Das erste Treffen: Sebastian Turner (links) und Fritz Kuhn. Foto: Leif Piechowski

OB-Kandidat Turner betont Gemeinsamkeiten – Kuhn gibt sich dagegen zurückhaltender.

Stuttgart - Noch sechs Monate bis zur OB-Wahl in Stuttgart. Die heiße Phase des Wahlkampfs hat längst noch nicht begonnen, aber die ersten beiden Kandidaten, die feststehen, laufen sich bald häufiger über den Weg.

Beim ersten Mal hat der Bewerber des bürgerlichen Lagers, Sebastian Turner, am Mittwoch vergangener Woche seinem Grünen-Kontrahenten Fritz Kuhn Schienbeinschoner für den Wahlkampf überreicht, obwohl er selbst ein Fairnessabkommen vorschlug. Man wisse ja nicht, wer als Kandidat noch komme, sagte Turner bei einer Buchvorstellung des Theiss-Verlags. Kuhn konterte. Da Turner vor seiner Nominierung durch die CDU gesagt habe, er komme vom Geschäft und Kuhn vom Geschwätz, habe er schon vor dem Anpfiff gefoult.

Am 22. April hätten die beiden erneut Gelegenheit, sich zu begegnen. Dann will die Piratenpartei denen auf den Zahn fühlen, die sich in ihrem Internetportal zur OB-Wahl präsentiert und zumindest eine gewisse Übereinstimmung mit den Piraten dokumentiert haben. Etwa 70 aktive der insgesamt 220 Piraten in Stuttgart werden klären, wen ihre Partei bei der Wahl unterstützt.

Als Erster am Start bei Freischaltung des Piratenportals

Turner wirbt um ihre Gunst und hat für den 22. April zugesagt. Er ist auch als Erster am Start, wenn die Piraten an diesem Dienstag das Portal freischalten. Offenbar fühlt sich Turner selbst ein bisschen wie ein Pirat. Am meisten, heißt es in einer Pressemitteilung von ihm, sei man verbunden durch das Bekenntnis zur Freiheit, aber auch durch die positive Einstellung zu neuen Technologien und zu der damit verbundenen gesellschaftlichen Mitwirkung.

Zudem erkennt er Einigkeit bei den grundsätzlichen Forderungen „nach Informationsfreiheit und Informationsselbstbestimmung, Transparenz und Teilhabe“. Dadurch dürften allerdings bestimmte Werte nicht gefährdet werden. „Große Übereinstimmung“ bestehe, weil auch er ohne jahrzehntelange Prägung durch die Partei antrete und „den Bürgerblick ins Rathaus bringen“ könne. Als Parteiloser sei er „selbstverständlich auch für die Anhänger der Piratenpartei offen“, erklärte Turner.

„Stinksauer“ auf die Grünen

Das hält die CDU aber nicht davon ab, mit den Piraten zu kuscheln. Der CDU-Kreisvorsitzende und Turner-Anwerber Stefan Kaufmann besuchte die hiesige Wahlparty der Piraten aus Anlass der Landtagswahl im Saarland – wie schon mehrere Piraten beim Kreisparteitag der CDU zugegen gewesen waren, bei dem Turner gekürt wurde.

Die Piraten fanden klasse, was sie erlebten. Die CDU habe es mit der basisdemokratischen Kandidatenauswahl richtig gemacht, meint ihr Kreisvorsitzender Martin Eitzenberger. Die Grünen hätten das nicht hingekriegt. Daher ist Eitzenberger „stinksauer“ auf sie, obwohl er persönlich sich durchaus über einen Erfolg für Kuhn am 7. Oktober freuen würde. „Aber die CDU kann es gerade gut mit uns“, resümiert der Oberpirat.

Vorwahlkampf ab Mai

Kuhn wahrt eine gewisse Zurückhaltung. Er hat Eitzenberger zwar auch avisiert, dass er gerne mal in eine Versammlung komme, dabei aber nicht an die Kandidatenaufstellung gedacht. Kuhn: „Ich bin schon offizieller Kandidat der Grünen, das genügt mir.“

Chancen für Kuhn und Turner, die Klingen zu kreuzen, wird es trotzdem noch viele geben. Im Mai gehe es mit einem Vorwahlkampf los, meint Kuhn. Die Hochphase des Wahlkampfs beginne am 5. September. Bis dahin will Kuhn aber auch schon entlarven, dass Turner nichts anderes sei als ein schwarz-gelber Kandidat: „Wenn der parteiunabhängig ist, bin ich der Kaiser von China.“

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