Der Fachbau in Stammheim ist für rund zwei Millionen Euro modernisiert worden. Nun ist die Zukunft ungewiss. Foto: Chris Lederer

18 von 32 Schulstandorte sollen wegfallen. Auch der Norden ist betroffen.

Stuttgarter Norden - Nächste Woche Mittwoch will Schulbürgermeisterin Susanne Eisenmann den Stadträten in nicht öffentlicher Sitzung die Streichliste für die Werkrealschulen präsentieren. Demnach schlägt die Stadtverwaltung dem Gemeinderat vor, 18 Schulstandorte aufzulösen. Fakt ist: Seit die verbindliche Grundschulempfehlung abgeschafft wurde, schicken immer weniger Eltern ihre Kinder auf eine Werkrealschule. Die Zahl der Anmeldungen ist gewaltig eingebrochen. Laut dem Staatlichen Schulamt gibt es aktuell rund 490 Fünftklässler in den Werkrealschulen – das seien fast 50 Prozent weniger als im Vergleich zum vergangenen Schuljahr.

„Wir können die Augen nicht davor verschließen, dass die Akzeptanz der Werkrealschulen bei vielen Eltern deutlich gesunken ist“, sagt Ulrike Brittinger, die Leiterin des Staatlichen Schulamtes. Man werde auf den Trend reagieren müssen. Schließungen seien geplant, aber nicht schon zum nächsten Schuljahr. Die Werkrealschule soll an den 18 Standorten bis Ende des „Schuljahres 2016/17 auslaufen“.

In Stammheim ist man über die Schließungspläne nicht erfreut

Auch im Stuttgarter Norden sollen Werkrealschulen geschlossen werden. Etwa in Stammheim: Dort ist man über die Schließungspläne alles andere als erfreut. „Dass aufgrund der rückläufigen Schülerzahlen darüber nachgedacht wird, war zu befürchten, aber wir rücken von unserem Vorhaben nicht ab, dass Stammheim
auch weiterhin eine weiterführende Schule erhält“, sagt die stellvertretende Bezirksvorsteherin Susanne Laufenberg. Abgesehen vom gesellschaftlichen Nutzen der Schule für den gesamten Stadtbezirk sei der Fachbau erst für mehrere Millionen Euro saniert und modernisiert worden. Die Voraussetzungen für guten Unterricht könnten besser kaum sein. „Unter den Mitgliedern im Bezirksbeirat, in der Stammheimer Runde und bei uns im Bezirksamt herrscht Konsens, dass Stammheim eine weiterführende Schule braucht.“ Im übrigen sei davon auszugehen, dass durch die Aufsiedlung des Wohngebietes Langenäcker-Wiesert auch die Schülerzahlen wieder ansteigen. Der Wunsch, in Stammheim eine Gemeinschaftsschule einzurichten, wurde bereits in örtlichen Gremien diskutiert und befürwortet. Allerdings wartet man an der Schule auf die neue Rektorin. Erst wenn sie ihren Dienst angetreten hat und sie die Zielsetzung Gemeinschaftsschule mit ihrem Kollegium mitträgt, könne man sich auch konkret für diese neue Schulform einsetzen.

In Zuffenhausen
ist die Hohensteinschule von den Schließungsplänen betroffen. Zwar soll die Grundschule weiter bestehen, die Werkrealschule aber aufgegeben werden. „Wir bedauern das sehr“, sagt Dieter Reischl, der stellvertretende Bezirksvorsteher. Andererseits sei man froh, dass die Uhlandschule erhalten werden könne. Die sei ein wichtiger Bestandteil des geplanten Projektes Schulcampus Rot. Außerdem wird die Uhlandschule als eine von bundesweit drei Lehranstalten zur Plusenergieschule umgebaut.

In Weilimdorf ist das Thema Werkrealschule ein ewiges Hin und Her. Lange haben Elternvertreter dafür gekämpft, dass der Bezirk eine Werkrealschule bekommt. Denn als die neue Schulart eingeführt wurde, war zunächst keine der drei ansässigen Hauptschulen berücksichtigt worden. Erst mit einem Jahr Verspätung wurde die Wolfbuschschule im Schuljahr 2011/12 schließlich doch Werkrealschule. Seit diesem Schuljahr gibt es in Weilimdorf sogar drei Werkrealschulen: Neben der Wolfbusch- dürfen sich auch die Rappach- und die Reisachschule so nennen.

Auch in Mühlhausen soll eine Werkrealschule wegfallen

Nun ist die Rappachschule als eine der Werkrealschulen im Gespräch, die wegfallen sollen. Schulleiterin Sigrid Walter möchte sich zum jetzigen Zeitpunkt jedoch noch nicht dazu äußern. Die Betroffenheit im Kollegium und auch bei den Eltern sei groß, merkt sie an.

Auch in Mühlhausen
soll eine Werkrealschule wegfallen, und zwar in Neugereut an der Jörg-Ratgeb-Schule. „Aufgrund der Schülerzahlen ist das nachvollziehbar“, sagt Bezirksvorsteher Bernd-Marcel Löffler. Er würde sich aber wünschen, dass sich die Lehranstalt mit ihren mehr als 1000 Schülern im Gymnasium, in der Real- und Werkrealschule auf den Weg zu einer Gemeinschaftsschule begibt.

In der Vorlage für die Stadträte ist zudem von einer Schließung der Mönchfeldschule die Rede. „Die Hauptschule ist aber schon länger ausgelaufen“, sagt Löffler. Laut Schulentwicklungsplanung soll nun die Kreuzsteinschule, eine Förderschule, in das leer stehende Gebäude ziehen. Erhalten bleiben soll den Mühlhäusern dagegen die Herbert-Hoover-Schule – genauso wie den Feuerbachern die Bismarckschule.