Das Cloud No. 7: Luxus wie hier gab es in Stuttgart bisher nicht. Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Die Geduld der Wohnungskäufer ist schon lang strapaziert. Sie wollen endlich rein in den Luxuswohnturm Cloud No. 7. Jetzt wird die Bauabnahme durch die Behörden innerhalb der nächsten Wochen versprochen. Es ist nicht das erste Versprechen.

Stuttgart - Wer einen Luxuswohnturm mit 18 Etagen über dem Boden und Kosten von rund 80 Millionen Euro bauen will, muss auf ein paar Probleme gefasst sein. Beim Cloud No. 7 im Stuttgarter Europaviertel sind nicht wenige zu Realität geworden – vorneweg der Zeitverzug, der nahezu zwei Jahre beträgt.

Den Hotelkomplex im unteren Drittel hätte Tobias Fischer, Chef der Schwäbischen Wohnungs AG, zunächst im Frühjahr 2016 übergeben sollen. Die Businessapartments und Luxuswohnungen darüber sollten den Eigentümern bis Ende 2016 zur Verfügung stehen. Im Halbjahres-Finanzbericht 2016 nannte die Cloud-Projektgesellschaft dann den März 2017 als Auftakttermin für den Hotelbetrieb; im Anschluss daran könnten auch die Wohnungen und Apartments an die neuen Besitzer übergeben werden. Tatsächlich öffnete das Hotel Anfang 2018. Und die Wohnungen sind bis heute nicht übergeben. Die neueste Wasserstandsmeldung besagt nun, die behördliche Bauabnahme werde noch im August sein, spätestens Anfang September. Es ist gefühlt die x-te Ankündigung des Finales.

Auch der Präsident des VfB Stuttgart will endlich einziehen

Die Rede ist von 20 Luxuswohnungen sowie 36 Apartments, die die Käufer an zahlungskräftige Stuttgarter Langzeitgäste wie hochrangige Militärs, reiche Krankenhauspatienten oder wichtige Mitarbeiter von Großunternehmen vermieten lassen wollen. Eigentlich sollten sie nach und nach übergeben und bezogen werden können. Nach Informationen unserer Zeitung pochte das Baurechtsamt aber auf bessere Vorsorge gegen Brände im Bereich der Stromleitungen. Jede davon ist eine potenzielle Brandquelle – und das in einem Hochhaus, in dem die Bewohner zwangsläufig lange Fluchtwege zur Erde haben. Da ist es von größter Bedeutung, wo die Leitungen verlaufen und welcher Art die Baumaterialien im Umfeld sind.

Um eine ähnliche Materie war es schon vor der behördlichen Abnahme des Hotelkomplexes gegangen: Wurden durchgehend die im Hochhausbau vorgeschriebenen Materialien verwendet? Sind sie auch in der Kombination zulässig? Harmoniert alles mit den Vorgaben in der Baugenehmigung? Auskunft wollte das Baurechtsamt der Öffentlichkeit nicht geben, obwohl man sich im Rathaus von einem Baustopp erzählte. Der Investor dementierte das. Und Rainer Grund vom Baurechtsamt sagte damals, man mache das übliche Geschäft. „Und was heißt schon Probleme? Die gibt es auf jeder Baustelle.“

Tatsache ist: Die Verzögerungen haben bei manchen die Geduld sehr strapaziert. VfB-Präsident Wolfgang Dietrich soll beklagt haben, er habe sich ein Übergangsdomizil mieten müssen, weil er nicht einziehen konnte, den bisherigen Wohnsitz aber schon an den Sohn abgegeben habe. Ein Luxusproblem auf hohem Niveau, spotten manche angesichts der Großzügigkeit von Dietrichs früherem Domizil. Mit unserer Zeitung wollte er nicht darüber reden.

Erste Klagen sind schon eingereicht

Der Druck von Käufern auf Tobias Fischer dürfte enorm sein. Jeden Monat gehen enorme Mieteinnahmen verloren, wie sich am Beispiel einer Wohnung belegen lässt, die ein Münchner Immobilienunternehmen zum Kauf anbietet. Sie liegt auf der 13. Etage, hat drei Zimmer und eine reine Wohnfläche von 110,41 Quadratmetern. Rechnet man die knapp 49 Quadratmeter große Loggia zur Hälfte hinzu, ergeben sich 134,88 Quadratmeter. Die Monatsmiete wurde mit 3900 Euro angegeben, 28,91 Euro pro Quadratmeter. Als Kaufpreis werden 1,85 Millionen Euro genannt, 13 716 Euro pro Quadratmeter. Die Mieten für andere Apartments dürften noch höher sein. Das schürt Spekulationen, nach denen sich bis Mitte Juli bereits Zahlungsausfälle und Forderungen im Volumen von fünf Millionen Euro ergeben haben sollen – eine Summe, die Fischer nicht nachvollziehen könne, wie seine Sprecherin beteuert.

Trotzdem: Jede bauliche Änderung, jede Verzögerung kostet Geld. Schon Mitte 2016 hieß es im Halbjahres-Finanzbericht, das Investitionsvolumen sei auf 98 Millionen Euro gestiegen, die Kostensteigerungen würden nur teilweise durch höhere Verkaufserlöse ausgeglichen. Jetzt ließ Fischer mitteilen, wie bei Bauverzögerungen üblich werde schlussendlich zwischen den Beteiligten zu klären sein, wer für die Verzögerungen verantwortlich sei, „gegebenenfalls auch vor Gericht“. Man habe auch schon eine Feststellungsklage gegen mehrere Beteiligte eingereicht. Klagen gegen die Projektgesellschaft gebe es nicht. Welche Ansprüche die Wohnungskäufer stellen können, wollte Fischer nicht sagen: „Zu privaten Kaufverträgen bzw. kaufmännischen Unternehmensangelegenheiten gibt es grundsätzlich keine Stellungnahme.“