die Trommelgruppe Drumaturgia, den Jazzer Alexander Kuhn müssen gebaut werden. Zudem die Licht- und Lasershow vorbereitet werden. „Wir betreten da Neuland,“ sagt Andreas Kroll, gemeinsam mit Martin Rau Geschäftsführer von in.Stuttgart, „wir wissen nicht, ob nun 100, 1000 oder 10 000 Menschen kommen werden.“

Umsatz von knapp 40 Millionen Euro

Sicher ist aber, dass für ihn und seine Mitarbeiter dadurch das Geschäftsjahr tatsächlich erst am 31. Dezember um Mitternacht endet. Ein erfolgreiches Jahr war es mit 220 Veranstaltungen in der Porsche-Arena und der Schleyerhalle, zu denen insgesamt 1,1 Millionen Menschen kamen. Zudem ist in.Stuttgart auch für die Liederhalle, die Freilichtbühne, die Feste auf dem Wasen, das Sommerfest, das Lichterfest und den Weihnachtsmarkt verantwortlich. Auch der Kartenservice Easyticket und die Märkte Stuttgart zählen zum Geschäftsbereich. Insgesamt erreichte in.Stuttgart einen Umsatz von knapp 40 Millionen Euro. „Das sind zehn Prozent weniger als im Vorjahr“, sagt Geschäftsführer Martin Rau. Was daran lag, dass 2019 das Landwirtschaftliche Hauptfest nicht stattfand, die Agrarmesse wird nach 2018 erst wieder 2022 auf dem Wasen gastieren, und die Liederhalle wird saniert, dort steht nur der Beethovensaal zur Verfügung, was die Zahl der Veranstaltungen halbiert hat. Nächstes Jahr soll die Liederhalle in neuem Glanz erstrahlen, 28 Millionen Euro werden dann verbaut sein.

Was tun mit der Schleyerhalle?

Der Blick geht allerdings noch weiter voraus. Was tun mit der Schleyerhalle? Wie berichtet hat die Veranstaltungsgesellschaft die Diskussion angestoßen, was denn nun mit der altehrwürdigen Veranstaltungshalle zu tun sei. Nach der Festhalle in Frankfurt, der Westfalenhalle in Dortmund und der Olympiahalle in München ist sie die älteste ihrer Art in Deutschland. 1983 gebaut, genügt sie in vielem nicht mehr den Anforderungen. Mit 16 Metern Höhe ist sie mittlerweile zu niedrig, gerade für Produktionen amerikanischer Stars. Und mit 10  500 Sitzplätzen ist die Kapazität manchem Musiker und dessen Management zu gering. Kroll: „Wir haben etwa drei bis fünf Veranstaltungen, die deshalb nicht nach Stuttgart kommen.“ Tendenz steigend. „Noch ist das nicht dramatisch, aber wenn wir nichts tun, sind wir irgendwann abgehängt.“

Deshalb wird man aktiv. Nächstes Jahr will man an einer Vorstudie arbeiten. Soll die Schleyerhalle abgerissen und ersetzt werden? Was tun in der Übergangszeit? Oder soll man eine dritte Halle neben Porschearena und Schleyerhalle bauen? Welche Kapazität? Kroll könnte sich da 18 000 Sitzplätze vorstellen. Was kostet es? Wie lange wäre die Bauzeit? 2012 will man das genauer fassen, eine Machbarkeitsstudie erstellen. Und idealerweise im Jahr 2025 die Bagger auffahren lassen.

Eric Clapton kommt

Solange muss also die Schleyerhalle noch Dienst tun. „An ihr ist beileibe nicht alles schlecht“, sagt Kroll, „im Gegenteil“. Zwar hat man weniger Sitzplätze als etwa die Konkurrenz in Mannheim zu bieten, dafür viel mehr Stehplätze und dadurch eine prima Stimmung. Was viele Bands lieben. So war das etwa für Metallica vor zwei Jahren ein Argument, gleich zwei Konzerte in Stuttgart zu geben. Rockbands und Rapper kommen gerne in die Schleyerhalle. So sind 2020 die Ärzte, die Toten Hosen, Slipknot, Deichkind, Capital Bra, Deep Purple, Kiss, Judas Priest zu Gast. Eric Clapton kommt, ebenso James Blunt, Pur, Peter Maffay, Udo Lindenberg. In der Porsche-Arena gibt Shindy ein Heimspiel, die Pet Shop Boys kommen, Carolin Kebekus, Howard Carpendale, Santiano, Whitesnake und Tim Bentzko. Auch Weltmeisterschaften finden wieder statt. Die Hallenradsportler suchen vom 27. bis 29. November ihre Besten.

Nur London übertrumpft das Hallenduo

Insgesamt sind 98 Veranstaltungen in der Schleyerhalle, 99 in der Porsche-Arena gebucht. Optionen bestehen auf 31 weitere Konzerte. Das heißt, es sind Termine reserviert, aber die Verträge sind noch nicht unterschrieben. Damit bewegt man sich auf hohem Niveau. Mit dem Hallenduo ist die Veranstaltungsgesellschaft in die European Arenas Association (EAA) aufgenommen worden. Die Europäische Arena Vereinigung ist ein feiner Kreis europäischer Veranstaltungsstätten. Aus Deutschland sind neben Stuttgart, die Mercedes-Benz-Arena Berlin, der ISS Dome Düsseldorf, die Barclaycard-Arena Hamburg und der Olympiapark München dabei. Mit 220 Veranstaltungen im Jahr wird das Hallenduo übrigens nur von der O2-Arena in London übertrumpft.