Nils Mönkemeyer Foto: Zandel

Beim Konzert der Stuttgarter Philharmoniker hat der Bratschist Nils Mönkemeyer Werke von Paganini und Berlioz gespielt

Stuttgart - Muhai Tang schwingt den Taktstock locker und elegant. Die lässige Haltung des chinesischen Dirigenten tat den Stuttgarter Philharmonikern am Donnerstagabend im Beethovensaal aber gar nicht gut. Sch

Allerdings wirkte Tang an diesem Abend nicht nur viel zu entspannt, sondern schien auch nichts Genaues zu wollen. Selbst in Paganinis „Sonata per la gran Viola“, die sich der Jahrhundertgeiger in Zeiten seiner Bratschen-Versessenheit in die Finger geschrieben hat, gelang es Tang nicht, Solopart und Tutti wirklich zusammenzubringen.

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Dabei hat das Orchester hier nicht viel mehr zu tun, als eine gelegentlich durch militärisches Tschingderassabum unterstützte Gitarrenbegleitung zu imitieren. Aber Paganini macht nur wirklich Spaß, wenn seine horrend schwierigen Saitensprünge perfekt gemeistert werden. Denn sind Flageolett-Ketten noch schön, wenn sie nicht wirklich sauber gespielt werden? Nils Mönkemeyers Qualitäten liegen eben nicht in virtuoser Zirzensik, sondern im kantablen, seelenvollen Spiel, mit dem er dann in Berlioz’ „Harold in Italien“ sein Publikum in den Bann zog. Aber auch in dieser dramatisch-poetischen Sinfonie mit Solobratsche, in der Berlioz 1834 die berühmte „Harold“-Figur des englischen Dichters Lord Byron zum solistischen Protagonisten erhebt, erahnte man nur selten den großen epischen Bogen.

Muhai Tang dirigierte so etwas wie eine blockhaft aneinandergereihte, rhythmisch strukturierte Klangmaterie, die durchaus manchen schönen Moment bot, aber insgesamt von jeglicher sinfonischer Logik befreit schien. Immerhin sorgte e jener Augenblick im Finale, in dem Mönkemeyer von der Bühne rannte, um oben die Chorempore fiedelnd zu queren, für einen Hauch Theatralik und für Bilder, die die Zuhörer so schnell nicht vergessen werden.