Das erste Training der Stuttgarter Kickers mit Massimo Morales. Foto: Pressefoto Baumann

Massimo Morales wusste bei seiner Vorstellung als neuer Trainer der Stuttgarter Kickers zu überzeugen. Doch schon im Heimspiel an diesem Dienstag gegen Borussia Dortmund II zählt nur der Erfolg auf dem Platz.

Stuttgart - Der Mann, der die Blauen vor dem Absturz in die Regionalliga retten soll, präsentierte sich optisch wie man sich einen italienischen Gentleman vorstellt: Adrett gekleidet mit grauem Rolli, schwarzem Sakko und modischer randloser Brille. Den genauen Durchblick konnte Morales nach nur einer Einheit mit der Mannschaft noch nicht haben, einige Einschätzungen gab der Trainer dennoch – in perfektem Deutsch.

Premiere: Natürlich weiß Morales, dass der Partie gegen Schlusslicht Borussia Dortmund II nach sieben sieglosen Spielen in Serie richtungweisende Bedeutung zukommt. Doch von einem Endspiel will er nichts wissen: „Wenn wir gewinnen, sind wir nicht gerettet. Wenn wir verlieren, sind wir noch nicht tot.“ Die restlichen sieben Spiele sind für ihn wie eine Endrunde: „Wir beginnen bei Null und versuchen, Meister zu werden.“

Spielphilosophie: Taktische Disziplin bezeichnet er als „halbe Miete für ein positives Resultat“. Was das System betrifft, sei er flexibel. „4-4-2, 4-2-3-1 oder 4-3-3 – ich dränge meinen Teams kein System auf. Ich richte mich nach den Spielern, die ich zur Verfügung habe.“ Mit wie viel Spitzen er gegen Dortmund spielen lässt, ließ er offen. Auch die Torwartfrage wollte er noch nicht beantworten. Nur so viel sei klar: Egal, ob Markus Krauss oder Günay Güvenc zwischen den Pfosten steht, einen Stammplatz bis Saisonende hat der Auserwählte nicht.

Führungsstil: „Wenn sich die Spieler benehmen, bin ich kumpelhaft, ansonsten weniger“, sagt Morales – und ergänzt. „Respekt gewinne ich durch Arbeit und indem ich ehrlich und offen bin zu jedem Spieler.“

Motivation: Morales ist ein temperamentvoller Mensch, der mit seinem Elan Begeisterung entfachen kann. Über glühende Kohlen müssen seine Spieler deshalb aber nicht gehen. Das zeigt eine Anekdote aus seiner Zeit als Trainer in Ghana, wo er auch den Ex-Kickers-Spieler Bashiru Gambo entdeckte: Ein Zauberer war vor dem Spiel in die Kabine gekommen und zündete ein riesiges Feuer an. Morales warf ihn raus. Seine Elf gewann dennoch 2:0. „Ab dem Tag war ich der Medizinmann“, erzählt Morales.

Ziehvater: 1994/95 gehörte Morales zum Trainerstab von Giovanni Trapattoni beim FC Bayern. „Mit ihm zu arbeiten war wie eine Fußball-Uni zu besuchen. Diese Zeit war ausschlaggebend für den Beginn meiner Profi-Trainerkarriere.“ In Deutschland feierte er seinen größten Erfolg mit Fortuna Düsseldorf (Regionalliga-Aufstieg 2004). Seine letzte Station vor den Kickers war der ungarische Erstligist Honved Budapest.

Privates: Morales ist ein Musik- und Filmliebhaber. „Doch bis zum 18. Mai lebe ich 24 Stunden am Tag für die Kickers, um unser Ziel zu erreichen“, betont er. Auch vor seiner Zeit in Degerloch drehte sich bei ihm fast alles um Fußball. Er hat früher als Sportjournalist für die „Gazetta dello Sport“ gearbeitet. Vor kurzem kommentierte er noch für das italienische Fernsehen Champions-League-Spiele. Morales hat seinen Hauptwohnsitz in München. Er ist verheiratet mit Patricia. Das Paar hat keine Kinder.

Grüttners Abgang: Dass vor dem Heimspiel gegen den BVB II öffentlich bekannt wurde, dass der Torjäger am Saisonende zum Drittligarivalen VfB Stuttgart II wechseln wird (für eine Ablösesumme von 15 000 Euro), möchte Morales in der Mannschaft nicht thematisieren. „Die Spieler sind Profis genug, um das auszublenden. Es ist nicht nötig, mit Marco über mögliche Reaktionen von außen zu sprechen“, erklärt der Trainer. Grüttner selbst sagt nur soviel: „Ich konzentriere mich komplett auf die Aufgabe bei den Kickers, den Abstieg zu verhindern.“ Es gäbe keinen richtigen Zeitpunkt, dass so ein Wechsel nach außen dringt. Grüttner: „Ich kann die Fans verstehen: Wenn sie pfeifen, muss ich damit leben. Doch grundsätzlich geht es um den Verein und nicht um mich.“