Die Innenstadt wird öder: Das Café Scholz am Marktplatz schließt nach elf Jahren Anfang April. Viel Herzblut habe man investiert, sagt Gregor Scholz, einer der Betreiber. Doch der Ertrag stehe in keinem Verhältnis mehr zum Aufwand. Die Betreiber wollen künftig auf ihr Lokal am Killesberg konzentrieren.
Die Innenstadt wird öder: Das Café Scholz am Marktplatz schließt nach elf Jahren Anfang April. Viel Herzblut habe man investiert, sagt Gregor Scholz, einer der Betreiber. Doch der Ertrag stehe in keinem Verhältnis mehr zum Aufwand. Die Betreiber wollen künftig auf ihr Lokal am Killesberg konzentrieren.
Stuttgart - Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten. Doch das Frühstück im Café Scholz war eines der besten der Stadt, und es wurde auch des Nachmittags noch gereicht. So kamen die Nachteulen gern vorbei, die Breuninger-Kunden spielten Sehen und Gesehen werden, die Besucher des Wochenmarkts tranken nach dem Salatkauf ihren Kaffee, die Samstagsbummler erholten sich vom Tütenschleppen, die Beamten aus dem Rathaus kamen zum Mittagessen und so mancher beschloss den Abend mit einem Cocktail in einem Liegestuhl auf dem Marktplatz. Ganz Stuttgart traf sich dort – und muss sich nun einen neuen Lieblingsplatz suchen. „Wir werden Ende März schließen“, sagt Gregor Scholz, der gemeinsam mit Stephanie Benzing die Geschicke des Cafés leitet, „und unseren Mietvertrag nicht mehr bis zum Ende erfüllen.“
Doch warum? Es war doch immer brechend voll, einen freien Platz zu finden war mitunter ein Kunststück. „Dass der Laden eine Goldgrube sei, habe ich oft gehört“, sagt Scholz, „leider fand sich das nicht auf den Konten wieder.“ Die Innenstadt sei für Gastronomie ein schwieriges Pflaster, die Mieten seien in einer Stadt wie Stuttgart exorbitant hoch. 15.000 Euro Miete im Monat habe man bezahlt, macht als Gerücht die Runde. „Das reicht nicht“, sagt Scholz, „der Eigentümer hat auch nicht erhöht, wir hatten und haben ein gutes Verhältnis, aber es ist so einfach nicht möglich, Rücklagen zu bilden.“ Somit sei die notwendige Renovierung der Räume kaum zu finanzieren. „Und die nach dem Ablauf des Mietvertrages zu erwartende Mieterhöhung für diese Stuttgarter Bestlage ist für eine Gastronomie nicht mehr zu stemmen.“ Wenn er kühl gerechnet hätte, hätte man das Café schon früher schließen müssen, „doch da steckte unser Herzblut drin“.
Nachfolger Modeschmuck-Kette?
Gegen Spekulationen, dass man die Gewinne vom Café Scholz in das im vergangenen März eröffnete Scholz am Park abgezogen haben, verwahrt sich Gregor Scholz. „Dass wir unser Geld vom Marktplatz am Killesberg ausgegeben haben, entspricht nicht der Wahrheit und kann daher nicht als ein Grund für die Schließung am Marktplatz aufgeführt werden.“ Gastronomie in der Innenstadt sei schlicht nur noch für Ketten finanzierbar. „Die Innenstädte verändern sich. Wo finden Sie denn noch Eigentümergeführte Geschäfte?“, fragt Scholz. „Das trifft auch für den Handel zu, aber erst recht für die Gastronomie.“ Zudem werde die Innenstadt demnächst eine größere Baustelle werden. „Ich begrüße den Umbau am Karlsplatz, um nicht missverstanden zu werden“, sagt er, „es ist überfällig, dass dort etwas passiert, aber es wird nicht einfacher für die Anlieger.“
Ob tatsächlich eine Modeschmuck-Kette der Nachfolger wird, will Scholz nicht verraten. „Aber es wird kein Gastronomiebetrieb mehr sein.“ Also wird man auf der Sonnenseite des Marktplatzes nicht mehr an Bistrotischen sitzen und in Liegestühlen faulenzen können. „Das ist ein herber Verlust“, sagt Baubürgermeister Matthias Hahn, der sich noch gut daran erinnert, dass die Stadt vor elf Jahren darum gekämpft hat, dass sich am Marktplatz das Café Scholz ansiedelt. Hahn: „Wir haben uns weit aus dem Fenster gelehnt und manchen Weg geebnet.“ Doch heute ist auch er mit seinem Latein am Ende. „Uns sind die Hände gebunden.“
Gregor Scholz, Stephanie Benzing und ihr Kompagnon Paul Schwenk konzentrieren sich nun auf ihre Geschäfte am Killesberg. Blumenladen, Eisdiele und das Café am Park betreiben sie dort. Für Breuninger-Kunden liegt das oft auf dem Heimweg, doch so mancher Nachtschwärmer muss fürs Frühstück nun längere Wege in Kauf nehmen.