Die Stuttgarter Kickers retten in einem hoch überlegen geführten Spiel gegen den FC Nöttingen in der Nachspielzeit gerade noch ein 1:1. Damit dürfte auch den größten Optimisten klar sein, dass der Aufstieg alles andere als ein Selbstläufer wird.
Mustafa Ünal verdrehte leicht die Augen: „Ich bin schon verwundert. Wenn ich Trainer des FC Nöttingen wäre, würde ich heute feiern gehen“, sagte der Chefcoach des Fußball-Oberligisten Stuttgarter Kickers nach dem 1:1 (0:0) im ersten Saisonheimspiel vor 2430 Zuschauern im Gazi-Stadion auf der Waldau. Hintergrund war die Aussage seines Kollegen Reinhard Schenker, dass er ein „bisschen enttäuscht und traurig“ sei über den späten Gegentreffer, den seine Elf kassierte. David Braig hatte den Kickers mit seinem Tor in der dritten Minute der Nachspielzeit einen Punkt gerettet – und damit war der Heimauftakt wenigstens nicht wie im Vorjahr (0:1 gegen den FC Astoria Walldorf II) komplett in die Hose gegangen.
Die Fans im B-Block feierten die Mannschaft nach dem Schlusspfiff dann auch für ein hoch überlegen geführtes Spiel, in dem die Kickers fast permanent anrannten, sich aber im Strafraum zu selten durchsetzen konnten. „Wir haben den Gegner dominiert, uns viele Chancen herausgespielt, aber im letzten Drittel zu selten den Mitspieler gefunden“, kritisierte Ünal, „ob es Pech oder Unvermögen war – wahrscheinlich von jedem etwas.“
Dobros trifft per Elfmeter
Der 0:1-Rückstand (72.) durch einen verwandelten Foulelfmeter von Ex-Kickers-Spieler Niko Dobros hatten den Spielverlauf auf den Kopf gestellt. Die Blauen setzten danach alles auf eine Karte – und wurden immerhin mit dem Ausgleich belohnt. Es war sogar noch mehr drin, doch den Schuss des eingewechselten Kickers-Neuzugangs David Nieland kratzten die Nöttinger um ihren überragenden Keeper Kenan Mujezinovic von der Linie.
„Das Ergebnis ist ernüchternd. In der Box waren wir einfach nicht präsent genug. Solche Spiele gibt es, aber sie sollten nicht oft vorkommen“, sagte Sportdirektor Marc Stein. Mit anderen Worten: Die Bäume auf der Waldau wachsen nicht in den Himmel, wovon manche Superoptimisten nach den ersten vier Pflichtspielsiegen (bei 12:0 Toren) schon geträumt hatten. „Wir nehmen mit, dass diese Saison kein Selbstläufer wird“, meinte Präsident Rainer Lorz nach dem Abpfiff. Die Spiele gegen den nächsten Gegner FSV 08 Bietigheim-Bissingen (Mittwoch, 18.30 Uhr/Stadion am Bruchwald) gehören ohnehin nicht in diese Kategorie: Gegen das Team von Trainer Markus Lang setzte es in der vergangenen Runde zwei Niederlagen.
Aufstellung Kickers
Castellucci – Moos, Zagaria, Kolbe, Kammerbauer – Loris Maier, Blank, Campagna (73. Nieland), Riehle (78. Guarino) – Eroglu (60. Obernosterer), Dicklhuber (80. Braig).