Die Stuttgarter Kickers hoffen im DFB-Pokal auf eine Sensation gegen Eintracht Frankfurt. Foto: Pressefoto Baumann/Alexander Keppler

Nach einer langen Zeit treffen die Stuttgarter Kickers im DFB-Pokal mal wieder auf Eintracht Frankfurt. Für die Fans der Hessen haben wir daher das Wichtigste zusammengefasst, was sie über die Kickers und zum Spiel wissen müssen.

In der zweiten Runde des DFB-Pokals treffen die Stuttgarter Kickers am Dienstagabend (Anpfiff 18 Uhr/Sky/Liveticker) auf den amtierenden Europapokalsieger Eintracht Frankfurt – besser hätte es für den Oberligisten wohl kaum kommen können. Und auch die Tatsache, dass das Spiel in Degerloch auf der Waldau stattfinden wird, sorgte bei den Fans der Blauen für große Freude. Zwar hätte ein Umzug in die Mercedes-Benz Arena nach Bad Cannstatt wohl deutlich mehr Geld in die Kassen der Kickers gespült – doch in der Heimstätte des VfB Stuttgart fühlt sich der gemeine Kickers-Fan nicht sonderlich wohl – untertrieben ausgedrückt. Das letzte Duell gegen die Eintracht ist schon lange her. Daher haben wir für die Fans des Europapokalsiegers ein paar Infos über die Kickers zusammengestellt.

Aktuelle Form

Die Kickers haben am 13. Spieltag durch das 1:0 vor 3300 Zuschauern beim 1. Göppinger SV ihre Tabellenführung in der Oberliga Baden-Württemberg ausgebaut. Sechs Mal in Serie konnten die Blauen zuletzt gewinnen und sich dadurch einen Vorsprung auf die Verfolger SG Sonnenhof Großaspach und 1. Göppinger SV erspielen. Dazu haben sie von allen 18 Teams das beste Torverhältnis – schossen die meisten Tore (39) und kassierten bislang auch die wenigstens Treffer (sieben).

In der Offensive sind die Kickers für die Gegner in der Oberliga schwer auszurechnen. Die 39 Treffer wurden von 13 unterschiedlichen Spielern erzielt – Stürmer David Braig und Kapitän Kevin Dicklhuber (beide acht Tore) jubelten dabei am häufigsten. In der Defensive überzeugt das Innenverteidiger Duo Niklas Kolbe und Denis Zagaria.

Trainer

Einen großen Anteil am jüngsten Erfolg der Kickers hat Trainer Mustafa Ünal, der die Kickers im September 2021 übernahm. Es folgten bis heute saison- und wettbewerbsübergreifend 52 Pflichtspiele. Und Ünals Bilanz kann sich wahrlich sehen lassen. Es gab nur vier Niederlagen – davon eine diese Saison beim FV Ravensburg.

Demgegenüber stehen bei sechs Unentschieden insgesamt 43 Siege gegenüber, darunter als Höhepunkte der WFV-Pokal-Final-Triumph gegen den Regionalligisten SSV Ulm 1846 und der DFB-Pokal-Coup gegen Zweitligist SpVgg Greuther Fürth. Der eindrucksvolle Punkteschnitt beträgt 2,53.

Stadion und Umgebung

Die Stuttgarter Kickers tragen ihre Heimspiele im Gazi-Stadion auf der Waldau aus, das von den Fans weiterhin häufig einfach als Waldaustadion oder Kickers-Platz bezeichnet wird. Das Stadion, das rund 11 500 Menschen fasst und am Fuße des Stuttgarter Fernsehturms liegt, hat eine lange Tradition aufzuweisen. Eröffnet wurde es bereits im Jahr 1905 – seither tragen die Kickers dort ihre Heimspiele aus.

Kein anderer Fußballverein in Deutschland spielt bereits so lange am selben Ort um Punkte. Schlecht wird es Kickers-Fans, wenn Kommentatoren oder andere Auswärtige von „im Degerloch“ oder „auf dem Degerloch“ sprechen. Bei Degerloch handelt es sich nämlich nicht etwa um einen Berg, sondern um einen betuchten Stuttgarter Stadtteil mit mehr als 16 000 Einwohnern.

Unmut kommt bei Anhängern der Blauen auch beim Thema Bierpreis auf. Einige monieren, dass 4,50 Euro für die Halbe Champions-League-Niveau hätte. Betrachtet man die Preise bei der Eintracht, liegen sie mit der Aussage gar nicht mal so falsch. Im Frankfurter Waldstadion kostet das Bier laut Medienberichten nämlich zehn Cent weniger. Etwas günstiger ist da umgerechnet die Maß im Gazi-Stadion. Der Liter Bier wird für acht Euro angeboten. Ausgeschenkt wird im Übrigen Bier von der Stuttgarter Privatbrauerei Dinkelacker Schwabenbräu.

Gästefans, die mit der Bahn anreisen, dürfen sich derweil über eine kleine Stadtrundfahrt freuen. Die Fahrt mit der Stadtbahn der Linie U15 bietet einen herrlichen Blick über die Stadt. Von der Haltestelle Ruhbank/Fernsehturm sind es noch wenige Gehminuten zum Stadion.

