Der im vergangenen August verstorbene Michael Klamm ist unvergessen. Foto: Chris Lederer

Sein Tod hat viele erschüttert: Zum Gedenken an Michael Klamm, den beliebten Leiter des Jugendhauses Stammheim, spielen zwei Stuttgarter Kultbands zum ersten Mal gemeinsam. „Stop the Deng-a-leng“ heißt das Lied für ihn.

Stuttgart - „Stop the Deng-a-leng!“ Die Aufforderung kommt hart und eindringlich. Udo Schöbel, ein in Berlin lebender und aus Stuttgart stammender Tausendsassa der Kultur, hat die Hymne auf das Leben geschrieben – für einen Menschenfreund, der zu früh sterben musste.

Mit dem „Deng-a-leng“ meint er all die Unwichtigkeiten, die einem Tag für Tag um die Ohren klingeln. Wer sich von kleinen Alltagsproblemen provozieren lässt, verliert den Blick auf das, was dem Leben Sinn gibt.

Seit 1989 hat er im Jugendhaus Stammheim gearbeitet

„Stop the Deng-a-leng“ ist ein Lied für Michael Klamm, der 1989 im Jugendhaus Stammheim als Sozialpädagoge begonnen und es von 1991 bis zu seinem Tod Ende August 2019 geleitet hat. Seine Freunde nennen ihn Micha, rühmen seine Herzlichkeit, sein leidenschaftliches Engagement für Benachteiligte. Nie wollte er sich damit abfinden, dass das Leben ungerecht ist. Seine Liebe gehörte der Musik. Im vergangenen Sommer hat sich Micha riesig gefreut, dass endlich klappen sollte, was er sich so lange gewünscht hatte. Unbedingt wollte er die Kultbands Cleanin’ Women und No Sports gemeinsam bei einem Konzert präsentieren.

Nie zuvor sind die beiden Gruppen, die Mitte der 1980er gegründet wurden und mit denen Generationen von Stuttgartern Party gemacht haben, gemeinsam aufgetreten. Dem Micha war es gelungen, Urgesteine der heimischen Musikszene zusammenzubringen – die fetzigen Putzfrauen mit den Reggae-Freunden, die Ska dem Sport vorziehen.

Udo Schöbel hat ein Lied für Michael Klamm geschrieben

Als Termin für den Gig vereinbarten sie den 29. Februar. Keiner konnte beim Verträgeschreiben ahnen, dass Micha das Jahr 2020 nicht erleben sollte. Für die Musiker war rasch klar: Wir machen das Konzert (an diesem Samstag, 20 Uhr, im Jugendhaus Stammheim, es gibt noch Karten) auf jeden Fall – nun eben zum Gedenken an einen ganz besonderen Menschen, der nur 59 Jahre alt werden durfte. Der Micha hatte es doch nicht geschafft, die Krankheit zu besiegen. Im vergangenen Sommer schien es, er habe das Schlimmste überstanden.

Udo Schöbel, der malende Bandleader aus Berlin mit schwäbischen Wurzeln, der etwa die TV-Show von Kurt Krömer musikalisch belieferte und zum legendären Comedy-Trio Shy Guys gehörte, hat für Micha Klamm ein Lied geschrieben, das er bereits in der „Eins Radioshow“ live in Berlin gespielt hat. Den Sprechgesang dazu hat P. R. Kantate performed. Am Samstag wird „Stop the Deng–a-leng“ beim Konzert der Kultbands gespielt.

Der Bandname stammt aus „Tote tragen keine Karos“

Der 1961 geborene Schöbel hat vor 34 Jahren die Cleanin’ Women mit dem Gitarrensound der Sixties und mit souligen Bläser-Riffs in Stuttgart gegründet. Der Bandname stammt aus dem Film „Tote tragen keine Karos“, in dem die Abscheu vor Putzfrauen sehr komisch zelebriert wird.

Eine Passage aus dem Lied, sagt Babs Steinbock, eine von Schöbels Cleanin’ Women, spricht ihr „besonders aus der Seele“, weil diese mit anderen Worten ihr Lebensmotto auf den Punkt bringe: „Augen, Herz und Hirn auf beim Leben.“

Weiter heißt es in dem Song: „We need your Smile! Paint the Sky blue.“ Wir brauchen dein Lächeln, mal den Himmel blau!

Mit Lächeln kann man Herzen öffnen und Dunkles aufhellen. Das Grau des Alltags darf das Schöne nicht überdecken. Man sollte den blauen Himmel, will uns das Lied sagen, noch ein wenig blauer machen.

Muss erst jemand sterben, damit wir das Leben begreifen?

Das ewige Rumdengeln mit Belanglosigkeiten ist nur unnötige Energieverschwendung. Besser ist es, mit offenen Augen und mit ganzem Herzen etwas für andere zu tun und damit auch für sich selbst.

Muss immer erst jemand sterben, damit wir das Leben begreifen? Das Lied für Micha ist ein Aufruf, sein Leben zu leben. Seine Wünsche sollte man nicht aufschieben.

Haut rein, Cleanin’ Women und No Sports, und stoppt das Deng-a-leng!