Luftsprünge zum Jubiläum: die Merz-Schüler haben ein akrobatisches Programm auf die Beine gestellt. Bürgermeisterin Isabel Fezer (l.) und Ministerin Susanne Eisenmann gratulierten Volker (2.v.l.) und Konstantin Merz. Foto: Caroline Holowiecki

Die Stuttgarter Merz-Schule hat ihren runden Geburtstag mit einer vielseitigen Schüler-Revue gefeiert. Aus der Politik gab es viel Anerkennung für das Konzept des Familien-Bildungswerks.

S-Ost - Manchmal reicht ein Fest allein nicht, um einen bedeutenden Anlass hinreichend zu würdigen. Die Merz-Schule im Stuttgarter Osten zelebriert seit einem Jahr mit immer wieder anderen Veranstaltungen ihren 100. Geburtstag. Am 18. November 1918 war sie von Albrecht Leo Merz gegründet worden, nach wie vor ist das Haus in der Hand des Familien-Bildungswerks. Der Enkel Konstantin Merz, der heutige Schulleiter, hat am Samstag mit seinem 96-jährigen Vater Volker, mit Ehrengästen, Eltern und vielen Kindern das schulinterne Hauptfest gefeiert, bevor es an diesem Donnerstag im Neuen Schloss zum Festakt geht.

Mehr als nur Mathe, Chemie und Bio

Das Motto der Merz-Schule lautet „Verstehen durch Erkennen, Gestalten und Ermutigen“. „Bildung heißt nicht reine Wissensvermittlung“, betonte Konstantin Merz in seiner Begrüßung. Was der Nachwuchs abseits von Mathe, Chemie und Bio lernt, zeigte er in einer vielseitigen Revue. Neben mehreren Rap-Nummern gab es auf der Bühne eindrucksvolle Sportakrobatik, Theater, Stepptanz, Pantomime, Folklore und mehr.

Nicht nur die Familien der Kinder machten da großen Augen. Als „immer innovativ“ lobt die Kultusministerin Susanne Eisenmann das Merz-Konzept, „es ist keine Selbstverständlichkeit, es in dieser Qualität zu machen“. Vieles, was die freien Träger ausprobierten, werde später in öffentlichen Schulen übernommen. Immerhin: Aus dem Eisenmann’schen Etat über elf Milliarden Euro komme den Privatschule eine Milliarde zu.

Im hundertsten Jahr steht die Merz-Schule, an die eine Kita, eine Fachhochschule und ein Internat angeschlossen sind, gut da. Der Rektor spricht von einem regen Zulauf. „Im Moment sind die Schulen der freien Träger im Aufwind“, mittlerweile knapp 20 Prozent der Schüler in der Landeshauptstadt besuchten Privatschulen. Die können mit speziellen Profilen punkten, und „nur die Lehrplanausbildung reicht vielen nicht“, so Konstantin Merz. Das Einzugsgebiet der Schule geht längst über die Landeshauptstadt hinaus, „die Kinder fahren zum Teil eine Stunde“.

Abitur in Tennis und Hockey

Was sich die Eltern für ihre Sprösslinge erhoffen? Eine besondere Förderung. Die Merz-Schule ist „Eliteschule des Sports“ und Partner des Olympia-Stützpunkts Stuttgart. In Tennis und Hockey kann man auch das Abitur machen. Ebenso wird Wert auf die musische und künstlerische Ausbildung gelegt. 2014 wurde das Haus zudem zur DELF-Prüfungsschule zertifiziert. Man kann hier also ein weltweit anerkanntes Französisch-Diplom ablegen.

Angesichts dessen wollte auch die Schulbürgermeisterin Isabel Fezer ihren Respekt nicht verhehlen. „Da schauen die anderen Schulen schon hin, was geht“, stellte sie klar – und richtete ihr Wort an die vielen Kinder und Jugendlichen im Saal. „Ihr geht auf eine Schule, die euch viele Türen öffnet. Geht hindurch“, mahnte sie.

Aktuell besuchen die Einrichtung an der Geroksruhe – inklusive Kita- und Grundschulbereich – um die 800 Kinder und Jugendliche. Dabei hat sie vor 100 Jahren auf der Gänsheide noch ganz bescheiden mit einem Dutzend angefangen, so der Enkel. Die Merz-Familie soll aber weiter wachsen. Im Stammhaus in der Gänsheidestraße soll im September 2019 ein Hort für U3-Kinder eröffnen. Drei Gruppen seien vorgesehen. Die Zukunft der Schule scheint gesichert. Laut Konstantin Merz steht die vierte Generation in den Startblöcken.