Jossi Wieler und seine drei Mit-Intendanten vor dem Stuttgarter Opernhaus Foto: Leif Piechowski

Seit 2011 leitet der Regisseur Jossi Wieler die Stuttgarter Oper. Jetzt hat die Politik den Erfolg des Künstlers und stillen Teamplayers mit der Verlängerung seines Vertrages gewürdigt.

Stuttgart - Kunst als geschützter Raum: Suchte man nach einem Musterbeispiel für dieses Bild, so müsste man in Stuttgart nicht lange suchen. Mitten in der Stadt steht ein Haus der Kunst, das geschützter kaum sein könnte. Darin wird gesungen, gespielt und über das nachgedacht, was Oper und Musiktheater noch heute lebensnotwendig macht, und dafür, dass dies alles still, präzise, konzentriert und konsequent geschieht, steht der Mann an der Spitze. Jossi Wieler, 1951 im Schweizer Städtchen Kreuzlingen nahe der deutschen Grenze geboren, leitet die Oper Stuttgart seit 2011: ein Mann der Kunst, der das Haus gleichsam von unten her, von den zuarbeitenden Gewerken und den Sängern her kennen und lieben lernte.

2009 zauberte das Land Baden-Württemberg gemeinsam mit der Stadt Stuttgart den Regisseur als Nachfolger des mehrfach unglücklich agierenden Opernintendanten Albrecht Puhlmann aus dem Hut – ein Coup. Seither hat Jossi Wieler zweieinhalb Spielzeiten lang bewiesen, dass man ihm zu Recht vertraute: Die Oper ist fest verwurzelt in der Stadt, die Zahlen stimmen und die künstlerische Bilanz sowieso. Aus all diesen Gründen haben Wieler und die Politik nun die Option gezogen, die sein Vertrag enthielt, und den Vertrag des Intendanten um zwei Jahre bis 2018 verlängert. „Das Ministerium“, erläuterte Wieler selbst am Freitag, „wollte die Sache frühzeitig angehen“, und für ihn selbst gelte weiterhin , dass die Oper Stuttgart „eines der besten Häuser im Land und international“ sei. Dabei, räumt er, den immer ein Hauch von Understatement umweht, ein, sei die Qualität dieser Institution nicht sein Verdienst, sondern „diesem Haus eingeschrieben, und das ist eine Kostbarkeit, die man hegen und pflegen möchte“.

Diese Kostbarkeit sei es auch gewesen, die ihn als Regie führenden Intendanten dazu bringe, ausschließlich in Stuttgart zu inszenieren: „Ich finde“, sagt Wieler, „dass die Kollektive hier sehr besonders sind, die Mitarbeiter hoch motiviert und professionell.“ Dass dies auch mit seiner Person und Ausstrahlung zu tun haben könnte, sagt er – siehe oben – allerdings nicht. Und wenn er als Beweise für die Einstellung der Mitarbeiter „die vier Arbeiten“ anführt, „die ich zusammen mit Sergio Morabito hier gemacht habe, und dass wir jetzt ein so hoch komplexes Werk wie Mark Andres ‚wunderzaichen‘ hier machen können“, dann weist das auf einen entscheidenden Wesenszug des Intendanten hin: Jossi Wieler ist ein Teamplayer.

Auch deshalb nennt er eilends die Mitglieder seines Leitungsteams als unabdingbare Garanten des Stuttgarter Opernerfolgs. wichtigsten Mitbegründer seines Erfolgs zu nennen: Eva Kleinitz, die Operndirektorin, die für hohe Qualität und für guten Nachwuchs im Sänger-Ensemble sorgt, Sergio Morabito, den Chefdramaturgen und Mitregisseur. Und Sylvain Cambreling, den Generalmusikdirektor. Ob der nach Wielers Vertragsverlängerung auch länger in Stuttgart bleiben wird? „Wir denken“, sagt Wieler mit der optimistisch getönten Zurückhaltung eines Mannes, der will, aber nicht alles selbst in der Hand hat, „dass es noch weitergehen könnte mit ihm und uns, weil wir uns auf besondere Weise sehr gut ergänzen.“

Weiterhin will Jossi Wieler neben seiner Tätigkeit in Stuttgart keine Schauspielinszenierungen übernehmen – „jedenfalls solange ich pro Saison zwei Inszenierungen am eigenen Haus mache“. Das sagt er, obwohl ihn durchaus ab und zu die Lust am Schauspiel anspringt – gerade jetzt, wo er bei der „wunderzaichen“-Regie mit André Jung arbeitet, einem seiner Lieblingsdarsteller.

Ab der kommenden Saison wird die Hausregisseurin Andrea Moses durch mehrere Gast-Regisseure ersetzt („Die Idee, ein Haus durch nur zwei Regie-Handschriften prägen zu lassen, war für den Anfang gut und auch wichtig, um bestimmte Dinge zu konsolidieren, aber für die Offenheit der Oper Stuttgart ist es nun wichtig, dass unterschiedliche Ästhetiken hier wirken“). Den zweieinhalb Wieler-Spielzeiten werden also weitere viereinhalb folgen. Dass in dieser Zeit auch das Problem der Opernhaus-Sanierung angegangen wird, sieht der Intendant allerdings nicht – schließlich komme das entsprechende Gutachten erst im Frühjahr heraus, dann folgen Beratungen und die Ausschreibung. „Ich werde“, so Wieler, „aber alles dafür tun, dass gut geplant wird.“