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Präsidium will Zeyer loswerden, der Aufsichtsrat nicht - Spiel gegen Pfullendorf gefährdet.

Stuttgart - Das Gazistadion ruht unter einer Schneedecke, sieben Zentimeter hoch liegt der gefrorene Niederschlag, die Austragung des ersten Rückrunden-Punktspiels der Stuttgarter Kickers an diesem Sonntag (14 Uhr) gegen den SC Pfullendorf ist stark gefährdet. "Wir wollen unbedingt spielen", sagt Dirk Schuster, Trainer des Fußball-Regionalligisten, "das Team brennt auf die Wiedergutmachung der schwachen Leistung beim 0:3 gegen Wormatia Worms."

Selbst wenn es zum erwarteten Spielausfall kommen wird, langweilig wird es den Strategen auf Degerlochs Höhen nicht. Derzeit werden die entscheidenden personellen Weichen in der Führungsetage für die Zukunft gestellt. Wie berichtet, soll dabei Guido Buchwald die Schlüsselrolle übernehmen und künftig im Präsidium für die sportlichen Belange zuständig sein. In diesem Punkt sind sich die teils heftig zerstrittenen Parteien ausnahmsweise sogar mal einig. Das ist der kleinste gemeinsame Nenner.

Das Präsidium, inklusive Geschäftsführer Jens Zimmermann, würde sich gerne mit dem Weltmeister von 1990 als Neuzugang für die Führungsetage schmücken. Für den Aufsichtsrat hat die Idee ebenfalls Charme, und auch der anonyme Investor hätte nichts dagegen. Im Gegenteil: Wenn es nach Mister X gegangen wäre, hätte Buchwald schon vor einem Jahr bei den Blauen seinen Dienst begonnen. Doch die Häuptlinge des Viertligisten entschieden sich anders. Michael Zeyer bekam den Zuschlag als Sportkoordinator.

Und genau um seine Person geht es in den Grabenkämpfen zwischen dem Großteil des Präsidiums und dem Geschäftsführer auf der einen Seite sowie dem Aufsichtsrat und dem Investor auf der anderen. Es rumort schon seit Wochen, die Atmosphäre ist ähnlich eisig wie die Temperaturen im Gazistadion. Das Präsidium hat sich bereits vor zehn Tagen mehrheitlich gegen Zeyer entschieden. Das Kontrollgremium und der Investor dagegen schätzen Zeyers analytische Arbeitsweise. Sie beharren darauf, dass der Ex-Profi weitermacht und künftig den Doppelpass mit Buchwald spielt. Zumindest Zeyer könnte sich das gut vorstellen. "Buchwald wäre eine gute Lösung. Dadurch käme zusätzliche Kompetenz ins Präsidium."

Die Fronten sind verhärtet. Von Donnerstag auf Freitag tagte der Aufsichtsrat bis tief in die Nacht. Am Freitag saß um die Mittagszeit das Präsidium zusammen. Auch danach jagte eine Gesprächsrunde die nächste. Bis zum Redaktionsschluss dieser Ausgabe noch ohne konkretes Ergebnis. Wie es heißt, verbinden Präsident Edgar Kurz und seine treuesten Mitstreiter Dieter Wahl und Tino Köstel ihr Schicksal mit dem Abgang von Zeyer. Sollte der Sportkoordinator bleiben, scheint ein Rücktritt des Teams um Kurz nicht ausgeschlossen - womöglich sogar noch vor der Mitgliederversammlung am kommenden Montag.

Bliebe dann die knifflige Frage: Wer könnte das Amt von Kurz (Präsident seit 15. Juli 2009) übernehmen? Buchwald wohl kaum. Genauso wenig Rainer Lorz, er gilt als Idealbesetzung für das Amt des Aufsichtsratschefs. Präsidiumsmitglied Friedrich Kummer hat beruflich zu viel um die Ohren. Bliebe noch Gerhard Baumeister (47). Der Banker ist zwar erst seit 18. Oktober Schatzmeister, doch er soll einen guten Draht zu Buchwald, Lorz und zum Investor haben. Doch unterm Fernsehturm ist in dieser Geschichte bei den Kickers das letzte Wort noch nicht gesprochen.