Der Pavillon vor dem Königsbau ist nur einer von mehreren Spielorten gewesen, an denen die jungen Nachwuchsmusiker gespielt haben. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Bei „Stuttgarter Musikschule live“ spielen rund 500 Jungen und Mädchen erstmals wieder vor Publikum – und das gleich an ganz vielen Orten in der Stadt.

Stuttgart - Lea und Anni sind happy. Die beiden zehn und elf Jahre alten Mädchen gehören am Samstag zu den rund 500 Schülerinnen und Schüler der Stuttgarter Musikschule, die nach fast 16 Monaten ohne öffentliche Auftritte erstmals wieder vor Publikum ihre musikalischen Fähigkeiten präsentieren. „Bis Pfingsten hatten wir nur Online-Unterricht“, erzählt Lea kurz vor ihrem Auftritt am Samstagvormittag im Musikpavillon auf dem Schlossplatz.

Die beiden Freundinnen spielen mit viel Leidenschaft Querflöte. „Solange der Ton in Ordnung war, war der Online-Unterricht ok. Aber manchmal hat es sich wirklich schrecklich angehört“, sagt Lea und kann sich dabei ein Lachen nicht verkneifen. Auch das Spiel im Ensemble war, wie die beiden berichten, am heimischen Computer nicht ganz einfach. „Da konnte man nie zusammen spielen, sonst stürzte das Programm ab“, erzählt Anni. Also spielten alle Ensemble-Mitglieder ihren jeweiligen Part eben nacheinander.

Musikschüler genießen den Auftritt

Um so mehr genossen die beiden bei strahlendem Sonnenschein ihren Auftritt vor Eltern und nicht wenigen Passanten, die stehen blieben und aufmerksam lauschten, wie die beiden Stücke von Bach und Mozart spielten. Nach ihnen betrat das mehr als zehnköpfige East-End-Brass-Ensemble der Stadtteilmusikschule Ost die Bühne. Wie der Musiklehrer der Gruppe dem Publikum verrät, haben die meisten der jungen Blechbläser, die für die lauteren Töne an diesem Vormittag zuständig waren, erst vor rund zwei Jahren mit dem Unterricht begonnen.

Seitdem mussten die Kinder und Jugendlichen mit ihren Instrumenten fast ausschließlich am heimischen Computer üben. Den Stücken, die das Bläser-Ensemble im Musikpavillon zum Besten gab, waren diese erschwerten Bedingungen nicht anzuhören. Entsprechend laut war der Applaus.

In der ganzen Stadt unterwegs

Wie auf dem Schlossplatz spielten am Samstag zwischen 11 und 15 Uhr in ganz Stuttgart junge Musikschüler auf öffentlichen Plätzen, um die Stadt „zum Klingen zu bringen“. Der Aktionstag „Stuttgarter Musikschule live“ fand an verschiedenen Orten in der Innenstadt und in den Stadtteilen Feuerbach, Bad Cannstatt, Vaihingen, Zuffenhausen, Botnang, Hedelfingen und Stuttgart-Ost statt.

Die Organisatorin der Veranstaltung, Simone Haas, betont, wie wichtig die Auftritte im Ensemble für die Jugendlichen sind: „Das gemeinsame Musizieren steht bei uns einfach im Vordergrund“, so die Mitarbeiterin der Musikschule. Der Applaus des Publikums bei einem Live-Konzert könne mit dem Online-Vorspiel nicht verglichen werden. Dennoch seien die Onlineformate während der Coronapandemie für viele Kinder und Jugendliche wichtig gewesen, weil sie „Halt und Struktur gaben“.