Bis Sonntag können kleine Filmfans noch die Stuttgarter Kinderfilmtage besuchen. Was das Festival zu etwas Besonderem macht.
Es ist ungewöhnlich laut im Kinosaal des Gloria Innenstadtkinos. Schulklassen und Lehrer sitzen im fast voll besetzten Saal bei der Eröffnung der 25. Stuttgarter Kinderfilmtage. Schaut man sich um, sieht man Kinder jedes Alters, die aufgeregt mit ihren Sitznachbarn plaudern.
Die Stuttgarter Kinderfilmtage finden dieses Jahr unter dem Motto „Liebe! Viel mehr als wir sehen“ statt. Bis Sonntag können Kinder in den Innenstadtkinos oder im Treffpunkt Rotebühlplatz Filme schauen oder an Mitmachaktionen teilnehmen. Ziel des Festivals ist es, Kindern das Medium Film näher zu bringen. Dabei werden Filme aus nationalen und internationalen Produktionen ausgewählt, die auch schwierige Themen kindgerecht erklären und veranschaulichen können.
Lauter Jubel und viel Gelächter im Kinosaal
Eröffnet wurden die Kinderfilmtage am Mittwochvormittag mit Soleen Yusefs „Sieger sein“. Der Film erzählt die Geschichte der jungen Kurdin Mona, die mit ihrer Familie vor dem syrischen Bürgerkrieg nach Deutschland geflüchtet ist und jetzt eine Schule in Berlin-Wedding besucht. Mona wird von ihren Klassenkameraden anfangs gemobbt, kann aber durch ihr Talent und ihre Liebe zum Fußball Anschluss zu ihren Klassenkameraden finden.
Die Moderatorin lässt die Kinder von Zehn auf Null herunterzählen und dann geht es auch schon los. Dass der Film vor einem sehr jungen Publikum gezeigt wird, ist deutlich zu hören: Als die Lichter ausgehen, hört man einen kollektiven Aufschrei im Saal. Der Hase im Logo einer Produktionsfirma stößt auf Gelächter und jedes Mal, wenn einer der Charaktere im Film ein Schimpfwort verwendet, wird gekichert. Als Mona, die im Laufe der Geschichte zur Torwartin der Mädchenmannschaft ihrer Schule wird, sich gegen Ende des Filmes im Elfmeterschießen beweisen muss, erklingt ihr Name im Kinosaal als lauter Sprechchor. Wenn sie ein Tor verhindert oder ihr Team eins schießt, begleitet das Publikum das mit lautem Jubel.
Nach dem Film ergreift wieder die Moderatorin das Wort. Sie fragt die Kinder, wie sie den Film fanden. „Traurig und fröhlich“, sagt eine der Schülerinnen. Traurig, weil Monas Klassenkameraden am Anfang des Films nicht nett zu ihr waren und fröhlich, weil sie zum Schluss Freunde wurden. Später hat das junge Publikum die Chance, Fragen zu stellen. Ein Mädchen will wissen, ob es in Syrien wirklich einen Krieg gebe. Die Moderatorin erklärt daraufhin den syrischen Bürgerkrieg und seine jüngsten Entwicklungen, bevor sie die Lehrerinnen und Lehrer darum bittet, das Thema im Unterricht zu behandeln.
Ein Festival für Klein und Groß
Im Publikum sitzt auch Kerem, der vor etwa neun Monaten mit seiner Familie aus der Türkei nach Deutschland gekommen ist. Der Film habe ihm gefallen, da er in Mona ein wenig von sich selbst sieht: „Ich mag Fußball und Mona auch.“ Auch dass Mona sich nicht unterkriegen ließ, obwohl in ihrer Heimat Krieg herrschte, gefällt ihm sehr.
Kerem besucht die Vorbereitungsklasse der Werkrealschule Ostheim in Stuttgart. Seine Klasse ist eine der vielen, die zur Eröffnung der Kinderfilmtage in die Innenstadtkinos gekommen sind. „Ich habe in meiner Klasse Kurden, Syrer und Iraker, deswegen war es mir ein Anliegen hierherzukommen“, so die Klassenlehrerin Christine Maurer.
Ähnlich wie im Film habe auch ihre Klasse mit Problemen zu kämpfen. Bei so verschiedenen Sprachen und Kulturen in einer Gruppe komme es häufig zu Verständnisproblemen. Um das Gruppenbewusstsein zu stärken, wird aber viel unternommen: „Wir gehen viel raus aus der Schule und wir machen Sport oder Kunst zusammen.“ Aktuell steckt die Klasse zum Beispiel in einem Handball-Projekt. All das trage zu einer guten Klassengemeinschaft bei, oder um es in Christine Maurers Worten zu formulieren: „Ich glaube die Kinder kommen gerne in die Schule. Ich komme auch gerne in die Schule und das zeigt eigentlich, dass es funktioniert.“
Programm
Programm
Am Samstag und Sonntag können Interessierte noch Filme im Treffpunkt Rotebühlplatz schauen. Am Sonntag findet von 14 bis 16 Uhr das Abschlussfest statt.
Weitere Informationen zum Festival und zum Programm auf der offiziellen Website der Kinderfilmtage.