Die Sorgen von Kickers-Trainer Horst Steffen werden nach dem 0:1 bei Rot-Weiß Erfurt größer. Foto: Baumann

Der Abwärtstrend der Stuttgarter Kickers setzt sich fort, das 0:1 (0:1) bei RW Erfurt macht das halbe Dutzend Niederlagen in Serie voll. Trainer Horst Steffen sucht den Weg aus der Krise.

Stuttgart - Ein Punkt. Ein Punkt trennt die Stuttgarter Kickers nicht etwa von den Aufstiegsrängen, nur ein mickriges Pünktchen ist es für die Blauen bis auf den ersten Abstiegsrang in der dritten Liga. Nach sechs Niederlagen in Folge, die logische Konsequenz. Das 0:1 bei Rot-Weiß Erfurt erinnerte im Spielverlauf an die eine oder andere Pleite der Vorwochen – in der Defensive wurde es bei Flanken oft gefährlich, ein unnötiger, individueller Fehler führte zum Gegentor, in der Offensive fehlten mitunter die Durchschlagskraft und ein Mann, der auch mal aus einer halben Chance ein Tor macht. „Das Team ist gut genug“, sagt Trainer Horst Steffen fast wie zum Trotz, „um bis zur Winterpause wieder im gesicherten Tabellenbereich zu stehen.“

Schöne, und vor allem beruhigende Worte an die Adresse der Kickers-Fans und die Clubführung. Auch wenn die Anhänger bei der Heimniederlage gegen Würzburg (1:2) vergangene Woche mit Aufhören-Rufen ihren Frust herausgeschrien hatten, so liegt es Präsident Rainer Lorz fern, gegenüber dem Chefcoach etwas Ähnliches zu formulieren. „Wir haben Vertrauen in den Trainer“, betont der Clubchef, „auch wenn ich mich nicht erinnern kann, dass die Kickers schon einmal sechs Spiele in Folge verloren haben. Und deshalb müssen wir diesen Trend endlich durchbrechen, alles muss auf den Prüfstand. Aber wir brauchen jetzt keine Trainerdiskussion.“

Seit 11. September gelang den Blauen kein Dreier mehr

Horst Steffen hat sich diesen Vertrauensvorschuss damit verdient, indem er die Kickers seit September 2013 wieder salonfähig gemacht hat, und genau deshalb ist der gebürtige Krefelder auch überzeugt, dass die Kurve wieder nach oben gebogen werden kann. Steffen vergleicht die prekäre Lage der Blauen mit der, in der die Schwarz-Gelben aus Dortmund vor Jahresfrist steckten. Damals wunderte sich Fußball-Deutschland, dass der Champions-League-Teilnehmer mit Erfolgstrainer Jürgen Klopp in der Liga mit der roten Laterne herumtorkelte. Schließlich kletterte Dortmund sogar noch auf einen Europa-League-Rang. „Natürlich hätten wir nie gedacht, dass wir da unten reinrutschen könnten“, sagt Steffen, „bis Mitte September lief ja alles ordentlich.“ Aber seit dem 11. September (1:0 über Magdeburg) gelang eben kein Dreier mehr.

Seitdem sucht das Trainerteam im ADM-Sportpark nach einem Rezept für die kränkelnde Mannschaft, bislang ohne Erfolg. Personelle Rochaden blieben wirkungslos, das 4-3-3-System steht ohnehin nicht zur Disposition. Viel bleibt nicht mehr übrig. Einen Arzneihammer wird Steffen aber nicht ausprobieren, Aktionismus lehnt er ab. „Wenn ich alles über den Haufen werfe, nur um etwas zu tun“, betont er, „dann würde ich die Mannschaft nur noch mehr verunsichern.“ Der Trainer sucht den Weg aus der Krise, er will Zuversicht verbreiten, Selbstvertrauen vermitteln. Sportdirektor Michael Zeyer erwartet Einsatz, er fordert, dass die Akteure noch kompromissloser spielen, dass sie Aufgaben und Positionen zu 100 Prozent ausfüllen. „Wir müssen mehr investieren als bisher“, verlangt er und wird über die Maßnahmen an diesem Montag mit Steffen diskutieren. „Wir werden uns abschließend besprechen, wie wir vorgehen.“

Sechs Spiele sind es noch bis zum Vorrunden-Ende, FSV Mainz II, Hallescher FC, Werder Bremen II und Chemnitzer FC, Fortuna Köln und VfL Osnabrück heißen die Gegner. 18 Zähler sind zu vergeben, ein Ziel hat sich Steffen nicht gesetzt – aber es sollten am Abend des 20. Dezember deutlich mehr Punkte als einer auf die Abstiegsplätze sein.