Wer im nahe gelegenen Waldstück versehentlich über einen benutzten Pariser stolpert, nicht wundern – der Wald unter dem Fernsehturm gilt als beliebter Sextreff. Seit Jahren herrscht dort zum Ärger vieler reger Verkehr. Fans, die das Spiel von einer anderen Perspektive betrachten wollen oder aus den verschiedensten Gründen vielleicht auch müssen, die können sich für 10,50 Euro ein Ticket für den 217 Meter hohen Turm erwerben (Fernglas nicht vergessen). Nur wenige Hundert Meter vom Stadion entfernt befindet sich das Waldhotel, das zuletzt zwei Mal von der Nationalmannschaft um Trainer Hansi Flick bezogen wurde.

Fans

Die bittere Realität für die Stuttgarter Kickers heißt aktuell Oberliga – und das schon seit langen vier Jahren. Dennoch kann sich der Verein auf seine treuen Fans verlassen. In der vergangenen Saison lag der Zuschauerschnitt bei fast 2500 Besuchern. Davon konnte etwa der ligahöhere Tabellenführer SSV Ulm 1846 Fußball in der vergangenen Regionalliga-Saison bestenfalls nur träumen. Die meisten Zuschauer kommen in der Oberliga ins Gazi-Stadion wenn der SSV Reutlingen zu Gast ist (5000 bis 6000), dessen Fans eine Fanfreundschaft mit den Ultras des VfB Stuttgart pflegen. Auch ein Grund weshalb das Derby vor allem für die aktive Fanszene das attraktivste Spiel der Runde ist.

Apropos Fanszene – der Stimmungsblock befindet sich auf der Waldau in Block B auf der Gegentribüne. Dort sind unter anderem die Ultras der Blauen zuhause. Die „Blauen Bomber 1995“ sind die bekannteste Gruppe der Kickers-Szene. Oft sind befreundete Ultras aus Regensburg und Linz bei Heim- oder Auswärtsspielen dabei. Die Kickers, die am 21. September 1899 gegründet wurden, haben derzeit rund 2800 Mitglieder.

Hymne und Logo

Auf die Hymne der Stuttgarter Kickers sind die Fans der Blauen sehr stolz. Kein geringerer als die 2011 verstorbene TV-Legende und Kickers-Ehrenmitglied Joachim Fuchsberger textete das Lied, welches vor jedem Heimspiel aus den Lautsprechern des Gazi-Stadions schallt. Das Logo der Kickers beinhaltet derweil neben dem großen K auch drei Sterne, die für den Verein eine wichtige Bedeutung haben – sie stehen für Kämpfer, Könner, Kameraden.

Direkter Vergleich

Eintracht Frankfurt und die Stuttgarter Kickers sind laut des Kickers-Archivs in ihrer traditionsreichen Geschichte bereits 41 Mal aufeinandergetroffen. 23 Mal gewann die Eintracht, elf Mal ging der Sieg nach Degerloch und sieben Mal trennten sich die beiden Vereinen unentschieden.

Die beiden letzten Duelle datieren aus den Jahren 1997 und 98. In den beiden Zweitliga-Partien konnten sich die Hessen knapp durchsetzen (3:2 und 1:0). Im DFB-Pokal trafen die Vereine erst einmal aufeinander – mit dem besseren Ende für die Kickers. Im Jahr 1987 besiegten die damaligen Zweitligisten im Viertelfinale vor 10.000 Zuschauern auf der Waldau die Eintracht mit 3:1. Der Weg der Blauen führte in dieser Saison bis ins Finale, wo sie sich schließlich dem Hamburger SV geschlagen geben mussten.

Jüngste Vergangenheit

Nicht lange ist es her, da klopften die Stuttgarter Kickers noch an der Tür zur 2. Liga. In der Drittliga-Saison 2014/15 fehlten den Blauen nach einer starken Saison am Ende zwei Punkte auf den Relegationsplatz, den sich Holstein Kiel sicherte. Im folgenden Jahr begann dann der große Absturz, der nach zwei enttäuschenden Jahren in der Regionalliga schließlich auf den Amateurplätzen der Oberliga Baden-Württemberg endete. Im ersten Oberliga-Jahr scheiterten die Degerlocher, die auch in der 5. Liga weiterhin unter Profibedingungen trainieren, in den Aufstiegsspielen. Dann spielte Corona den Kickers übel mit. Zwei Mal wurde die Saison frühzeitig abgebrochen. Krönender Abschluss im negativen Sinne war das Saisonfinale der vergangenen Runde.

Spieler und Fans wähnten sich am letzten Spieltag nach Schlusspfiff in Dorfmerkingen schon in der Regionalliga – jubelten bereits ausgiebig auf dem Rasen. Ein Tor des Konkurrenten SGV Freiberg in der Nachspielzeit machte den Traum jedoch zunichte – nur aufgrund des schlechteren Torverhältnisses musste man sich mit Platz zwei begnügen. In den Aufstiegsspielen scheiterte die Mannschaft dann denkbar unglücklich an Eintracht Trier, die trotz Punktgleichheit am Ende jubeln durften. Dennoch ist bei den Kickers eine Aufbruchstimmung spürbar – besonders der Pokalerfolg über den SSV Ulm 1846 Fußball wirkte wie eine Befreiung, die in dieser Saison endlich mit dem Aufstieg gekrönt werden soll. Und vielleicht mit einer weiteren Überraschung im DFB-Pokal?