Nach dem 0:3 in Aalen: Bajram Nebihi enttäuscht am Boden Foto: Baumann

Spielerisch zwar lange Zeit ansprechend, nach vorne aber zu harmlos und hinten in den Schlüsselszenen ohne jede Abstimmung: Drittliga-Schlusslicht Stuttgarter Kickers wartet nun schon seit 15 Spielen auf einen Sieg. Und auch der Trainer macht keine glückliche Figur.

Aalen - Ralf Vollmer fuhr frustriert vom Parkplatz der Scholz-Arena. Der ehemalige Spieler, Sportdirektor und Kurzzeittrainer der Kickers leidet immer noch mit seinen Blauen. Und die 0:3-Abfuhr auf der Ostalb verursachte bei dem 53-Jährigen fast schon körperliche Schmerzen. „Fußballerisch waren wir den Aalenern zwar klar überlegen“, begann Vollmer mit dem positiven Aspekt des tristen Nachmittags, doch dann legte er den Finger in die Wunde: „Was mich nachdenklich stimmt, ist, dass der Geist, den diese Truppe in den vergangenen drei, vier Jahren ausgezeichnet hat, nicht vorhanden war.“ Es fehlte das Aufbäumen. Es fehlte der Wille und die Entschlossenheit, sich gegen die drohende Niederlage zu stemmen. Nach dem 0:1-Rückstand (72.) durch Matthias Morys’ fünftes Saisontor fiel die Mannschaft auseinander. Die Treffer zum 2:0 (75.) durch Dominick Drexlers Saisontor Nummer sechs und zum 3:0 (83.) durch den eingewechselten Steffen Kienle waren die logische Folge.

Dabei waren die Aalener alles andere als eine Übermannschaft. Die Kickers hatten vor 5176 Zuschauern eine Stunde lang mehr vom Spiel, eroberten dank gutem Pressing oft den Ball, doch danach spielten sie mit viel zu wenig Druck und Tempo in die Spitze. Es mangelte an Mut, Ideen und Kreativität. Unverständlich deshalb, dass Trainer Tomislav Stipic den technisch starken und spielintelligenten Edisson Jordanov 90 Minuten auf der Bank brummen ließ und stattdessen auf Tobias Pachonik setzte. „Jordanov war eine Überlegung, aber wir haben uns für den typischen Außenbahnspieler Pachonik entschieden“, lautete Stipics Begründung. Schon beim 1:1 eine Woche zuvor gegen Erzgebirge Aue hatte Stipic bei der 1:0-Führung mit der Einwechslung von Markus Mendler für den Mittelfeldstabilisator Sandrino Braun kein glückliches Händchen.

Eine neue Innenverteidigung wird am Start sein

Sieben Spiele warten die Blauen nun auch schon unter Stipics Regie auf einen Sieg. Die Hoffnung auf den Klassenverbleib schwindet immer mehr. Noch einmal die Reißleine zu ziehen, kommt für die Blauen aber offenbar nicht infrage. „Das war nach den letzten beiden Unentschieden ein Rückschlag“, musste Präsident Rainer Lorz eingestehen, eine Trainerdiskussion schloss er jedoch aus: „Das Entscheidende ist, dass die Mannschaft in die Spur kommt und Punkte holt.“ Michael Zeyer hat sein Schicksal ohnehin mit Stipic verknüpft. Der Sportdirektor ist nach wie vor felsenfest davon überzeugt, dass die Aufholjagd in den verbleibenden 15 Saisonspielen noch gelingt: „Die Elf wird in ihren Rhythmus kommen und mit mehr Kraft den Plan auch umsetzen.“

Am kommenden Samstag (14 Uhr/Gazistadion) gegen Hansa Rostock wird auf alle Fälle eine neue Innenverteidigung am Start sein. Marc Stein fällt mit einem Muskelfaserriss im Oberschenkel mehrere Wochen aus, Manuel Bihr sah die fünfte Gelbe Karte. Neben Hendrik Starostzik dürfte Sandrino Braun ins Abwehrzentrum rücken. Überhaupt entpuppte sich die Viererkette auch in Aalen wieder einmal als Sicherheitsrisiko. Bestes Beispiel: das Gegentor zum 0:1. VfR-Stürmer Morys begann zehn Meter vor der Mittellinie mit einem Solo auf der rechten Seite, Bihr verlor das Laufduell, keiner sicherte ab und kam ihm zu Hilfe. Schon davor war die schlechte Staffelung der Hintermannschaft auffallend. Das alles stimmt nicht nur Ralf Vollmer nachdenklich. Ob er noch Hoffnung hat? Der frühere Torjäger überlegt lange. „Ein Erfolgserlebnis kann vieles bewirken. Ein Erfolgserlebnis muss her.“ Und zwar ganz schnell. Sonst wird die Regionalliga zur bitteren Realität.