Hochgefühle in Blau: Die Stuttgarter Kickers bejubeln ihren zweiten Heimsieg Foto: Baumann

Ihre Pflicht haben die Stuttgarter Kickers mit dem 2:0 gegen Mainz 05 II erfüllt, jetzt kommt die Kür: Der ganze Verein freut sich auf das Pokalspiel gegen den Vizemeister.

Reutlingen - Highlight war bei Spielern und Trainerteam von Fußball-Drittligist Stuttgarter Kickers die meistgebrauchte Vokabel an diesem Samstag. Sandrino Braun sprach von einem „absoluten Highlight“, Torwart Korbinian Müller vom „Highlight schlechthin“. Auch Kickers-Trainer Horst Steffen ließ sich vom allgemeinen Hochgefühl seiner Mannschaft anstecken: Ein „wirklicher Höhepunkt“ sei das Spiel.

Das Spiel der Spiele.

Gemeint war nicht das 2:0 gegen die Zweitvertretung von Mainz 05. Sondern das Aufeinandertreffen mit Vizemeister Borussia Dortmund am kommenden Samstag (15:30 Uhr) in der ersten Runde des DFB-Pokals. 28 000 Tickets sind bereits verkauft, Sportdirektor Michael Zeyer rechnet mit einer ausverkauften Mercedes-Benz-Arena (39 000 Plätze stehen zur Verfügung).

„Die Spieler haben sich das verdient“, sagte Zeyer und spielte damit auf die gute letzte Saison mit der Qualifikation für den DFB-Pokal an. Aber auch auf die Generalprobe am Samstag. Die war zwar kein Glanzstück, sondern eher durchschnittliche Drittligakost. Angesichts von drei Spielen binnen sieben Tagen wollte Zeyer aber Milde walten lassen. „Es war nicht so gut, wie ich es mir vorstelle, aber damit muss man auch mal zufrieden sein.“

Zu einem ähnlichen Fazit kam Horst Steffen. Das Spiel unter der Woche in Großaspach (1:1) sei sehr intensiv gewesen, das habe man gegen Mainz gespürt. Hinzu kamen die hohen Temperaturen, ein laufstarker Gegner und ein holpriger Rasen, der die 90 Minuten mit einem Wort zusammenfassen ließ: Arbeitssieg.

Das Team stellt sich stabil dar, ohne Ausreißer nach unten. Vor noch nicht allzu langer Zeit hätten die Kickers so ein Spiel sicher nicht gewonnen. Für die Verantwortlichen war es daher eine wertvolle Erkenntnis, dass inzwischen auch durchschnittliche Leistungen in der dritten Liga für einen letztlich ungefährdeten Heimsieg reichen. Gerrit Müller (61.) und Randy Edwini-Bonsu (80.) nach schöner Vorarbeit von Besar Halimi sorgten mit ihren Toren für die Höhepunkte.

Mit sieben Punkten dürfen sich die Blauen fürs Erste nach oben orientieren. Wenngleich Spieler und Trainer Fragen nach möglichen Aufstiegsambitionen schon im Ansatz abbügelten. Stattdessen redeten sie lieber über den kommenden Gegner. Torwart Müller rechnet sich gegen die Borussia auf jeden Fall etwas aus. „Sonst müssten wir ja nicht antreten.“ Elia Soriano erinnerte daran, wie er vor zwei Jahren im Pokal für den damaligen Drittligisten Karlsruher SC zum 4:2-Endstand gegen den HSV traf. „Warum soll das nicht wieder möglich sein?“, fragte er.

Vielleicht, weil die Qualität beim Vizemeister noch mal eine andere ist. Das weiß auch Horst Steffen, der sich im Klaren darüber ist, dass alles andere als ein Ausscheiden einer Sensation gleichkäme. Ob er trotzdem daran glaubt? „Ich glaube an meine Mannschaft“, sagt er. Und wenn es nicht reicht, spielt der Drittligist wenigstens mal wieder auf der großen Bühne. Werbung in eigener Sache kann angesichts von nur 2260 Zuschauern im Reutlinger Ausweichquartier gegen Mainz nicht schaden. Auf dass künftig ein paar mehr Fans an die Kreuzeiche pilgern. Denn auch die dritte Liga bietet hin und wieder ein paar Highlights.