So gesittet wie in dieser Klasse geht es nicht überall zu. Foto: dpa

An der Realschule passen Schülerklientel, Anforderungen und Personalausstattung nicht mehr zusammen. Wenn Schulen von sich aus Überlastungsanzeigen machen, sollte die Politik schleunigst nachjustieren, findet Redakteurin Inge Jacobs.

Stuttgart - An den Realschulen läuft es nicht mehr rund. Offenbar hat bei der erfolgreichen Schulart bereits der befürchtete Niveauverlust eingesetzt. Das ist nicht den Lehrern anzulasten, sondern es ist ein Strukturproblem: Schülerklientel, Anforderungen und Personalausstattung passen nicht mehr zusammen. Wenn Schulen von sich aus Überlastungsanzeigen machen, sollte die Politik hellhörig werden.

Es ist nicht schlüssig, den Schülern auf der Realschule zwar einen Hauptschulabschluss anzubieten, andererseits mit dieser Niveaustufe, dem sogenannten Grundniveau, erst ab Klasse sieben zu beginnen. Was soll mit den Fünft- und Sechstklässlern passieren, für die das Grundniveau die richtige Stufe wäre, deren Eltern sie aber weder auf eine Werkrealschule noch auf eine Gemeinschaftsschule schicken wollen? In Stuttgart haben mehr als ein Drittel der Fünftklässler auf den Realschulen eine Hauptschulempfehlung. Es ist also kein Wunder, dass viele Kinder nicht mitkommen, schlechte Noten kassieren und ihren Frust ablassen. In der Kombination mit unzureichendem Sozialverhalten und einer nicht auskömmlichen Lehrerausstattung ist das eine schwierige Gemengelage.

Leidtragende sind alle Beteiligten – Politik sollte nachjustieren

Leidtragende sind alle Beteiligten: die betroffenen Schüler, aber auch ihre Mitschüler – und, natürlich, die Lehrer. Und in der Folge sind weitere Probleme zu befürchten: Lehrer, die hinschmeißen. Junge Leute, die gar nicht erst Realschullehrer werden wollen. Schüler, denen Grundlagen fehlen und die den Anschluss verpassen. Was soll aus ihnen werden?

Die Politik sollte genau hinschauen und schleunigst nachjustieren.