Die Fans feierten die Mannschaft der Kickers trotz der Niederlage. Foto: Baumann/Hansjürgen Britsch

Die Stuttgarter Kickers zeigen gegen Eintracht Frankfurt vor einer beeindruckenden Kulisse eine starke Leistung, verlangen dem Champions-League-Teilnehmer alles ab – und kassieren trotz der 0:2-Niederlage viel Lob.

Die Fans auf den Rängen feierten die Mannschaft der Stuttgarter Kickers trotz der Niederlage frenetisch. Eintracht-Trainer Oliver Glasner legte den Arm um seinen Kollegen Mustafa Ünal, lobte den Fünftligisten für einen beherzten Auftritt in der zweiten DFB-Pokal-Runde, und oben auf der Tribüne war Kickers-Geschäftsführer Matthias Becher einfach nur mächtig stolz: „Das war eine einzigartige, gigantische Stimmung, unsere Mannschaft hat sich durch den frühen 0:2-Rückstand nicht aus dem Konzept bringen lassen. Man hat nach der Pause keinen Unterschied zwischen Oberligist und Champions-League-Teilnehmer gesehen.“

Auch Eintracht-Kapitän Sebastian Rode konnte mit Blick auf die Leistung des krassen Außenseiters nur den Hut ziehen: „Das war gehobenes Regionalliga-Niveau. Ich denke die Kickers haben den Aufstieg aus der Oberliga so gut wie sicher. Sie können dann auch in der Regionalliga eine gute Rolle spielen.“

So weit sind die Blauen aber noch lange nicht, doch dieser Dienstagabend zeigte, was auf Degerlochs Höhen möglich ist. Dieses Spektakel war trotz des negativen nackten Ergebnisses Balsam auf die Seele des Kickers-Anhangs.

Es war angerichtet für ein stimmungsvolles Fußball-Fest im Gazi-Stadion. Gänsehaut-Atmosphäre, Champions-League-Flair unterm Fernsehturm, erstmals seit 16 Jahren wieder ein mit 10 000 Zuschauern ausverkauftes Haus auf der Waldau. Und Kickers-Trainer Ünal setzte bei der Aufstellung auf Stabilität, baute den körperlich robusten Paul Polauke für Malte Moos rechts in der Viererkette ein und setzte in seinem 4-3-3-System im Mittelfeld auf drei defensive Spielertypen.

Die Blauen begannen couragiert, versteckten sich nicht. Mit enormer Laufstärke, Einsatzfreude und Aggressivität bearbeitete das Team um Kapitän Kevin Dicklhuber den Bundesligisten, doch in der heißen Atmosphäre folgte schnell die kalte Dusche.

Die abgezockte und enorm ballsichere Eintracht nutzte die Fehler der Kickers eiskalt, ging mit dem ersten Torschuss durch Randal Kolo Muani in Führung (11.). Als Verteidiger Hrvoje Smolcic per Kopf völlig unbedrängt nach einer Ecke von Weltmeister Mario Götze zum 2:0 einköpfen konnte (18.), ging der Geräuschpegel bei den Fans der Blauen deutlich nach unten. Der Partydämpfer wäre perfekt gewesen, hätte SGE-Stürmer Rafael Borre nach einem schweren Fehler von Kickers-Innenverteidiger Niklas Kolbe nicht freistehend nur den Pfosten getroffen (25.).

Spielbestimmend nach der Pause

Nach der Pause spielten die Blauen nicht nur weiter munter mit, sie bestimmten sogar das Spiel, mobilisierten voller Leidenschaft die letzten Kräfte, einzig die klaren Torchancen und die letzte Konsequenz im Abschluss fehlten.

Die Eintracht verwaltete das Ergebnis, tat so gut wie nichts für die Offensive. „Kompliment für diesen mutigen Auftritt der Kickers, sie haben uns das Leben sehr schwer gemacht. Ich werde Kickers-Fan sein, wenn es um den Aufstieg geht“, sagte Eintracht-Coach Glasner. Der Kollege Ünal nahm die Worte des Österreichers mit einem Lächeln im Gesicht entgegen: „Ich bin einfach nur stolz auf meine Mannschaft für diesen bärenstarken Auftritt, wir wollten zeigen, für was wir stehen. Das ist uns gelungen. Wir konnten viele Herzen gewinnen“, sagte der 39-Jährige.

Und Geschäftsführer Becher dachte sofort nach dem Schlusspfiff an die Zukunft des Traditionsvereins: „Dieses Spiel ist für uns alle bei den Kickers eine Riesenmotivation, weiter an den Stellschrauben zu drehen, damit der Club in den Profifußball zurückkehrt.“

Erst einmal steht aber der Oberliga-Alltag an – mit dem brisanten Derby am kommenden Samstag (14 Uhr) gegen den SSV Reutlingen, wieder daheim auf der Waldau. „Wir haben viel Energie gelassen, weil wir an unsere Grenzen gegangen sind, aber ich mache mir keine Sorgen um meine Mannschaft. Wir werden gegen Reutlingen voll da sein“, versprach Ünal.

Aufstellungen

Stuttgarter Kickers Castellucci – Polauke (68. Moos), Zagaria, Kolbe, Kammerbauer – Blank, Campagna (68. Berisha), Kiefer (82. Obernosterer) – Dicklhuber, Braig (82. Loris Maier), Riehle (78. Eroglu).

Eintracht Frankfurt Trapp – Tuta, Jakic, Smolcic – Ebimbe (60. Alidou), Sow, Rode (79. Kamada), Lenz 79. Pellegrini)– Götze (90. Wenig) – Borre, Kolo Muani (60. Alario).