Kai Conzelmann trägt im Einsatz die Verantwortung für 30 junge Beamte in seinem Zug. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Kai Conzelmann ist Zugführer der ersten Einheit, die sich in Schutzausrüstung den Randalierern der Krawallnacht in Stuttgart im Juni 2020 entgegenstellt. Wie hat er die Nacht in Erinnerung?

Stuttgart - Plötzlich ist da diese Wand von Menschen. Eine wütende Menge, 200 bis 300 Personen, überwiegend junge Männer außer Rand und Band. Das ist nur eine der Szenen aus der Krawallnacht, die Kai Conzelmann im Gedächtnis geblieben sind und die ihn immer wieder beschäftigen. Mit den 30 Leuten seines Zugs der Einsatzhundertschaft ist er an vorderster Front, als es richtig losgeht. Steine und Flaschen fliegen auf ihn und die Kolleginnen und Kollegen, von denen manche gerade mal drei Monate seit Ausbildungsende im Dienst sind. Sie schützen ihren Chef, der wegen der Funkerei keine Schutzausrüstung anhat. Der hält den Haufen zusammen, macht sich Sorgen, dass jemand verletzt wird. Und denkt an die psychische Verfassung der blutjungen Leute in seinem Zug: „Man musste manche immer wieder abholen, wachrütteln“, denn sie konnten nicht glauben, was da auf sie einprasselte. „Man will sich einigeln und denkt: Mich kennt doch von denen kein Mensch, was können die gegen mich haben“, schildert der 40-Jährige, was seiner Mannschaft und ihm in jener Juninacht vor einem Jahr durch den Kopf geht.