An dieser Stelle des Marktplatzes ist es besonders heiß. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Gegen die im Sommer oftmals brütende Hitze auf dem Platz vorm Rathaus kann man etwas tun, sagen die Stadtklimatologen. Jetzt finden sie Unterstützung.

Stuttgart - Der Druck auf die Stadtverwaltung und Oberbürgermeister Fritz Kuhn, am Marktplatz zusätzliche Bäume zu pflanzen und Fassaden zu begrünen, nimmt zu. Nachdem unsere Zeitung berichtet hatte, dass die Stadtklimatologen schon 2017 eine deutliche Abkühlung an heißen Sommertagen durch schattenspendende Bäume für möglich erklärt hatten, aber diese Sichtweise sich in der Verwaltung nicht durchgesetzt hatte, gab es am Mittwoch Forderungen an Kuhn.

Die FDP-Landtagsabgeordnete Gabriele Reich-Gutjahr (FDP) erklärte, der oft verwaiste Marktplatz würde fraglos attraktiver, wenn es einige neue Bäume gäbe. „Damit würde OB Kuhn seinem eigenen Anspruch gerecht, innerstädtisch einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten und an Stuttgarts heißesten Stellen etwas Entlastung zu schaffen“, erklärte Reich-Gutjahr. Der Platz könnte damit auch schöner strukturiert werden. Besucher würden auch bei extremen Temperaturen einen Platz zum Verweilen erhalten. „Gegenwärtig wirkt der Marktplatz eher wie eine isolierte Zone ohne vitalen Bezug zu ihrer Umgebung“, urteilte Reich-Gutjahr. Sie würde zwar eine Umgestaltung des Platzes von September 2020 an sehr begrüßen, sie wünsche sich aber nicht minder, dass die Stadtverwaltung den Empfehlungen ihrer Stadtklimatologen folgen und über eine umfassendere Lösung als die gegenwärtigen Pläne für eine neue Pflasterung, einen Trinkwasserspender und ein Wasserfontänenfeld nachdenken würde. „Vielleicht erhielte der Marktplatz damit wieder etwas von dem zurück, das er vor langer Zeit verloren hat“, meint die Abgeordnete. „Dem Marktplatz fehlt weit mehr als nur Bäume. Ihm fehlen Menschen, die ihn beleben. Ihm fehlen Orte, die zu Gespräch und Begegnung einladen.“

Umweltschützer verlangen auch die Begrünung von Fassaden

Eine Lanze für weitere Bäume außer den bestehenden im Bereich des Marktbrunnens bricht auch der Bund für Umwelt und Naturschutz. „Wir begrüßen und unterstützen die Initiative für mehr Grün auf den Marktplatz sehr“, sagte der Regionalgeschäftsführer Gerhard Pfeifer. Im Übrigen habe er seit Anfang 2018 schon mehrfach OB Kuhn und dem Baubürgermeister Peter Pätzold vorgeschlagen, fensterlose Flächen am Rathaus mit Fassadenpflanzen zu begrünen. Leider sei der Vorschlag nicht aufgegriffen worden.

„Zum Teil wurde argumentiert, dass man wegen vieler Leitungen keine Pflanzgrube an der Rathauswand graben könne“, so Pfeifer. Das findet er nicht stichhaltig. Man könne ja auch einen ausreichend großen Pflanztrog beim Rathausturm und an der Rathausnordseite zur Hirschstraße hin platzieren und ihn mit einem automatischen Bewässerungssystem ausstatten. Eine üppige Vegetation, sogar mit Bäumen, könne man auch ohne natürlichen Erdanschluss unterhalten. Mit einer Pflanztroglösung am Rathaus könne die Stadt zum Vorbild werden für viele Hauseigentümer, die eine Fassadenbegrünung bisher verwerfen würden, weil sie mit einer Bodengrube auf ähnliche Schwierigkeiten stoßen würden wie die Stadtverwaltung beim Rathaus. Bei guter Bewässerung wachse beispielsweise Efeu relativ schnell und man brauche keine Rankhilfe.

Nach den Erkenntnissen der Abteilung Stadtklimatologie ließen sich die gefühlten Temperaturen im Sommer im heißesten Bereich des Marktplatzes um rund zehn Grad reduzieren, wenn es dort acht Bäume von zwölf Metern Höhe mit neun Meter großen Kronen gäbe.