Ein bundesweiter Moderationspreis mit Stuttgart im Namen: zum zweiten Mal wurde in der Sparda-Welt der vom Institut für Kommunikation ausgeschriebene Preis vergeben. Nicht nur Ingo Zamperoni staunte über den Moderatoren-Nachwuchs.
Der berührendste Moment des Abends – es ist der, als Jason Giuranna auf die Bühne tritt und die vielen Studierenden im Publikum, einschließlich Moderator und „Tagesthemen“-Anchorman Ingo Zamperoni, statt zu klatschen die Arme heben und mit den Handflächen wackeln. In der Gebärdensprache der Ausdruck für Applaus.
Der gelernte Erzieher und ehemalige Leichtathlet moderiert im Bayerischen Rundfunk die Formate „Jason und die Haustiere“ und „Sehen statt hören“– nur mit Gebärden. Giuranna (Jahrgang 1997) ist gehörlos, was ihn nicht daran hindert, sein Publikum buchstäblich anzusprechen, besonders gehörlose Kinder. Bei der Verleihung des vom Institut für Moderation ausgeschriebenen 2. Stuttgarter Moderationspreises am Donnerstagabend in der Sparda-Welt zählte er zu den Gewinnern – als jemand, der dafür steht, „dass Fernsehen nicht nur informieren, sondern auch inkludieren kann“, wie es in der Laudatio hieß.
Preisträger in vier Kategorien
Giuranna gewann in der Kategorie Sprache/Präsentation/Innovation. Er teilte sich die Bühne – und den (Gebärden-)Applaus – mit der jungen MDR-Reporterin Nicole Franz, die darüber berichtete, wie Rechtsextreme versuchen, Kinder und Jugendliche über die Plattform TikTok zu erreichen (Kategorie journalistische Qualität). Außerdem mit Shanli Anwar, gebürtiger Iranerin (Kategorie Public value/Mehrwert), deren ebenso einfühlsame wie informative Interviewreihe „Iran im Herzen“ auf Cosmo/WDR nach der Meinung der Jury „ein politisches Nischenthema in den Fokus rückt“. Gewonnen hat auch Stève Hiobi, der aus Kamerun stammt und eigentlich IT-Berater ist. Mit seinem vom SWR ausgestrahlten Format „Dein Bruder Stève“ gelingt ihm das Kunststück, als „Afrofluencer“ das verbreitete Halbwissen über den afrikanischen Kontinent auf unterhaltsame Weise aufzufüllen – ein Angebot jenseits des klassischen Journalismus, jedoch mit viel Innovationsfreude und Perspektive. Hiobi gewann den von den Studierenden der Hochschule der Medien vergebenen Publikumspreis.
220 Einsendungen wurden eingereicht – 50 mehr als beim ersten Mal
In vier Kategorien waren insgesamt 35 Beiträge aus dem deutschsprachigen Raum nominiert. Stephan Ferdinand, Direktor des Instituts für Moderation an der Stuttgarter Hochschule für Medien, freute sich über das wachsende Interesse und die „Breite der Bewerbungen sowie die journalistische Qualität“. Bei der Premiere im vergangenen Jahr waren es 170 Einsendungen, diesmal 220, viele auch jenseits gängiger Fernseh- und Radioformate. Ingo Zamperoni, Honorarprofessor an der Hochschule der Medien und Pate des Preises, lobte den Moderatoren-Nachwuchs und riet fröhlich dazu, ausgetretene Pfade zu verlassen: „Mein Ratschlag ist: einfach machen.“
Förderung durch die Stiftung Bildung und Soziales der Sparda-Bank
Der von Studierenden organisierte Moderationspreis würdigt solche Bemühungen. Laut Stephan Ferdinand hat er zum Ziel, „journalistische qualifizierte Moderationen gerade in den jüngeren Formaten sichtbar zu machen – in Abgrenzung zu dem vielen Hass und Müll im Netz“. Sein Institut für Kommunikation bildet berufs- und studienbegleitend jährlich Nachwuchstalente in journalistischer Moderation für Digitales, Fernsehen, Hörfunk und Bühne aus.
Gefördert wird der mit 6000 Euro dotierte Stuttgarter Moderationspreis von der Stiftung Bildung und Soziales der Sparda-Bank Baden-Württemberg. Ihr neuer Vorstandsvorsitzender, Martin Buch, war von den „Medienprofis von morgen“ und dieser Form der „medialen Bildung“ am Standort Stuttgart höchst angetan. Er sieht darin auch einen Beitrag zur Stärkung der Demokratie.