Kickers-Kapitän Enzo Marchese (re.) gegen den ehemaligen Kickers-Spieler Marcos Alvarez, der nun für Osnabrück spielt Foto: osnapix

Wieder überzeugen die Stuttgarter Kickers gegen ein dezimiertes Team nicht. Trainer Horst Steffen bleibt kühl, analysiert sachlich – und kommt zur Überzeugung: Die Blauen sind im Soll.

Osnabrück - Im ersten Moment fühlte sich das 1:1 für Horst Steffen an wie eine Niederlage. Nur 1:1 gegen zehn Osnabrücker, nur ein Punkt trotz einer 1:0-Führung. Doch je länger der Trainer der Kickers die gesamte Partie Revue passieren ließ, umso mehr freundete er sich mit dem Ergebnis an. „Das geht so in Ordnung“, sagt Steffen, „aber natürlich ist es ärgerlich, wenn du einen Mann mehr auf dem Platz hast, der Gegner nachlässt – und du dein Spiel nicht erfolgreich zu Ende bringst.“

Natürlich hätten die Blauen mit drei Punkten aus Niedersachsen zurückkommen können. Nach dem 1:0 durch Erich Berko, der sich mit einem feinen Solo gegen zwei VfL-Akteure im Strafraum behauptete und mit einem wuchtigen Schuss sein erstes Tor für die Kickers erzielte (45.), sah der Osnabrücker David Pisot für ein grobes Foul am quirligen Berko die Rote Karte (52.). Dass der dezimierte VfL nach einer Ecke durch Marcel Kandziora (78.) den Ausgleich bejubelte, war auch deshalb bitter, weil die Kickers einige Chancen hatten, um mit dem 2:0 den Sack wohl endgültig zu zu machen.

Horst Steffen nimmt seinen Joker in Schutz

Die größte ließ Manuel Fischer ungenutzt. In der 69. Minute eingewechselt, steuerte er kurz darauf alleine auf Marvin Schwäbe zu, doch seinen schwachen wie unplatzierten Schuss wehrte der VfL-Keeper ab. Wieder Fischer, stöhnte so mancher Fan; der Stürmer hatte eine Woche zuvor beim 2:1 über Fortuna Köln den Ball am leeren Tor vorbei geschossen. Doch Horst Steffen nahm seinen Joker in Schutz. „Auch Topstars haben solche Chancen schon ausgelassen“, betont er, „immerhin hat sich Manuel in diese gute Situation gebracht, auch wenn das Ende für ihn blöd war.“

Steffen wehrt sich vehement, die vergebene Chance ins Zentrum der Kritik zu stellen, schließlich seien auch andere Fehler gemacht worden: Laufwege hatten zum Teil nicht mehr gestimmt, dann war das Team zu tief gestanden, dadurch sind die Distanzen zu groß geworden und so wurden die Osnabrücker nicht mehr in Zweikämpfe verwickelt. Kurzum: Die Kickers hielten den Druck nicht hoch genug. „Und in einer Standardsituation kann man eben immer einen Treffer kassieren“, sagt Steffen.

Ein Sieg wäre schön gewesen, so müssen die Kickers mit einem Punkt leben. Und das können sie. Horst Steffen ordnet den Saisonstart mit vier Punkten aus zwei Partien als „ordentlich“ ein. „Wir sind nicht schlecht, aber auch nicht top“, sagt er, „aber wir sind im Soll.“ Nur Energie Cottbus steht noch mit einer reinen Weste da. Und was Manuel Fischer betrifft, ist der Coach überzeugt, dass der 25-Jährige Manns genug ist, den Tiefschlag wegzustecken. „Er wird noch Tore schießen“, sagt Steffen und schluckt den Ärger runter. VfL Osnabrück abhaken, Blick nach vorn richten. Am Samstag (15.30 Uhr) kommt der VfL Wolfsburg ins Gazistadion.