Einstand nach Maß: Lhadji Badiane (li.) lässt sich von Marchese gratulieren Foto: Baumann

Kraftakt im Kellerduell gegen Wacker Burghausen: Fußball-Drittligist Stuttgarter Kickers gewann mit 3:1 – dank Joker Lhadji Badiane.

Stuttgart - Nach dem erfolgreichen Kraftakt im Kellerduell fielen sich Trainer und Sportdirektor in den Katakomben des Gazistadions erleichtert in die Arme. Horst Steffen und Michael Zeyer sind ein eingespieltes Team. Sie ergänzen sich gut. Seit ihrem Amtsantritt haben sie – vom fehlenden Auswärtssieg mal abgesehen – nicht viel falsch gemacht. Auch die jüngste Verpflichtung von Lhadji Badiane (26) passt ins Bild. „Ich bin Michael sehr dankbar, dass er ihn geholt hat“, sagte Steffen. Der Trainer selbst war sich anfangs gar nicht so sicher, ob der Transfer klug ist. Nicht dass er die fußballerischen Fähigkeiten des ehemaligen französischen Erst- und Zweitligaspielers nicht zu schätzen gewusst hätte. Nein, Steffen machten die fehlenden Sprachkenntnisse (Badiane spricht ausschließlich Französisch) und die eineinhalbjährige Verletzungspause des Stürmers wegen Knieproblemen nachdenklich. Doch Zeyer überzeugte ihn. Auch weil sich das Risiko für die Blauen in überschaubaren Grenzen hält. „Lhadji ist uns zugelaufen. Er spielt praktisch umsonst, da er Spielpraxis sammeln will“, sagte Zeyer.

Mit einem Amateurvertrag ausgestattet, war der Mann mit den Wurzeln im Senegal vor drei Wochen zunächst für die Oberligaelf geholt worden. Durch die fünfte Gelbe Karte von Elia Soriano rückte er nun in den Drittligakader. Und der Joker stach. Auf Vorlage von Gerrit Müller traf Badiane sieben Minuten nach seiner Einwechslung zum 2:1 (83.) – mit einem platzierten Schuss aus der Drehung. „Das hat er super gemacht“, lobte Steffen. Und offenbar hat der schnelle Techniker, der den Ball mit dem Körper gekonnt abschirmen kann, noch Luft nach oben. Steffen: „Er hat mir gesagt, dass er derzeit bei 60 bis 65 Prozent ist. Ich bin mal gespannt, was er zeigt, wenn er bei 100 ist.“ Badiane selbst gab sich bescheiden: „Das Tor freut mich, und einen besseren Einstand kann man sich nicht wünschen, aber wichtig ist vor allem, dass ich der Mannschaft helfen konnte.“

Und wie er das getan hatte. Denn nach den vorangegangen vier Heimsiegen (3:0, 3:0, 2:0, 1:0) hing der fünfte am seidenen Faden. Viel zu fahrlässig waren die Blauen, die ungemein viel investierten, vor der Pause mit ihren Großchancen umgegangen: Müller, Marco Calamita und Sandrino Braun verpassten es, die 1:0-Führung durch Fabian Baumgärtel (13.) auszubauen. Das rächte sich. Wacker kam mit Mumm aus der Kabine, kaufte den Kickers den Schneid ab – und glich durch einen von Marc Stein verursachten Foulelfmeter zum 1:1 (55.) aus. Die Partie drohte zu kippen. Doch mit viel Leidenschaft und dank Joker Badiane sicherten sich die Blauen den Schlüsselsieg. „Der Wille und die Galligkeit waren bei den Kickers in den letzten zehn Minuten einfach stärker“, räumte Wacker-Trainer Uwe Wolf ein.

Jetzt hoffen die Blauen, dass diese Eigenschaften im zehnten (!) Anlauf zum ersten Auswärtssieg der Saison reichen: am kommenden Samstag (14 Uhr) bei RB Leipzig.