Alessandro Abruscia: Sein Traumtor bedeutet für die Kickers den 1:0-Sieg gegen Preußen Münster. Foto: Baumann

Gute Organisation, stabile Abwehr, Kampf bis zum Umfallen: Das ist gefragt, wenn einem das Wasser bis zum Hals steht. Und genau diese Tugenden ruft Fußball-Drittligist Stuttgarter Kickers beim 1:0 gegen Preußen Münster ab.

Stuttgart - Der Mann des Tages kam als einer der Letzten in die Katakomben des Gazistadions. Der erste Blick von Alessandro Abruscia ging zum Fernseher: Dort standen die Drittligaergebnisse – aber nicht die Tabelle. „Sind wir über dem Strich?“, fragte der Mittelfeldspieler. Ja, hieß die übereinstimmende Antwort im Kabinengang. Erstmals seit November stehen die Kickers wieder auf einem Nichtabstiegsplatz. Nimmt man nur die letzten sieben Spiele (vier Siege, zwei Unentschieden, eine Niederlage), wären die Blauen sogar Tabellenführer. Doch auch der starke Abrusica, der mit seinem Traumtor kurz vor der Pause den entscheidenden Treffer markierte, war weit davon entfernt, in Euphorie zu verfallen: „Wir sind auf dem richtigen Weg. Nicht mehr und nicht weniger“, sagte der Rückkehrer von 1899 Hoffenheim II. Die Trümpfe der Kickers:

Aggressive Balleroberung als größte Stärke

Spielweise: Mal davon abgesehen, dass es auf dem ackerähnlichen Spielfeld des Gazistadions ohnehin nicht zu empfehlen ist: Die Blauen vergeuden keine unnötige Energie, indem sie bereits in der eigenen Spielhälfte versuchen, Kombinationsfußball zu spielen. Sie setzen im Kampf gegen den Abstieg auf ihre große Stärke, die aggressive Balleroberung. Hierbei zeichnet sich besonders Klaus Gjasula als überragender Abräumer aus. Einstellung: „Die Mannschaft ist ein verschworener Haufen. Sie haut alles raus, was in ihr steckt“, sagte Trainer Tomislav Stipic. Die Spieler gingen läuferisch und kämpferisch ans Limit. Damit glichen sie die spielerische Überlegenheit der Preußen aus, denen jedoch der Zug zum Tor fehlte.

Kontinuität: Stipic hat seine Formation gefunden, die Automatismen greifen. Die Viererkette mit dem starken Innenverteidiger-Duo Marc Stein/Hendrik Starostzik wirkt stabil und ließ fast kein Chancen zu. Im zentralen Mittelfeld ergänzen sich Gjasula und Sandrino Brauen gut. Erich Berko und Abruscia sind auf den Außenbahnen gesetzt.

Nebihi sollte aus der Tiefe kommen

Nur im Sturmzentrum klemmt es durch den Ausfall von Petar Sliskovic, der nach seiner Knieverletzung noch drei bis vier Wochen fehlt. Bajram Nebihi bringt seine Stärken am besten zur Geltung, wenn er aus der Tiefe kommt. Gegen Münster nahm ihn Stipic zur Pause runter. Was auch am Trainingsrückstand nach seiner Syndesmosebandverletzung lag. Der Trainer zog bereits Mitte der ersten Halbzeit Edisson Jordanov nach vorne. Der fleißige Ex-Dortmunder störte mit viel Einsatz den Spielaufbau des Gegners.

Steffen gratuliert allen – nur nicht der Führungsetage

Im Lager der Preußen war der Frust groß. „Ich bin enttäuscht, die Kickers waren ein Tor besser“, sagte Coach Steffen bei seiner Rückkehr auf die Waldau. Er präsentierte sich als fairer Verlierer. Sein Statement beendete er mit dem Satz: „Ich gratuliere dem Trainer, der Mannschaft, den Fans und Sponsoren.“ Die Verantwortlichen der Blauen nannte er bewusst nicht. Die Enttäuschung über die Trennung vergangenen November kann er eben doch nicht ganz so schnell vergessen.