Klare Linie unterm Fernsehturm: Kickers-Präsident Rainer Lorz (li.) und Sportdirektor Michael Zeyer. Foto: Baumann

Rainer Lorz, Präsident der Stuttgarter Kickers, ist sich mit Sportdirektor Michael Zeyer über eine Vertragsverlängerung einig. Im Interview spricht er über das Geheimnis des Erfolgs bei den Blauen.

- Herr Lorz, wissen Sie noch, was Sie sich vor genau einem Jahr für den Zeitraum bis zur Mitgliederversammlung am kommenden Montag gewünscht haben?
(Denkt nach) Bestimmt, dass wir uns kontinuierlich weiterentwickeln. Aber Sie dürfen mir gerne auf die Sprünge helfen.
Ihr erster Wunsch war, dass die Kickers in der dritten Liga bleiben.
Das haben wir souverän geschafft.
Ihr zweiter, dass sie mit einem gut zusammengestellten Kader einen guten Saisonstart hinlegen.
Auch das ist uns gelungen. Die Mannschaft ist gut zusammengestellt und spielt attraktiven Fußball.
Und Drittens wollten Sie endlich einmal mit einer positiveren Ausgangsposition in die Mitgliederversammlung gehen.
Noch ein Treffer. So gut standen wir während meiner Amtszeit in der dritten Liga noch nie da.
Zuletzt gab es aber fünf Pflichtspiele hintereinander ohne Sieg. Stecken die Kickers vor dem Spiel am Samstag in Erfurt in einer Krise?
Nein, wir stecken in keiner Krise. Die Spiele in Dresden und gegen Cottbus waren gut, auch gegen Münster hat die Mannschaft in Unterzahl nach der Pause eine gute Partie gezeigt. Schlecht präsentierte sich das Team nur beim VfB II – und zuletzt in Ravensburg.
Beim blamablen Aus im WFV-Pokal.
Leider. Das Aus ist ärgerlich, und die fehlende DFB-Pokal-Einnahme kommt uns teuer zu stehen (Anm. d. Red.: garantierte 140 000 Euro). Das hätten wir gerne vermieden.
Auch Platz vier in der dritten Liga würde einen Platz im DFB-Pokal sichern. Ist dies das neue Saisonziel?
Wir werden das nicht lauthals hinausposaunen. Aber wir haben mit dem Mannschaftsrat gesprochen, und es ist jedem Spieler vollkommen klar, was erwartet wird. Wir haben das Ziel DFB-Pokal noch nicht ad acta gelegt. Aber das wird kein Selbstläufer, und über den WFV-Pokal wäre es sicher einfacher geworden, es zu erreichen.
Warum fehlt der verletzte Kapitän Enzo Marchese der Mannschaft so sehr?
Weil er ein Leadertyp ist, der andere aufrichtet. Aber sein Ausfall darf kein Alibi sein. Wir haben eine gute Ausgangsposition und müssen alles daransetzen, um den Kontakt zu den vorderen Plätzen zu halten.
Um im neuen Jahr im umgebauten Stadion anzugreifen?
Um die Fans nach Degerloch zu locken. Beginnend mit dem ersten Spiel am 21. Februar gegen Arminia Bielefeld, dürfen wir uns auf klasse Spiele in unserem Schmuckkästchen freuen – es kommen noch Gegner wie der MSV Duisburg, Dynamo Dresden oder das Derby gegen den VfB II.
Die Einnahmen werden Sie brauchen können. Wie steht es um die Finanzen der Kickers?
Wir sind nach wie vor nicht auf Rosen gebettet, aber wir haben alles im Griff und verbessern uns mit kleinen Schritten.
Im Vorjahr mussten Sie ein Jahresdefizit von 317 000 Euro bekanntgeben. Sieht es diesmal besser aus?
Ich möchte der Mitgliederversammlung nicht vorgreifen. Aber wir stehen besser da.
Bei den Erträgen liegen Sie nach wie vor unter dem Ligaschnitt?
Ja. Wir haben uns zwar gegenüber dem Vorjahr verbessert, aber unsere sportliche Leitung muss nach wie vor finanzielle Nachteile durch fachliche Kompetenz wettmachen. Und das macht sie wirklich hervorragend.
Erfolg macht interessant. Und der Vertrag mit Michael Zeyer läuft am Saisonende aus. Wann verlängern Sie mit Ihrem Sportdirektor?
Michael Zeyer ist der Baumeister des Erfolgs. Er arbeitet sehr analytisch, konzeptionell und konsequent. Wir sind auf einem sehr, sehr guten Weg, ihn längerfristig an uns zu binden. Beide Seiten wollen den Vertrag bis 2017 verlängern. Und Trainer Horst Steffen ist ohnehin bis 2016 an uns gebunden. Kontinuität bringt den Erfolg.
Der Kontrakt mit dem Hauptsponsor wurde nicht verlängert. Macht Subaru den Weg frei für Porsche?
Ich habe immer betont, dass ich mich zu noch nicht abgeschlossenen Dingen nicht äußere.
Also präsentieren Sie die neue Partnerschaft bei der Mitgliederversammlung?
Vielleicht muss man Kickers-Mitglied werden, um etwas Neues zu erfahren.
Profitieren die Blauen von der enttäuschenden Entwicklung des VfB?
Das ist schwer zu beurteilen. Klar ist, dass die Kickers derzeit eine hohe Aufmerksamkeit erfahren, man wird oft angesprochen, die Öffentlichkeit honoriert unsere Arbeit. Auch die Fernsehpräsenz ist für die dritte Liga phänomenal.
Sind in der Winterpause Verstärkungen möglich?
Wir werden die Lage sauber analysieren und schauen, ob der Markt etwas hergibt.
Neuwahlen finden erst 2015 statt. Steht schon fest, dass Sie wieder antreten?
(Lacht) Darüber muss ich erst mit meiner Frau reden.
Aber Ihre Wünsche für den Zeitraum bis zur Mitgliederversammlung in einem Jahr verraten Sie uns wieder?
Gerne. Wir wollen den sportlichen Schwung ins neue Stadion mitnehmen und in zwölf Monaten mindestens so gut dastehen wie in diesem Jahr.
Und möglichst in der zweiten Liga spielen?
Jeder hat Ambitionen, und gegen einen Aufstieg hat man nie etwas einzuwenden, aber vom Verkünden allein hat noch keiner den Sprung nach oben geschafft.