Flüchtlinge dürfen in Stuttgarter Discotheken mitfeiern Foto: dpa

Während in Freiburg manche Clubbetreiber Flüchtlingen den Eintritt verwehren, sehen die Betreiber in Stuttgart die Lage entspannt. Flüchtlinge dürfen mitfeiern – wenn sie sich an die Regeln halten.

Stuttgart - Für Diskussionen sorgt momentan die Meldung, dass einige Clubs in Freiburg Migranten den Zutritt verweigern. Als Grund sollen die Clubbetreiber Diebstähle und sexuelle Belästigungen, die von Flüchtlingen ausgehen, genannt haben. Inzwischen hat sich der in einem Artikel der Badischen Zeitung namentlich erwähnte Musik-Club White Rabbit auf seiner Facebook-Seite deutlich davon distanziert, dass er Flüchtlingen den Zutritt verweigert. Dennoch schlägt das Thema weiter Wellen.

In Stuttgart können Clubbetreiber die Aufregung nicht nachvollziehen. Flüchtlinge machen ihnen keine nennenswerten Schwierigkeiten, sagt Carlos Coelho, Geschäftsführer des Keller Klubs und Vorstand der Interessengemeinschaft Clubkollektiv Stuttgart. Er sieht deswegen auch keinen Grund, Migranten den Einlass zu verwehren. „Viele Flüchtlinge haben ohnehin zu wenig Geld, um den Eintritt zu bezahlen“, gibt Coelho zu bedenken. Dieser koste in Stuttgart immerhin zwischen vier und 15 Euro. Problematisch könne es werden, wenn verfeindete ethnische Gruppen aufeinandertreffen, aber das sei kaum der Fall. „Das habe ich in den 90ern in meiner Zeit als Türsteher erlebt, als viele Menschen aus Ex-Jugoslawien nach Deutschland kamen.“

Im Club Universum beim Charlottenplatz sind bei einigen Veranstaltungen überproportional viele Flüchtlinge unter den Gästen. Zu Problemen führt das laut Geschäftsführer Martin Blankenhorn allerdings überhaupt nicht: „Wenn bei uns im weitesten Sinne Weltmusik wie Reggae oder Dancehall läuft, kommen auch viele Flüchtlinge. Aber die benehmen sich genauso gut oder schlecht wie alle anderen.“

Das erlebt auch Heiko Grelle, Chef vom Club Schräglage in der Innenstadt: „Bei uns ist es vollkommen egal, ob jemand aus Stuttgart oder vom Mars kommt. Für alle Herkunftsländer gelten die selben Einlasskriterien.“ Über private Kontakte hat er sogar Flüchtlinge eingeladen – die Abende verliefen ohne Zwischenfälle. Auch Michael Gottschalk vom Club Climax in der Innenstadt hat keine negativen Erfahrungen gemacht. „Natürlich sind wir bei dem Thema der sexuellen Übergriffe sensibilisiert, aber bei uns gab es im Zusammenhang mit Flüchtlingen meines Wissens noch nie Probleme“, sagt er.

Zu diesem Thema will auch der Verein zur Förderung von Jugendlichen mit besonderen sozialen Schwierigkeiten sensibilisieren – und zwar nicht erst, seit es zu den Vorfällen in der Silvesternacht gekommen ist. Mit dem Projekt Antihelden fördert der Verein die sexuelle Bildung im Raum Stuttgart. „Sexualisierte Gewalt gab es schon vorher, nur war das Thema nicht so präsent“, sagt Saskia Reichenecker, die als Sozialarbeiterin an dem Projekt beteiligt ist. Die alltäglich stattfindende sexualisierte Gewalt exklusiv auf spezifische Migrationsgruppen zu projizieren, hält sie für falsch. „Die Situation in Köln und anderen Großstädten ist nicht zu entschuldigen. Aber die Lösung kann nicht darin liegen, Flüchtlinge auszuschließen“, sagt Reichenecker. Ganz im Gegenteil sei es wichtig, einen offenen Umgang und Dialoge über die positiven als auch negativen Facetten von Sexualität zu fördern.