Am Mittwoch hat der Erste Bürgermeister Fabian Mayer (r.) noch die neue Impfstation besucht – tags darauf war zu. Foto: Stadt Stuttgart/Leif Piechowski

Am Mittwoch hat die Stadt mit viel Öffentlichkeitsarbeit und Besuch des Ersten Bürgermeisters eine Impfstation in der Rathauspassage eröffnet. Am Tag danach stehen zahlreiche Impfwillige vor der Tür – doch die ist zu. Es fehlt an Personal. Doch es besteht Hoffnung.

Stuttgart - Die junge Frau ist hoch erfreut. Sie hat mitbekommen, dass es seit Mittwoch in der Rathauspassage am Marktplatz eine neue Impfstation gibt. Das hat die Stadt groß bekannt gegeben. Gleich am nächsten Morgen fährt sie hin, um sich ihre dritte Impfung gegen das Coronavirus abzuholen. Und wundert sich. Denn die Türen sind verschlossen. „Es waren rund 30 Leute da, die alle nach der Impfstation gesucht haben“, erzählt sie. Mancher denkt, er sei vielleicht falsch, und fragt beim sichtlich genervten Rathaus-Pförtner nach. Der kann nur eines sagen: Die Station ist zu – und die Leute müssen reihenweise weggeschickt werden.

„Da kommt man sich wirklich verschaukelt vor“, sagt die Impfwillige. Viele Leute seien sauer gewesen – auch, weil man vor Ort keinerlei Informationen bekommen habe. Manche Betroffene suchen nach der nächsten Impfmöglichkeit und ziehen zur Klett-Passage weiter. Die Schlange dort wächst entsprechend. Mehrere Stunden beträgt die Wartezeit. Besonders für ältere Leute sei das „unzumutbar“, sagt ein Betroffener. Zumal die Wartenden immer wieder von mutmaßlichen Impfgegnern angesprochen und verhöhnt worden seien.

Impfstationen zusätzlich zu mobilen Teams

Dabei hatte die Stadt die neue Anlaufstelle im Rathaus am Mittwoch noch groß beworben. „Die Stadt weitet zusammen mit dem Klinikum Stuttgart das Impfangebot weiter aus. Seit heute betreibt das Klinikum in der Rathauspassage eine Impfstation“, hieß es da zum Beispiel in einer Mitteilung. „In schneller Folge“ würden weitere Stationen und zusätzliche Impfteams aktiv.

Selbst der Erste Bürgermeister Fabian Mayer schaute zum Auftakt im Seitenflügel des Rathauses vorbei und war voll des Lobes. „Ich freue mich, dass wir in unserem Rathausareal auf die Schnelle eine Fläche für diese wichtige Sache bereitstellen können. Normalerweise sind wir nicht begeistert über Schlangen vor Verwaltungsgebäuden. Dass sich hier eine Schlange gebildet hat, ist diesmal ein gutes Zeichen“, so Mayer noch am Mittwoch. Man setze darauf, dass es „dem Klinikum gelingt, dieses Angebot verlässlich fortzuführen und die Nachfrage zu bedienen“.

Diese Worte sind dann bereits einen Tag später Makulatur. „Das ist unglücklich“, sagt ein Rathaussprecher. Das Klinikum sei am Wochenende beauftragt worden, die Zahl der mobilen Impfteams auf 27 stark zu erhöhen. Dazu kämen jetzt die Impfstationen. Es fehle bisher aber am Personal. „Wir hoffen, dass es gelingt, genug Leute zu finden. Dann wird die Impfstation in der Rathauspassage auch wieder öffnen“, so der Sprecher.

Von Freitag an sieben Tage die Woche

In diesem Punkt gibt es Hoffnung. Die Eröffnung in der Rathauspassage sei mit heißer Nadel gestrickt gewesen, um die Angebote zügig zu erweitern, heißt es beim Klinikum. „Von Freitag an wird das sieben Tage die Woche von 10.30 bis 16 Uhr hoffentlich stabil laufen“, sagt Sprecher Stefan Möbius. Man habe gemeinsam mit der Stadt entschieden, das Angebot der niedergelassenen Ärzte und der mobilen Impfteams möglichst zeitnah um Impfstationen zu ergänzen. Diese festen Räumlichkeiten brächten „mehr Klarheit für Impfinteressierte und bessere Arbeitsbedingungen für Mitarbeitende“.

„Die personelle Besetzung der Impfteams bei gleichzeitig hoher Belastung im Klinikbetrieb ist tatsächlich eine Herausforderung“, so Möbius. Man baue die Teams zügig weiter aus – intern, mit Neueinstellungen und Personaldienstleistern. Und man habe auch die Bundeswehr angefragt.

Die junge Frau hat ihren dritten Pieks schließlich doch noch bekommen. In der Klett-Passage, nach drei Stunden Wartezeit, Pöbeleien und der Erfahrung, dass manche Impfwillige wieder gegangen sind. Aber auch mit einem netten Erlebnis – andere Leute haben den Platz in der Schlange frei gehalten, wenn Wartende zur Toilette mussten oder etwas zu trinken brauchten. Immerhin.