Siegtorschütze Nick Fennell (2. von oben) lässt die Kickers jubeln Foto: Baumann

Die Personalentscheidungen sitzen, die Fitness stimmt: Die Maßnahmen von Sportdirektor und Trainer greifen bei Fußball-Drittligist Stuttgarter Kickers. Das zeigt auch das 2:1 gegen die SV Elversberg.

Stuttgart - Nick Fennell (24) ist kein Typ, der sich in den Vordergrund drängt. Zum Fernsehinterview ließ sich der Siegtorschütze nur unter sanftem Druck bewegen. Dann gab der Verteidiger aber doch ganz unterhaltsame Töne von sich: „Ich stand heute gewaltig unter Druck. Ich hatte meiner Mutter zum Geburtstag ein Tor versprochen“, sagte er mit einem Schmunzeln im Gesicht. Zwei Minuten vor Schluss hatte Fennell seine klasse Leistung mit dem entscheidenden Kopfballtreffer belohnt. Und damit nicht nur Jubelstürme im Gazistadion ausgelöst, sondern auch das in ihn gesetzte Vertrauen zurückgezahlt. Immer wieder hatten den gebürtigen US-Amerikaner muskuläre Probleme zurückgeworfen. Doch Sportdirektor Michael Zeyer und Trainer Horst Steffen schrieben ihn nie ab. „Nick ist durch seine technischen Fähigkeiten ein Innenverteidiger moderner Prägung“, sagte Zeyer. Die Entscheidung pro Fennell ist nur eine der Maßnahmen der sportlichen Leitung, die sich auszahlen.

Die Neuzugänge: In der Offensive bieten sich nun einige Alternativen an. Lhadji Badiane, der flinke Franzose mit den Wurzeln im Senegal, ließ gegen Elversberg nicht nur bei seinem Tor zum 1:0 (32.) seine glänzende Technik aufblitzen. Der effektive Marco Calamita bereitete beide Kickers-Treffer mustergültig vor. Und auf der rechten Außenbahn kam der quirlige Randy Edwini-Bonsu für Fabio Leutenecker. Dem früheren Braunschweiger winkt nun sogar ein Einsatz von Anfang an: Im Drittliga-Derby beim VfB Stuttgart II am kommenden Sonntag (15.30 Uhr/Gazistadion) fehlt Leutenecker wegen seiner fünften Gelbe Karte .

Die Fitness: Im ersten Drittel der Saison hatten die Blauen zahlreiche Punkte in der Schlussphase verspielt. Daraus haben die Verantwortlichen die richtigen Schlüsse gezogen. Inzwischen sind die Spieler topfit. Die Mannschaft kann im Laufe des Spiels zulegen. „Die Kickers haben mehr investiert als wir, deshalb ist ihr Sieg verdient“, gab Elversbergs Trainer Dietmar Hirsch zu. Die Konsequenz: Es war kein gutes Spiel der Kickers. Auf dem schmierigen Boden sorgten viele versprungene Bälle für eine hohe Fehlpassquote. Dennoch zogen die Spieler die von Trainer Steffen vorgegebene Linie unbeirrt durch. Sie trauten sich etwas zu, sie liefen sich frei, boten sich an und bemühten sich stets um spielerische Lösungen. Wenn lange Bälle geschlagen werden, dann mit einem klaren Plan.

Bleibt die Frage: Geht es nach dem siebten Heimsieg in Serie und zehn von möglichen zwölf Rückrundenpunkten weiter nach oben? Die Blauen tun gut daran, nicht abzuheben – auch wenn der Abstand zu den Abstiegsplätzen nun so groß ist wie der zu Platz sieben. „Wenn du zweimal verlierst, bist zu schnell wieder unten drin. Wir sind auf einem guten Weg – mehr aber auch nicht“, warnte Steffen vor zu viel Optimismus. Der Trainer ist ein besonnener Mensch. Das wird sich auch im Derby nicht ändern. „Das wird ein heißes Spiel, ich muss die Emotionen der Spieler versuchen zu kanalisieren“, sagte er.