Steht für Transparenz: Dan Morgan aus den USA liefert die Steaks an das Stuttgarter Restaurant Abacco’s. Foto: privat

„Weniger Fleisch ist mehr“, verkündet ausgerechnet ein Restaurant, das von Steaks lebt. Abacco’s will seinen Gästen Qualität servieren und setzt auf artgerechte Haltung. Auch die Konkurrenz wirbt mit Bildern von Herden auf unendlichen Weiden in den USA oder Argentinien.

Stuttgart - Die Broschüre wirkt auf den ersten Blick ungewöhnlich für ein Steakhaus: „Weniger Fleisch ist mehr“, lautet der Titel des Heftes, mit dem die Kette Abacco’s bei ihren Gästen für ein gutes Gewissen sorgen will. Klimawandel und Tierwohl sind längst auch in Restaurants angekommen, bei denen die Fleischeslust im Mittelpunkt steht. Auch Maredo wirbt mit dem Aufwachsen der Rinder in der argentinischen Pampa, von „den saftigsten Weiden der Welt“ soll das Fleisch vom Konkurrenten Blockhouse stammen. Bei Abacco’s verkörpert Dan Morgen den Anspruch auf nachhaltige Qualität. Der US-Züchter besucht regelmäßig seine Kunden. Er kann schließlich am besten erklären, warum sein Fleisch nicht nur geschmacklich hervorragend sein soll.

Auf der Ranch leben vier Generationen

„Wir haben eine Verantwortung“, sagt er. Auf seiner Ranch in Nebraska leben gerade vier Generationen von Morgans. Überhaupt muss es dort sehr idyllisch sein. Auf endlosen Weiden grasen die Rinder in den Sandhills, die Kälber dürfen sechs Monate lang bei der Mutter bleiben, geschlachtet wird in der Nähe. Weder mit Hormonen noch Antibiotika würden die Tiere behandelt, betont Dan Morgen. Von seinen Rindern werde von der Schnauze bis zum Schwanz alles verarbeitet und verkauft. Die Firma ist auf Umweltschutz bedacht, der Strom stammt aus Windkraft und Sonnenstrahlen, mit mehreren Projekten wird die Biodiversität gefördert. Die Kunden hören seine Aufzählung gerne: Dan Morgan konnte in den vergangenen vier Jahren Produktion und Verkauf vervierfachen.

Es gibt gentechnisch veränderten Mais

Auf Fleisch, das sich mit einem guten Gewissen verspeisen lässt, haben immer mehr Menschen Appetit. Die Ranch in Nebraska ist allerdings kein Öko-Betrieb. Die 5000 Rinder werden am Ende ihres etwa zweijährigen Lebens noch mit Kraftfutter gemästet, damit das Fleisch die gewünschte Marmorierung erhält. Bei den Morgans bekommen sie gentechnisch veränderten Mais. Das würde der Natur tonnenweise Pestizide und Insektizide ersparen, argumentiert der Züchter.

Deutsche Steaks schneiden nicht unbedingt besser ab

Wie nachhaltig die Steaks in den Restaurants tatsächlich sind, lässt sich für den Verbraucher schwer nachvollziehen. Aber aus Deutschland stammende Steaks schneiden nicht unbedingt besser ab als die Ware aus den USA oder Argentinien, stellt Katrin Wenz vom Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) klar. Wurden die Tiere hierzulande etwa in konventioneller Stallhaltung mit Soja aus Brasilien gefüttert, für den Regenwald abgebrannt wurde, hat das Fleisch eine schlechtere Öko-Bilanz, zumal nicht einmal der Transport eingespart wurde. Andererseits betont die Agrarpolitik-Expertin, dass die Konzentration auf genveränderten Mais in den USA eine massive Steigerung des Herbizideinsatzes zur Folge hatte. Und das Versprechen, dass die Rinder in Südamerika „unter freiem Himmel aufwachsen“ kann ein leeres sein, weil sie in Futterstationen ohne Dach zusammengepfercht werden. „Der Begriff artgerechte Haltung ist rechtlich nicht geschützt“, erklärt Katrin Wenz die missverständlichen Instrumente des Marketings.

Eine Garantie gibt’s nur mit Bio-Siegel

Klimaschutz und Tierwohl garantieren laut der BUND-Fachfrau nur Bio-Siegel mit klaren Richtlinien. Bei Fleisch aus dem Ausland, wie es in den Steakhäusern serviert wird, könnten die Konsumenten die Qualitätsstandards auch deshalb oft nicht nachvollziehen, weil es bei Großhändlern eingekauft wird. „Wichtig ist, dass die Herkunft zu erkennen ist“, lautet ihr Tipp. Aber sie weist darauf hin, dass die Klimabilanz bei Rindfleisch generell extrem schlecht sei.

Lieber weniger Fleisch, dafür höhere Qualität

Genau für diese Transparenz steht Dan Morgan bei Abacco’s. „Lieber weniger Fleisch essen, dafür höhere Qualität“, sagt er. Dass zu den Steaks im Restaurant drei Soßen gereicht werden, findet er eine Schande: Er tunkt nur seine Pommes Frites in die Schüsseln, sein Fleisch genießt er pur.