Ende 2018 muss die multimediale S-21-Schau umziehen. Foto: Peter-Michael Petsch

Die Vorhaben beim Städtebauprojekt Stuttgart 21 werden Interessierten künftig nah an den künftigen Baufeldern vermittelt werden. Der angepeilte Standort ist nicht weit entfernt von der Stelle, zu der Ende 2018 die Ausstellung über das Bahnprojekt ziehen wird.

Stuttgart - Der Standort für ein Infozentrum, in dem die Landeshauptstadt ihr visionär gemeintes Bauvorhaben auf ehemaligen Gleisflächen präsentiert, ist wahrscheinlich gefunden. Bei OB Fritz Kuhn und Städtebaubürgermeister Peter Pätzold (beide Grüne) liegt das Angebot auf dem Tisch, einen Platz am Kopfbahnhof bei Gleis 16 und am Fußgängersteg von und zum Mittleren Schlossgarten zu nutzen.

Dabei handle es sich um ein „Filetstück“, sagte Georg Brunnhuber, der Vorsitzende des Vereins Bahnprojekt Stuttgart-Ulm. Die Entscheidung, ob das Angebot genutzt wird, liege aber allein bei der Stadt. Das erwähnte der frühere CDU-Bundestagsabgeordnete, als er über die eigenen Ausstellungspläne des Vereins informierte.

Vereinschef Brunnhuber lobt den vorgeschlagenen Standort

Zu einem „Filetstück“ erklärte Brunnhuber den Platz zwischen dem provisorischen Ankunftsbereich des Bahnhofs und der wüsten Baustellenlandschaft im Mittleren Schlossgarten aus mehrerlei Gründen: Der Standort wäre nah an der Baugrube für den Tiefbahnhof, der die oberirdischen Gleisflächen einmal überflüssig machen soll. Und der Blick der Besucher könnte von dort auf einen Teil der künftigen Bauflächen entlang der Sichtachse zum Rosensteinpark schweifen. Außerdem bewegen sich hier viele Bahnreisende.

Und wenn man von dem angepeilten Platz an den Prellböcken der Gleise vorbei zur Zentrale der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) geht, kann man 2019 auch gleich die Ausstellung besuchen, die in allen Facetten über das Bahnprojekt Stuttgart 21 informiert. Ende 2018 nämlich muss die multimediale Schau, die vom Verein verantwortet wird, umziehen. Denn das bereits geschleifte Kulturdenkmal wird für seine künftige Rolle neben dem neuen Tiefbahnhof umgebaut und nach Brunnhubers Einschätzung vorübergehend zu einem „Geisterhaus“.

Infozentrum über der Bahnhofsmission?

Was nun das städtische Informationszentrum angeht: Es müsste nach derzeitigem Überlegungsstand vermutlich in Container ziehen, die auf das Notquartier der Bahnhofsmission gesetzt werden. Diese besitzt neben dem Fußgängersteg selbst Container. Im Februar vergangenen Jahres musste die Bahnhofsmission nach einem Brand zwar vorübergehend in den alten Posträumen im Bonatzbau Zuflucht suchen, sie soll aber wieder an den ursprünglichen Ort zurückkehren.

Ein Infozentrum quasi auf dem Dach der Bahnhofsmission würde eine Treppe und einen Aufzug erfordern. Man würde aber gleich mehrere Zusatzeffekte erreichen: Weiter oben ist die Aussicht deutlich besser. Zudem könnte auch der fürs Bahnprojekt zuständige Verein den Aufzug nutzen, um für seine Baustellenführungen die Schaulustigen vom Steg nach unten aufs Erdniveau und zur Bahnhofsbaustelle zu befördern. Auch in Containern könne man heutzutage repräsentative Infozentren errichten, meint man seitens des Vereins Bahnprojekt Stuttgart-Ulm. Die Entscheidung im Rathaus ist allerdings noch nicht gefallen. Dort hat man in den öffentlichen Sitzungen bisher nur darüber geredet, leer stehende Räume im Gebäudekomplex neben der abgebrochenen Rathausgarage zu nutzen, um die Visionen und Pläne für die anvisierte Bebauung der Gleisflächen und für die angestrebte Internationale Bauausstellung 2027 Stadt und Region Stuttgart (IBA) unters Volk zu bringen. An der Stelle hauptsächlich deshalb, weil es zentral in der Stadt ist.

CDU will nicht nur einen besseren Baucontainer verwenden

Die Verwaltung wolle dieses Vorhaben weiter verfolgen, sagte die Sprecherin Jana Steinbeck. Die Stadt strebe außerdem aber auch eine Präsenz am Hauptbahnhof oder im Umfeld der Bahnhofsbaustelle an. In die Entscheidung darüber werde der Gemeinderat einbezogen.

Dort gibt es, besonders in Person des CDU-Fraktionschefs Alexander Kotz, schon länger die Forderung, in der Nähe der Bahnhofsbaustelle Flagge zu zeigen. Den jetzt diskutierten Standort findet die CDU wegen des direkten Bezugs zu Bahnhof und Rosensteinquartier ganz attraktiv. Auf ihren Antrag ist bei den Haushaltsberatungen Mitte Dezember auch beschlossen worden, dass die Stadt für die Information über das Rosensteinquartier und die IBA 750 000 Euro reserviert. Damit, meinen Sachkenner, könne man beim Gleis 16 schon etwas hinkriegen. Für beide Infozentren zusammen dürfte diese Summe aber zu knapp sein. Ganz sicher dann, wenn am Ende die Bahnhofsmission weichen müsste und man für das städtische Infozentrum statt Containern eine aufwendigere Bauform wählen würde.

Dafür plädiert CDU-Fraktionschef Kotz entschieden. Er meint: „Jetzt kommt es darauf an, ein Gebäude, einen Kubus oder eine Box für den Standort am Bahnhof zu entwickeln und zu bauen mit wirklicher Attraktivität.“ Das könne natürlich kein besserer Baucontainer sein, sondern müsse den Ansprüchen an Architektur und Baukunst im Rahmen der IBA gerecht werden.