In Kassel stand Kickers-Trainer Paco Vaz im Regen – und sein Team ging mit 0:3 unter. Foto: Baumann

Die Kickers stecken nach einem 0:3 bei Hessen Kassel weiter im Abstiegssog – Clubchef Rainer Lorz erwartet positive Reaktion gegen Elversberg, sonst könnte es für Trainer Paco Vaz eng werden.

Stuttgart - Die Tabelle lügt nicht. Diesen Satz nehmen Spieler, Trainer und Funktionäre im Fußball häufig in den Mund, wenn sie den Stand ihres Teams betonen möchten. Das macht erstens fünf Euro in Phrasenschwein, dann ist da zweitens noch zu erwähnen: Diese Feststellung stimmt nicht. Manchmal lügt die Tabelle, oder sagen wir es so: Was die Regionalliga Südwest in diesen Tagen betrifft, ist sie ziemlich windschief. Da haben die Stuttgarter Kickers auf Platz 14 in 31 Spielen 32 Punkte gesammelt, Wormatia Worms liegt einen Rang dahinter, hat zwar einen Zähler weniger, aber auch zwei Partien weniger bestritten. Und Eintracht Stadtallendorf auf Rang 13 hat 34 Punkte bei 28 absolvierten Matches.

Dass sie bei den Blauen eine Tabelle fehlerfrei lesen können, ist unstrittig. Daher beschleicht Rainer Lorz ein spürbares Unbehagen, denn so beruhigend wie die Kickers tabellarisch dastehen, so beruhigend ist die Lage nicht. „Die Tabelle trügt“, sagt der Präsident, „das birgt eine große Gefahr.“ Rang 14 könnte für den Klassenverbleib reichen, da aus Liga drei kein Club in den Südwesten absteigen dürfte – aber schon Rang 15 besitzt keine Garantie mehr aufs Startrecht für die Spielzeit 2018/2019. Auch Martin Braun, der sportliche Leiter im ADM-Sportpark, gibt sich keiner Illusion hin. „Die Tabelle ist kritisch. Uns ist allen bewusst, dass wir uns in einem Tanz auf der Rasierklinge befinden“, sagt der Ex-Profi, „und zwar bis zum letzten Spieltag.“

Präsident Rainer Lorz schließt nichts aus

Das 0:3 gegen Hessen Kassel hat die Situation zugespitzt. Trainer Paco Vaz erklärte nach dem Spiel, „wir haben 90 Minuten kein Rezept gefunden und keine Torchance herausgespielt“, und musste sich über Ostern erholen. Die Kickers können sich aus dem Abstiegsstrudel nicht freischwimmen. Dem Fortschritt folgt stets ein Rückschritt. Konstanz ist ein Fremdwort. „Dass wir das Team wegen verletzter Spieler oft umstellen müssen“, sagt Braun, „ist ein Grund, warum wir nicht in den Rhythmus finden.“ In Kassel fehlten Josip Landeka, Jesse Weißenfels, Luca Pfeiffer, Alwin Komolong und Daniel Hammel. Zudem sind die Kickers den Gegnern mitunter physisch unterlegen. Wenn Clubs wie Schott Mainz, der SSV Ulm 1846 oder Kassel einen körperbetonten Stil pflegen, bekommen die Blauen Probleme.

„Wir haben zu wenige Spieler, die von der Physis leben“, sagt Braun, der weiß, dass dieses Manko auch am Freitag (19 Uhr/Gazistadion) gegen die SV Elversberg nicht zu beheben ist. „Ich erwarte eine Reaktion“, fordert Lorz, „jeder muss zeigen, dass er verstanden hat, dass wir nicht aus dem Gröbsten raus sind.“ Er nimmt auch Paco Vaz in die Pflicht, der Trainer muss ein Erfolgsrezept liefern oder zumindest beweisen, dass er noch etwas bewegen kann – sonst könnten seine Tage als Chefcoach gezählt sein. „Wir sind gut beraten, Ruhe zu bewahren und gut durchdachte Entscheidungen zu treffen, heißt aber gleichzeitig, dass ich nichts ausschließen möchte“, sagt Lorz. Zur Bewertung der Lage am Wochenende nach der Partie nehmen die Granden der Blauen bestimmt auch die Tabelle zur Hand. Selbst wenn sie nicht die ganze Wahrheit spricht.