Verwandelte zuletzt zwei Elfmeter – und konnte jubeln: Kickers-Kapitän Fabian Baumgärtel (re., neben Petar Sliskovic) Foto: Baumann

Der neue Spielführer Fabian Baumgärtel bevorzugt die leisen Töne. Mit seiner Ruhe und Erfahrung will er den Drittligisten Stuttgarter Kickers aus dem Keller führen.

Stuttgart - Fabian Baumgärtel kommt pünktlich zum vereinbarten Termin zwischen zwei Trainingseinheiten. Davor war der neue Kapitän des Fußball-Drittligisten Stuttgarter Kickers mit den Mannschaftskollegen Mittagessen in der Trattoria Vivaldi. „So gut wie alle waren dabei“, betont er, als wolle er damit sagen: Schaut her, unser Teamgeist könnte gar nicht besser sein.

„Ich bin kein klassischer Kapitän mit großer Klappe“

Die Kickers haben turbulente Wochen hinter sich. 15 Spiele hintereinander waren sie ohne Sieg geblieben, Gerrit Müller und der bisherige Kapitän Enzo Marchese wurden suspendiert. Seit drei Spielen aber sind die Blauen ungeschlagen. Seit drei Spielen ist Fabian Baumgärtel der neue Spielführer. „So kann es natürlich weitergehen“, sagt der gebürtige Bamberger vor dem Spiel an diesem Sonntag (14 Uhr) beim 1. FC Magdeburg. Viel Aufhebens um seine Person will der 26-Jährige gar nicht machen. Das wäre auch gar nicht seine Art. Der technisch versierte Außenverteidiger ist kein Lautsprecher. Er ist ein Kapitän der stilleren Sorte. Auf und außerhalb des Feldes. „Ich bin kein klassischer Kapitän mit großer Klappe“, sagt er. Warum ihm Trainer Tomislav Stipic trotzdem die Binde anvertraute? Weil Attribute wie Erfahrung, Ruhe, Sicherheit in der kritischen Phase gefragt sind. Weil er nicht der Typ ist, der zu sehr Ex-Trainer Horst Steffen hinterherweinte. Weil er Verantwortung übernimmt (neuerdings auch bei Elfmetern). Und weil er mit seiner ausgleichenden Wesensart die verschiedenen Charaktere im Team zum Wohl des Vereins vereinen kann.

Die Rolle der Dampfmacher, Puscher, Motivatoren übernehmen in der auf den Kopf gestellten neuen Hierarchie andere im Team. Der extrovertierte Innenverteidiger Hendrik Starostzik zum Beispiel. Oder Neuzugang Klaus Gjasula, der lautstarke Abräumer und Stratege im zentralen Mittelfeld. „Die beiden stecken uns alle mit ihrer Gier, ihrem unbändigen Willen an. Sie nehmen uns alle mit ins Boot“, sagt Baumgärtel.

Siegermentalität im Team ist wieder da

Die fehlende Siegermentalität hat der Franke als Kernproblem während der einzigarten Talfahrt ausgemacht. „Irgendwie plätscherte alles vor sich hin, ohne große Reibereien“, meint er. Diese Lethargie gehört der Vergangenheit an. Trainer Tomislav Stipic habe daran großen Anteil: „Er lebt mit jeder Faser seines Körpers Fußball. Er tut 24 Stunden am Tag alles für den Erfolg“, lobt Baumgärtel.

Der Mann hat Vergleichsmöglichkeiten. Seit er im Januar 2013 von Alemannia Aachen (als Leihspieler der SpVgg Greuther Fürth) zu den Kickers gekommen ist, hat er einige Trainer erlebt: vor Stipic für ein Spiel Alfred Kaminski, Horst Steffen, Jürgen Hartmann, Massimo Morales und Gerd Dais. Jetzt hofft Baumgärtel, dass Ruhe einkehrt. Und er möchte in seiner neuen Rolle einen wichtigen Teil dazu beitragen, damit am Ende der Klassenverbleib herausspringt. Der ist mit ziemlicher Sicherheit Voraussetzung dafür, dass Baumgärtel bei den Kickers bleibt. Sein Vertrag läuft am Saisonende aus und würde sich nur im Fall des Aufstiegs verlängern.

Ein Vereinswechsel würde ihm wehtun. Gemeinsam mit Frau Nadine, dem zehn Monate alten Sohn Lenn und den drei Hunden ist er in Sindelfingen heimisch geworden. „Es passt alles. Wirklich alles“, sagt Baumgärtel zu seiner aktuellen Befindlichkeit. Jetzt fehlt nur noch die sportliche Rettung.

Badiane zurück im Kader

Lhadji Badiane ist zurück: Der Stürmer steht nach seiner Knieverletzung erstmals seit dem 24. Oktober (1:2 gegen Würzburg) wieder im Kader von Fußball-Drittligist Stuttgarter Kickers. „Für einen 30-Minuten-Einsatz könnte es reichen“, sagt Trainer Tomislav Stipic vor der Partie an diesem Sonntag (14 Uhr) beim 1. FC Magdeburg. Noch offen ist, ob Bajram Nebihi zum Einsatz kommt. Der Offensivmann leidet an einer Syndesmosebandzerrung. Stipic: „Es besteht keine Gefahr, sich erneut zu verletzen, aber das Schmerzempfinden ist höllisch.“ Die Kickers fliegen an diesem Samstag um 16 Uhr nach Berlin. Vor dort aus geht es mit dem Bus weiter. Am Mittwoch (19 Uhr) steht bereits das Heimspiel gegen den SV Wehen Wiesbaden an. (jüf