Thomas Hohler, der in „Ghost“ den bösen Carl spielt, wechselt vom Palladium-Theater in Möhringen zur Musical-Tour der Wolfgang-Petry-Show, die am 2. Mai in der Stuttgarter Porsche-Arena gastiert. . Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Ein Wort sagt alles über Wolfgang Petry: Wahnsinn! Seine Karriere war ein Wahnsinn, sein größer Hit heißt so. Thomas Hohler, der Böse von „Ghost“ in Stuttgart, wechselt nun als junger Petry zur Tour-Show „Das ist Wahnsinn“.

Stuttgart - Thomas Hohler ist ein Strahlemann mit dem Charme eines ewigen Lausbuben. Wie 34 Jahre sieht er nicht aus. Sein Naturell hat wenig mit dem Charakter des bösen Carl zu tun, den er im Musical „Ghost“ im Stuttgarter Palladium-Theater noch wenige Wochen spielt. Wandlungsfähigkeit zeichnet einen guten Musicaldarsteller aus. Jetzt aber freut sich das Ruhrpott-Kind darauf, gute Laune pur im Wolfgang-Petry-Musical über die Bühne jagen zu können – das Lebensgefühl also, das ihm voll und ganz entspricht. Bald geht’s mit Vollgas in den Wahnsinn!

Musikalisch sozialisiert ist der in Bottrop aufgewachsene Hohler freilich mit harter Rockmusik, nicht mit Schlager. Als er jung war, zählte Petry, der Zottelmähnige mit dem Schnauzer und mit gefühlt zehntausend Freundschaftsbändern am Handgelenk, nicht zu seinen Idolen. Bei den Vorbereitungen für die Show „Das ist Wahnsinn“, die von April bis Mai durch 60 Städte in Deutschland führt (am 2. Mai ist bei der Tour-Produktion der Semmel Concerts die Stuttgarter Porsche-Arena dran), war der 34-Jährige dann überrascht, fast alle Lieder zu kennen. Wolfgang-Petry-Hits laufen überall, sie sind zum kollektiven Repertoire eines Landes geworden, in dem man gern Party macht. Ausbrüche aus dem Alltag müssen zuweilen sein.

Seine erste Rolle spielte er im Alter von elf Jahren

Für unseren Fotografen steht der Strahlemann Thomas Hohler vorm Palladium-Theater, in deren Fassade sich die Sonne spiegelt. Der Musicalstar, der mit elf in „Les Misérables“ in Duisburg eine Kinderhauptrolle spielte, hat die Sonne aber auch in sich. Er kommt aus dem Ruhrpott, wo die Menschen, wie es heißt, das Herz am rechten Fleck haben. Wer in der dicht besiedelten, zentralen Region von Nordrhein-Westfalen lebt oder groß geworden ist, gilt als bodenständig, kontaktfreudig, direkt. Bei den „Drei Musketieren“, bei „Anastasia“ und bei „Ghost“ hat der 34-Jährige Hauptrollen in Stuttgart gespielt und kennt daher die schwäbischen Eigenschaften gut. „Von der angeblichen Zurückhaltung der Schwaben wird nix übrig bleiben“, meint er, „wenn sie das Petry-Musical besuchen, das mit geballter guter Laune jeden und jede mitreißt.“

„Die Geschichte ist wie Petry – erdig und ehrlich“

Und jetzt alle! „Das ist Wahnsinn, warum schickst du mich in die Hölle? Hölle! Hölle! Hölle! Eiskalt lässt du meine Seele erfrieren. Das ist Wahnsinn, du spielst mit meinen Gefühlen. Und mein Stolz liegt längst schon auf dem Müll.“ Sondermüll!

Das berühmteste Lied von Wolfgang Petry ist 1983 erschienen – zwei Jahre, bevor Thomas Hohler geboren ist. In dem Musical spielt er den jungen Petry, der nach oben will. Der echte Name des Schlagerstars kommt in der Story nicht vor. Deshalb ist Thomas der Tobi. Dieser träumt davon, Karriere als Musiker zu machen und merkt rasch, wie die Mädels auf Sänger abfahren, die’s drauf haben. Die temperamentvolle Gianna ist begeistert, als sie das Whisky Bill besucht, eine Kneipe im Ruhrgebiet, in der Tobi mit seiner Band einheizt. Es funkt gewaltig zwischen beiden. „Die Geschichte ist wie Petry und seine Lieder“, sagt Hohler, „total erdig, authentisch und ehrlich.“

2006 hat Wolfgang Petry das Ende seiner Karriere erklärt

Schon in einer früheren Wahnsinns- Tournee hat der noch bis März in Stuttgart lebende „Ghost“-Darsteller den Tobi gespielt. Einmal saß der echte Wolle Petry im Publikum, der auch in Songs wie „Verlieben, verloren, vergessen, verzeih’n“ Schlager mit Rock verbunden hat. 2006 hatte der heute 68-Jährige nach 30 Bühnenjahren und nach 18 Millionen verkauften Tonträger das Ende seiner Karriere bekannt gegeben. Nach der Musicalshow kam das Original backstage auf Thomas Hohler zu, der ihn in jungen Jahren spielt und seine Hits singt. Petry legte väterlich seinen Arm auf ihn und sagte kurz und knapp: „Gut gemacht!“ Wenn das kein Ritterschlag nach Art des Ruhrpotts war!

Noch vier Wochen wird Thomas Hohler in „Ghost“ den bösen Carl und als Cover den guten Sam spielen – in einer Show, die, wie er findet, zu den besten, weil ungewöhnlichsten Musicalproduktionen in Deutschland zählt. Zunächst war er enttäuscht, dass in Stuttgart der Kartenverkauf für die Bühnenadaption des gleichnamigen Kinoerfolgs zu wünschen übrig ließ. Die Stage Entertainment rückte deshalb von ihrem Plan ab, „Ghost“ ein Jahr lang auf den Fildern zu spielen und ersetzt das Stück bereits nach einem halben Jahr durch „Tanz der Vampire“ in dessen vierter Spielzeit.

Die Fans freuen sich auf viel „Hölle, Hölle, Hölle“

Doch vor dem Abschied hat der Kartenverkauf für „Ghost“ gewaltig angezogen, das Theater ist oft voller als gegenüber bei Disneys „Aladdin“. Wenn das kein Beweis dafür ist, dass die Show weiterempfohlen wird von denen, die drin waren! Ihre Sache haben Hohler und dessen Kollegen also gut gemacht. Wenn das keine gute Laune macht, die der 34-Jährige in Kürze an anderer Stelle voller Wahnsinn ausleben darf. Die Petry-Fans freuen sich auf viel „Hölle, Hölle, Hölle!“