Turbulente Tage: Michael Zeyer von den Kickers. Foto: Baumann

Michael Zeyer, der Sportdirektor der Stuttgarter Kickers, hat  den Trainerwechsel von Horst Steffen zu Tomislav Stipic vehement verteidigt - und wehrt sich gegen die Kritik an seiner Person.

Stuttgart - Wer am Donnerstag nach einem Sinnbild für die Lage bei den Kickers suchte, der wurde schnell fündig. An der Geschäftsstelle stand jener Parkplatz leer, der laut Schild dem Cheftrainer zugewiesen ist. Zwischen der Entlassung von Horst Steffen und dem Amtsantritt von Nachfolger Tomislav Stipic an diesem Montag liegt das Drittligaspiel am Samstag gegen den FSV Mainz II (14 Uhr, Gazistadion) – eine Partie, in der Nachwuchscoach Alfred Kaminiski (51) die Blauen betreuen wird. Weil es bei dem einen Spiel bleiben wird, reicht es für Kaminski nicht für den Cheftrainerparkplatz – dafür aber für markige Worte ans Team: „Sprüche vor dem Spiel zählen nicht“, sagte Kaminski, ein ehemaliger Hamburger Zollfahnder, der vor seiner Zeit bei den Blauen Sportvorstand bei den Offenbacher Kickers war: „Es zählen Taten auf dem Platz.“

Das waren Aussagen ganz nach dem Geschmack von Sportdirektor Michael Zeyer, der am Tag nach dem Aus für Steffen im Fokus stand. Zeyer wusste, was die Stunde geschlagen hatte. Die Fans und das Umfeld forderten Erklärungen. Zeyer versuchte, sie zu liefern, er ging in die Offensive – und wehrte sich gegen die Darstellung, bei der Entlassung Steffens nach den branchenüblichen Gesetzen gehandelt zu haben. „Das ist doch genau nicht der Fall“, sagte er, „bei 95 Prozent der Vereine ist es doch so, dass erst noch ein Spiel abgewartet wird und geschaut wird, was passiert.“

Zeyer lobt Stipic

Die Kickers-Führung dagegen habe nun den Mut zur Entscheidung bewiesen, ergänzte Zeyer: „Wir hatten die Überzeugung, jetzt handeln zu müssen – und dass Tomislav Stipic der richtige Mann an der richtigen Stelle ist.“ Stipic sei eine starke Persönlichkeit, sagte Zeyer, er könne die Leute mitnehmen – und: „Er kann das Beste aus jedem Einzelnen herausholen.“

Stipic steht laut Zeyer für Ballbesitzfußball, schnelles Umschaltspiel und für das Kreieren vieler Torchancen. „Wir wollen bald wieder Fußballfeste feiern und was erreichen“, sagte der Sportdirektor, „der Abstand nach unten ist zurzeit gering, aber wir haben ambitioniertere Ziele.“

Fußballfeste, ambitionierte Ziele – genau das haben die Kickers Steffen nicht mehr zugtraut. Oder etwa doch? Michael Zeyer behauptete etwas überraschend das Gegenteil: „Wir haben es Horst auch zugetraut – aber es ging uns um Nachhaltigkeit.“ Ob bei Steffens Entlassung dessen fehlende Bereitschaft eine Rolle spielte, seinen im nächsten Sommer auslaufenden Vertrag zu verlängern? „Ich habe immer gesagt, dass ich mich freuen würde, wenn Horst unterschreiben würde, das ist aber nicht passiert“, meinte Zeyer dazu vielsagend. Und auf die Frage, ob er Steffen in der aktuellen Krise auch entlassen hätte, wenn der ein paar Wochen vorher seinen Kontrakt verlängert hätte, meinte der Sportdirektor schmallippig: „Das weiß ich nicht, und das will ich auch nicht bewerten.“

Sportdirektor will Applaus zum Schluss

Man kann davon ausgehen, dass die fehlende Unterschrift Steffens unter einen möglichen neuen Vertrag zumindest eine kleine Rolle bei seinem Aus gespielt hat – ebenso wie die Tatsache, dass das von Steffen und Zeyer zusammengestellte Team den Ansprüchen zuletzt meilenweit hinterher hinkte. Dass daran auch Zeyer eine Schuld trägt, liegt auf der Hand – die Kritik an seiner Person kommentierte er nun so: „Das Potenzial unserer neuen Spieler kann man jetzt noch nicht abschließend bewerten. Ich habe den festen Glauben an die Jungs.“ Er wolle an dem gemessen werden, was am Ende herausspringt, sagte Zeyer: „Ich bin nicht auf den kurzfristigen Applaus aus – mir ist es wichtig, am Ende Beifall zu bekommen.“